Hilfe, Papa hat die Signale geschrumpft - der MC Vorvorverstärkungsfaden
#1
Ok, eine Entzerrung nach RIAA-Standard ist bei Phono eh Pflicht und das kennt Jeder, doch was tun, wenn das Ausgangssignal des Tonabnehmers um den Faktor 10 oder gar 60 kleiner daherkommt, nur weil "Papa" mit echten MC Tondosen und Abtastern rumspielen will?

Zum Vergleich: Ein Shure M-75 E Typ II (der quasi legitime Vorgänger des Shure V15-II) oder ein ELAC 796 ESP legen mit einer Ausgangsspannung von 5 bzw. 5,6 mV eine ziemlich laute Latte vor. Ein ELAC EMC2 liefert dagegen nur beschiedene 120µV und damit ein um den Faktor 42 kleineres Ausgangssignal.

Das ELAC EMC2 gehört aber auch noch zu den lauteren Vertretern der reinrassigen MC Kategorie; ein Ortofon MC-20 MKII liefert mit 0,09 mV gerade noch ein um den Faktor 62 kleineren Signalpegel.

Hier gibt es zwei sich quasi gegenseitig ausschließende Wege:

-> Der klassische Weg greift auf Übertrager - sog. SUT - zurück und nimmt eine über Kreuz wirkende Anpassungstransformation der vom Tonabnehmer kommenden Wechselsannungssignale auf ein höheres Signalpegel vor. Hierbei wird sowohl die Ausgangsspannung als auch des vom Tonabnehmer im Zusammenspiel mit der Phonostage gesehenen Abschlußes (resitive Anpassung) zur adäquaten Generatorbedämpfung analog des kapazitiven Abschlusses der MM Systeme vor. 

Wie man aufgrund der Komplexität schnell erahnen kann gibt es hier dann eigentlich keinen universell passenden Übertrager sondern immer nur technisch passende oder klanglich höher bewertete Kombinationen. Das Problem mit der klanglich bewerteten Kombinatorik ist aber, daß dort dann Individuen ohne techn. Sachverstand ans Werk gehen und sich mit übertriebenem Sendungsbewußtsein sowie ziemlich störrisch als auch emotional über Paarungen auslassen, welche technisch nicht sauber funktionieren, diese Aussagen aber auch noch allgemeingültig und auf alle jemals möglichen Paarungen gültig erklären. Da wird also eben so viel technischer Unfug breitgetreten wie beim Tuberolling.

-> Der modernere Weg greift auf sogenannte Vorvorverstärker oder PrePres zurück. Hier wird mittels Verstärkerschaltung mit wahlweise sich "automatisch einstellendem" oder vom Benutzer zu wählenden oder händisch einstellbaren Abschlußwiderstand nur das Signal um einen gewissen Faktor verstärkt und für die normale Phonostufe "passend gemacht. Das ist also quasi technisch betrachtet ein flexibler Übertrager mit einstellbarer Übersetzung (aka Verstärkung).

Hier soll es nun erstmal um einen dieser PrePres aus meinem Fundus gehen, welchen ich vor vielen Jahren verkauft hatte und nun nochmals meinem Fundus zugeführt habe - der Datakustik S.K.-1.

   

   

   

Voraussetzung für ein gutes Klangbild ist also die richtige Anpassung des Vorvorverstärkers an den Spulenwiderstand des vorhandenen Tonabnehmersystems. Die Spuleninnwiderstände von verfügbaren MC-Tonabnehmern variieren übrigens deutlich und zwischen 2 Ω und bis zu 140 Ω. 

