12.08.23, 14:38
(12.08.23, 13:00)hyberman schrieb: Danke. Bestens erklärt!
Danke, immer gerne.
(12.08.23, 13:46)HifiMinimalist schrieb: Also brauch ich doch ein MC. Obwohl das AT VM 540 besser als mein Benz Micro ist .
Ich sag´s mal so. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Warum?
Weil es auch bei MM einige Weiterentwicklungen gegeben hat.
Bei AT passierte das schon recht früh (ab 1969) und seither gibt es bei deren VM Tonabnehmern zwei kleine Magneten und diese nicht mehr am Ende des Nadelträgers sondern im Bewegungspunkt auf Höhe des Dämpfungsgummis, welche sich je Kanal zwischen zwei Polstücken und den zugehörigen Spulen bewegen. Dieses Konstruktionsprinzip reduziert ebenfalls die bewegte Masse und kam auch z.B. bei Ortofon und Anderen zur Anwendung.
Gleichzeitig darf man bitte nicht vernachlässigen, dass MC nochmals ganz andere Anforderungen an die Umgebung und Rahmenbedingungen stelle, als MM.
Auch bei einem MC entscheidet der Abschlusswiderstand über eine lineare Spielweise und ist deshalb genauso wichtig. Natürlich kann man ein MC Tonabnehmer auch mit z.B. nach individuellem Gusto einem "höherohmigen" Abschluss betreiben. Es gibt hier aber eine weitere einfache Faustregel:
Die Impedanz des Tonabnehmers sollte durch z.B. den SUT (=Übertrager) bzw. Abschluss gespiegelt werden, sonst spielt der Tonabnehmer nicht linear. Ist die Impedanz des Tonabnehmers niedriger (als der Abschluss), steigt der Frequenzgang nach oben an, ist er höher, fällt er ab. Steigt der Frequenzgang zu hohen Tönen hin an, so klingt es heller und man könnte meinen, dass es an Bass fehlt.
Gleichzeitig aber (und abhängig von der Last am Eingang der MC-Stufe eines Phonoverstärkers) haben wir hier ein ganz simples elektrisches Problem zu bewältigen. Je niedriger die Ausgangsspannung und je niedriger die Impedanz der Generatorspule im MC Tonabnehmer, desto schwieriger wird es das Ganze in guter Qualität zu verstärken, weil das Eigenrauschen der Transistoren, OPAmps und Widerstände, welche in der Schaltung genutzt werden immer mehr störend zu Tage tritt. Hier ist dann ein Übertrager im Vorteil, weil dieser eben idR nicht rauscht und zudem auch noch galvanisch trennt.
Ein Übertrager ist aber nicht wirklich universell einsetzbar sondern eignet sich aus rein technischen und physikalischen Gründen und Begebenheiten eben nur für einen sehr kleinen Anwendungsbereich und das macht das Ganze erstens nicht wirklich einfacher und zweitens auch teuer.
Der wichtige Punkt kommt aber jetzt: Es gibt nur wenige MC Tonabnehmer, welche in größerer Stückzahl hergestellt überhaupt eine kleinere bewegte Masse aufweisen. Das ist nämlich technisch bedingt auch nur bei solchen MCs erfüllt, die eben eine geringe Ausgangsspannung und einen geringen Innenwiderstand der Spule aufweisen. Der Zusammenhang hier ist: Steigt die Ausgangsspannung, dann erhöht sich die Anzahl der Wicklungen und damit auch der Innenwiderstand sowie das Gewicht des Spulenkreuzes und gleichzeitig die effektiv bewegte Masse.
Das bedeutet jetzt nicht, dass es das gar nicht gäbe sondern dass sowas heute nur in kleineren Manufakturen und in sehr kleinen Stückzahlen mit dann auch entsprechend hohem Preis hergestellt wird. Ausnahmen wären z.B. die Audio Technica AT-33 mit 10 Ohm oder Goldring Eroica L, LX (3 oder 7,7 Ohm) und Elite (8 Ohm), Lyra Helikon (5,5 Ohm), Zyx (<8 Ohm) oder ganz grundsätzlich formuliert sollte der Spuleninnenwiderstand nicht größer als 10 Ohm ausfallen, wenn es denn richtig gut werden und mit recht guten MMs mithalten können soll.
Deshalb formulierte ich auch schon mehrfach, dass unter bis zu €2500 ein MM gegenüber MC idR im Vorteil ist.
P.S.: Welches Benz und was ist kaputt? Nadel und Nadelträger lassen sich durch einen Retipp reparieren. Dafür gibt es auch verschiedene Adressen.