Thorens TD 280 MK III - ein kleiner Kauf- und Revisionsbericht
#1
Hallo zusammen!
Heute habe ich einen Thorens TD 280 MK III über die Kleinanzeigen erstanden. Seit Mitte Dezember wartete er auf einen Käufer, sein Preis sank von 350 € auf 275 €... und ich gab mir einen Ruck - eigentlich bin ich gerade dabei, meinen Gerätepark zu verkleinern  Sad . 

   

Auf den ersten Blick scheint dieser Spieler kein guter Fang zu sein - 275 € liegen (es lebe die Milchmädchenrechnung) über dem Neupreis von ca. 450 DM. Das ist allerdings schon ca. 30 Jahre her und außerdem gab's für die harte Mark noch Garantie und ein nagelneues Gerät ohne Gebrauchsspuren, dafür eine OVP und eine BDA. 

Der Grund, weshalb ich trotzdem zugeschlagen habe, ist dieser hier:

   

Die Nadel soll laut Verkäufer nur wenige Stunden auf dem Buckel haben - das kann glauben, wer will. Aber ich habe das Gerät abgeholt und mir selbst ein Bild von der Lage gemacht. Zuvor wollte ich per Telefon wissen, weshalb der Spieler verkauft wird (wer kauft denn eine Nadel 40 und stößt diese mit dem Plattenspieler dran nach wenigen Stunden weit unter dem Neupreis ab?). Nun: Grund ist eine Anschaffung eines besseren Spielers. Der Name - ich bin im High End-Bereich unwissend - sagte mir nichts. Es stellte sich als mehrere tausend Euro teure "Bohrinsel" heraus, mit Ortofon MC-Tonabnehmer drunter usw. Jetzt kann man von diesen Spielern halten, was man will. Im direkten Vergleich sah der Thorens noch erbärmlicher aus, soviel steht fest. 

Da es mir in erster Linie um die Nadel ging, musste diese raus und unter's Mikroskop:

   

Und von der anderen Seite:

   

Aha. Benutzt ist sie also. Also: ab in den Ultraschallreiniger... ich weiß, da scheiden sich die Geister und außerdem droht Steinverlust... Aber: wer nichts wagt, der nichts gewinnt...

   

Und die andere Seite: 

   
Viele Grüße
Darwin (Thomas)
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#2
Ich wollte nach der ersten Zeile schon eine Rüge aussprechen, von der Nadel hatte ich da noch nichts gelesen.
Matthes @"seva" hat schließlich gerade heute einen TD280 MKII für einen Hunderter angeboten.

Die 40er Nadel kostet aktuell 319,-- Euro, wenn sie in Ordnung ist, kannst Du eine OM5 auf den Thorens
stecken und ihn für 150 Euro über die Bucht verkaufen Big Grin
Gruß
Michael
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#3
Über den TD 280 kann man einiges sagen und offen gestanden wird da auch vieles dabei sein, was nicht gut ist. Dazu komme ich auch gleich noch. Auf den ersten Blick macht er nicht viel her (und auf den zweiten auch nicht), aber wenn man die dünne Pappe abgeschraubt hat, die die Inneren schützt, stößt man auf eine überraschend große Platine. Der TD 280 hat eine aufwändigere Motorsteuerung und eine Lichtschranke, die berührungslos am Plattenende den Lifthebel betätigt. Und wo Elektronik ist, sind auch Elkos. Die gehen leider kaputt und müssen daher ersetzt werden. Ob das bei diesem Gerät schon notwendig gewesen wäre... wer weiß? 