Hier werden grob drei Klassen an MC-Tondosen unterschieden
1. niederohmige Systeme mit einem Innenwiderstand zwischen 2 Ω und 10 Ω
2. mittelohmige Systeme mit einem Innenwiderstand zwischen 15 Ω und 35 Ω
3. hochohmige Systeme mit einem Innenwiderstand zwischen 40 Ω und 140 Ω

Am S.K.-1 können die drei beschriebenen Gruppen individuell eingestellt werden. Die Anpassung erfolgt kanalgetrennt mit Hilfe zweier dreistufiger Drehschalter, welche sich direkt hinter den oberen Cinch-Buchsen verbergen und sich mittels langem Schlitzschraubendreher auch gleich von außen betätigen lassen.

Die Position 1 deckt die breite Palette der mittelohmigen Abtaster wie ein Denon DL-103 und die deutlich höherwertige 30x -Serie aus gleichem Haus sowie vieler anderer Hersteller ab.

Die Position 2 ist für die niederohmigen MCs vorgesehen und kann hier der richtige Spielpartner für z.B. Ortofon, Supex, Fidelity Research, Koetsu und Co. darstellen.

Die Position 3 des Drehschalters ist so ausgelegt, daß mittels Adapter/ Steckbrücke vorwiegend hochohmige Abstaster genau oder andere MCs individuell angepaßt werden können. Es gab für diese Stellung auch beim Hersteller vorbestückte Steckbrücken für EMT (1kΩ) und für Clearaudio (1k2 Ω).

   

In den nächsten Tagen kommt der S.K.-1 erstmal auf den Testtisch und dann sehen wir weiter.
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  • rowo
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#2
Mehr Flexibilität bei dieser Aufgabenstellung bietet der ELAC MC-21. Auch den habe ich mir erst vor Kurzem erneut zugelegt, weil ich das Thema Prepre dann doch nochmal neu für mich beleuchten wollte. Nach all den Kaufprodukten aus längst vergangenen Phonohochzeiten hatte ich damals dann einen DIY Autographen nach Hiraga/ Walther vom l´audiophile aus Paris.

   

   

Der hier bekommt also auch noch eine Frischzellenkur, denn darin befinden sich so einige der auch als Knallfrösche bekannten roten Roederstein und die Drehschalter wollen sicherlich auch mal gereinigt werden.
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#3
Moin

Ich bin schon gespannt wie es hier weiter geht, Pre-Pres oder Übertrager hatte ich noch nie.
Aber ich bilde mich gern weiter.

Gruß Jörg
Ich bin eigentlich ein ganz Netter, wenn ich Freunde hätte könnten die das sicher bestätigen.
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#4
Ich bin ja nur Plattenhörer, was bitte ist der Unterschied zwischen einem pre und prepre? Huh
Ich kenne nur Übertrager und Phonovorverstärker.
Mit Musik geht vieles leichter.
Viele liebe Grüße 
Jo  th_up
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#5
Ein Phonoverstärker verstärkt das vom TA kommende Signal auf Line-Level-Niveau und macht die Entzerrung nach RIAA. Aus den hier bei einem MM-Abtaster produzierten bis zu ca. 5 mV des TA werden so bis zu max. 5V und es wird dann damit ein ähnlicher Pegel erreicht wie der, der von einem CD-Player oder Tapedeck kommt.

Ein MC-Abtaster liefert aber eine um mind. den Faktor 10 (bis zu Faktor 60 und mehr) kleinere Ausgangsspannung und wäre damit deutlich zu leise, wenn er ohne Übertrager oder eben ohne PrePre direkt am MM-Eingang des Phonoverstärkers angeschlossen werden würde.

Ein PrePre ist nur ein kleiner Vorverstärker, der im Prinzip sehr Ähnliches erledigt wie ein Übertrager oder die interne MC-Sektion einer MC-fähigen Phonostufe. Der Übertrager aber ist nicht universell einsetzbar sondern paßt immer nur spezifisch zu einer kleinen Anzahl aus der großen Schar der erhältlichen MC-Abtaster. Da ist ein sog. PrePre halt flexibler einsetzbar und macht ähnlich einem Übertrager aus den z.B. 0,25 mV des MC-Abtasters für den MM-Eingang Deiner Phonostufe passende 2 bis 5 mV, so daß nach dem Phonoverstärker das Signal dann wie auch bei einem MM-Abtaster bis zu max. 5V beträgt.