   

Ich habe jedenfalls die fünf Elkos getauscht:

   

Das macht nicht viel Arbeit und man hat die nächsten Jahre Ruhe. Leider hatte ich für den dicken Onkel rechts keinen axialen Verwandten. So etwas ärgert mich eigentlich, auch wenn's keiner sieht und es für die Funktion völlig unerheblich ist. Da ich für den MK III keinen Schaltplan gefunden habe, wohl aber für den MK II und IV, habe ich die Pläne verglichen und festgestellt, dass am Schaltungsdesign keine Änderungen vorgenommen worden sind. Folgende Liste gilt also auf jeden Fall für MK II-IV, evtl. auch für MK I:

   

Nach der Wartung der Elektronik war die Mechanik dran - naja, viel ist ja nicht dran...:

   

Ohne Plattenteller sieht man links oben den Plastikpulley (richtig, das ist Hartplastik!) und in der Mitte einen Kunststoffeinsatz, der das Messing-Tellerlager enthält. Das ist allerdings unglaublich passgenau!

   
   

Was das Tellerlager angeht: es geht sehr weit runter (gleich kommt noch ein Bild von der Subteller-Achse) und zeigt, dass wenigstens an einigen wichtigen Stellen nicht gespart wurde. Es ist wirklich passgenau. Ich hätte das nicht in der Qualität erwartet, was daran liegt, dass der Rest drumherum wenig wertig ist. Allerdings kratzte der Subteller bzw. gab ein kratzendes Geräusch von sich - ein Indiz für Dreck oder zu wenig Öl im Tellerlager.
Viele Grüße
Darwin (Thomas)
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#4
Ein Blick in das Gehäuseinnere ist auch zugleich ein Blick des Grauens:

   

Oben links fehlt die Platine, die ich schon weiter oben gezeigt habe. Sie wird mit vier Schräubchen gehalten - schöne, einfache Lösung, gegen die nichts einzuwenden ist. Unten links kann man den Motor sehen und spätestens jetzt ist klar, dass der Blick vorhin nicht trog (oder trügte?): der Motor ist Null - Niente - Nix - Nothing - Nada entkoppelt. Das finde ich schon krass, offen gestanden.

Man sieht auch in der Mitte den "Kegel" vom Tellerlager - ein Traum in Plastik. 

   

Ein Traum in Plastik ist auch der Subteller. Man kennt so etwas von den Dual-Spielern a la 455er und Co, aber auch von Pro-Ject. Weshalb die Achse so lang sein muss? Keine Ahnung. Wichtig scheint mir, dass das Messing-Lager des Subtellers noch penibler gereinigt gehört und natürlich genauso penibel geölt, aber das hatten wir schon oben. Jetzt hört man jedenfalls kein Kratzen mehr aus dem Tellerlager...

   

Jetzt geraten einige Arbeitsschritte durcheinander. Den Subteller sollte man ganz am Ende einsetzen, denn er wird durch nichts gesichert. Er ist wirklich nur gesteckt. Beim Dual CS 455 wird er hingegen gesichert, genau wie der Teller - der beim Thorens nur aufgelegt wird. 

   

Schön bei der Platine ist, dass die vier Anschlüsse idiotensicher mit Flachsteckern verkabelt werden - da kann man sich nicht vertun. Geht doch!

Der Vollständigkeit halber noch ein Detailfoto von der Tonarmbasis, die die Lichtschranke enthält. Hier habe ich nichts machen müssen. 

   

Dass weder Teller inklusive Lager noch der Motor entkoppelt sind - auch nicht der Tonarm, ist spätestens jetzt klar. Als Lösung für die Entkoppelung - wenigstens für den Trittschall - habe ich einen alten Bekannten entdeckt, der mich schon bei Spielern der Zeit Ende der 70er, Anfang der 80er begrüßt hat (z.B. Fisher, Telefunken etc.):

   

In die dünne Pappe wird ein Plastikstutzen gesteckt, darin befindet sich eine Feder und an dieser ist der Fuß befestigt. Höhenverstellbar ist das Ganze nicht - dabei schreit diese Lösung danach. Das wäre auch ein Vorteil dieser Konstruktion, die ich ansonsten für wenig wirksam halte.

Wie billig die Konstruktion ist? So billig:

   

Einfach per Snap-in. Wer weiß, ob man die Füße wieder einbauen könnte, wenn man sie einmal aus der Pappe entfernen musste. 

Da der Teller - wie eigentlich immer bei Spielern, die ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel haben - angelaufen ist, kommt noch das Spülprogramm. Es gibt verschiedene Philosophien und meine ist noch nicht 100% ausgereift. Hinterher sieht es aber besser aus als vorher. Los geht's mit dem Putzstein. Vorher:

   

Und hinterher:

   

Der erste Dreck ist ab (da das häufig Nikotin ist - hier wohl nicht - schadet es nicht, dass der Putzstein schön riecht  Big Grin ).  Weiter geht's mir Never Dull:

   
   

Zunächst der Werbeblock  Cool :
   

Dann das Ergebnis:
   
   

Und wieder zurück am Schreibtisch - alles zusammensetzen, Kork-Matte drauf (ich hätte lieber die Original-Gummi-Matte) - den Riemen aufzulegen, ist fummelig und Bilder habe ich vergessen zu machen. So sieht's jetzt aus:

   
   

Kurzer Funktionstest, Einstellen von Gegengewicht und Antiskating (ersteres sicherheitshalber mit Digitalwaage - ich misstraue diesen einfachen Apparaturen mit der Drehskala... zu Recht, wie sich herausstellte). 

Zeit, dass der Spieler an die Anlage kommt:
   


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Viele Grüße
Darwin (Thomas)
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#5
Wenn das Licht nicht so gnadenlos auf das Gerät scheint, sieht es jetzt ganz passabel aus:

   

Auf den ersten Blick: WOW! Ein Thorens. Man sollte es bei diesem Blick belassen. 

Die erste Platte, die mir für einen Hörtest in die Finger geriet, war die Nils Landgren Funk Unit... und mit einem Blick zur Seite fiel mir auch der Kopfhörer auf... also: Platte aufgelegt, Kopfhörer an die Anlage gestöpselt und los geht's. Der Motor setzt den Teller mit einem Knurren in Bewegung - mit dem Thakker-Riemen, der aufgelegt war, endete das Ganz nach ca. 1 Sekunde damit, dass der Riemen neben dem Pulley lag. Aber der Verkäufer hatte schon den nächsten Riemen parat liegen, weil das wohl ein bekanntes Standardproblem dieses Gerätes sei, meinte er. Die Riemen seien nach ca. 6 Monaten hin und auszuwechseln. Der neue Riemen ist ein Original-Riemen von Thorens. Drauf damit und ab geht die Post (erst natürlich das Knurren, versteht sich). 

Was soll ich sagen? So billig die Kiste mechanisch gebaut ist: man hört den Motor nicht. Genial. Und außerdem treibt der Motor den Teller gleichmäßig an - man hört auch kein Wow oder Flutter. Geht doch. Am Ende gibt leider ein lautes Klack - der Arm hebt an, der Motor stoppt. Funktioniert recht robust, aber zuverlässig. Dafür senkt der Lift den Arm sanft ab, aber nur, wenn der Motor dreht... das Ganze erinnert mich an den... genau!

   

Dual CS 5000. Der hat auch eine Lichtschranke, um das Plattenende zu detektieren. Allerdings ist das Geräusch am Ende nicht so fies wie beim Thorens. Der Arm senkt sich nur, wenn der Plattenteller dreht UND seine Drehzahl erreicht hat - anders als beim Thorens, der das nicht überprüft. Überhaupt: in fast jeder Disziplin überzeugt mich der Dual mehr. Er hat höhenverstellbare Füße und ein Subchassis. Zum Beispiel. Auch der Tonarm macht einen wertigeren Eindruck. Gleiches gilt für das Gehäuse, obwohl der Boden aus Plastik besteht. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. 

Am Ende des Tages schlägt allerdings der Thorens wegen des Ortofons OM mit Nadel 40 den Dual mit dem derzeit verbauten Denon DL-110. Das Denon ist nett und gutmütig, die Nadel 40 hingegen agil und sportlich. Die Höhen sind brillant und sauber - Höhen, die das Denon gar nicht mitbekommt. Die Platte drehen beide Spieler geräuschlos und konstant und aus der gleichen Bauzeit kommen sie auch in etwa. Allerdings darf man nicht vergessen, dass der Dual das Ende der Fahnenstange im Dualprogramm zu seiner Bauzeit darstellte, der TD 280 bei Thorens nicht. Und er war auch nur halb so teuer. 

So gesehen macht er einen guten Job, oder?

(30.01.22, 2:03)Spitzenwitz schrieb: Ich wollte nach der ersten Zeile schon eine Rüge aussprechen, von der Nadel hatte ich da noch nichts gelesen.
Matthes @"seva" hat schließlich gerade heute einen TD280 MKII für einen Hunderter angeboten.

Die 40er Nadel kostet aktuell 319,-- Euro, wenn sie in Ordnung ist, kannst Du eine OM5 auf den Thorens
stecken und ihn für 150 Euro über die Bucht verkaufen Big Grin

Wer weiß, vielleicht mache ich das. Und vielleicht ist mein erster Thorens mein letzter. Falls du das Ende gelesen hast: man kann damit verdammt gut Platten hören. Wohl dem, der die Kiste nicht von innen gesehen hat. Und dem die Haptik nicht wichtig ist. Der TD 280 steht dummerweise neben dem CS 5000... damit dürfte er einen schweren Stand haben. Und ich muss ihm das Brummen noch austreiben. Es ist nicht wild, aber du weißt ja...
Viele Grüße
Darwin (Thomas)
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#6
Mit Thorens bin ich schon optisch nie warm geworden. Ebensowenig mit Dual. Dennoch ein schöner und unterhaltsamer Erfahrungsbericht, gerade weil ich noch nie einen Thorens live gesehen habe. Ich habe auch öfter mal einen Dreher nur wegen des verbauten Systems gekauft.

Eine Reinigung der Nadel im Ultraschallbad habe ich noch nie vorher gesehen. Wie sind Deine Erfahrungen? Gibt es hier irgendwelche Tricks? Wie oft geht das schief?

Außerdem würde mich interessieren, welches Mikroskop du verwendet hast für die Aufnahmen der Nadel. Mit meinem komme ich leider nicht ganz so weit ran.

Viele Grüße
Christian
Viele Grüße Christian
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#7
Moin,
für den Teller und verchromter Arme nehme ich dieses Zeug.



aus Sachsen

https://www.ebay.de/itm/252334432085?_tr...%3A2047675
Gruß Guido

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
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#8
Moin all, moin Chris,

also mei liaba, wenn ich nicht arbeiten müsste, läge meine Ohr noch aufm Kopfkissen.

Du scheinst ja wirklich an jedem Tag der Woche senile Bettflucht zu betreiben... Big Grin
LG Carsten



Für den ersten Eindruck gibt es kein zweites Mal...
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#9
Ja Carsten, das ist leider den Rückenschmerzen geschuldet, die mich seit über einem Jahr jede Nacht plagen. Mehr als fünf Stunden sind leider nicht drin. Bisher konnte auch noch kein Arzt eine vernünftige Erklärung dafür liefern. Vermutlich eine Nebenwirkung des Medikaments, das ich aufgrund einer chronischen Erkrankung nehmen muss. Ich versuche das Beste draus zu machen und genieße die Zeit, wenn das ganze Haus inklusive der beiden Kater noch ruhig ist.

Viele Grüße
Christian
Viele Grüße Christian
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#10
Stimmt - Du sprachst ja davon...manmanman, dagegen muss doch was zu machen sein - Du kommst quasi ja nie in 'ne richtige Tiefschlafphase - das ist doch kein Dauerzustand...

Such Dir mal 'nen Arzt, der Dich medikamentös neu einstellt - es gibt auch andere Präparate mit gleichem Wirkstoff...
LG Carsten



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