P.S.:
Manchmal findet man in einer MC-fähigen Phonostufe halt auch nicht die gewünschte Anpassungsmöglichkeit für ein spezielles MC-System. Die Naim Pretek oder die internen Phonokarten von Naim für MC-Systeme gibt es nur in drei Ausführungen mit dann jeweils fest vorgegebenen Abschlußwiderständen. Andere wie z.B. die vintage Musical Fidelity XLP oder XLPS sehen ebenfalls nur einen festen Abschlußwiderstand vor und passen dann bei MC-Betrieb nur zu wenigen MC-Abtastern. 

Da ist man dann mit speziellem Übertrager immer noch etwas eingeschränkt aber individuell und ggf. optimal zum MC-Abtaster passend unterwegs. Mit so einem anpassbaren PrePre (wie dem S.K.-1 oder MC-21) am MM-Eingang ist man dann halt quasi - und sofern man nicht noch gleichzeitig viele individuell zu bestimmten MC-Abtastern passende Übertrager vorhalten will - maximal flexibel aufgestellt.
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  • Xosh2501, HifiMinimalist
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#6
Da ist den so eine 10-15000 Euro teure alles könnenden Vorstufe, quasi die eierlegende Wollmilchsau.
(Gibt es auch günstiger, ich weiß. Aber trotzdem horend teuer)
Mit Musik geht vieles leichter.
Viele liebe Grüße 
Jo  th_up
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#7
Heute werden solche PrePres nur noch selten produziert oder aufgelegt; die MC-fähige Phonostufe oder Übertrager sind da häufiger vertreten. Ich muß aber mal nachschlagen, was die Dinger damals wirklich kosteten und werde das dann den heutigen Gebrauchtspreisen für diese Pretiosen nochmal gegenüberstellen.
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#8
Da gab es doch was von (nein, nicht Ratiopharm) Ortofon.

Ortofon MCA 76 hieß das Teil.
Werden oft so um die 200,- gehandelt und sollen nicht schlimm sein
Gruß

Jan


Hifi ist zu 40% Klang und 40% Optik. Der Rest sind Vorlieben.

Dreher im aktiven Einsatz:
JVC QL-Y55F, SABA PSP 910, Technics SL-1300, Hitachi PS-58

Abzugeben:
Sharp Optonica RP-5100, Luxman PD-284, Sonab OA5, SABA 60L

ToDos:
Dual: 1019, Dual 1219, Revox B795, Sony PS 5550, Technics SL-Q 33
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#9
Ja, den MCA-76 gab und gibt es auch. Der war mWn damals etwas günstiger und kam auf knapp DM 200. ELAC MC-21 und Datakustik S.K.-1 kosteten damals dagegen um DM 300.

Das relativiert die heute verlangten Preise ein wenig aber es ist mittlerweile nicht mehr ganz so einfach die Dinger günstig einzukaufen. Alle drei wechseln heute selten unter €200 den Besitzer. Beim MC-21 kann man auf angeblich defekte Geräte setzen und diese instand setzen; das kann man beim MCA-76 ebenfalls machen, doch der Datakustik spielt da leider nicht mit, weil seine Module vergossen sind.
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#10
Ich wollte hier ein kurzes und ernüchterndes Update geben.

Das Monster Cable Alpha kommt mit einer Ausgangsspannung von 0,3 mV daher, und weist eine Spulenimpedanz von 4 Ω auf. Also sollten Übertrager ab 40 Ω und auch bei den PrePres Einstellungen ab 40 Ω funktionieren. De benötigte Verstärkung sollte mit 20dBoder ein Übertrager ab 1:10 ebenfalls recht gut abgesteckt sein.

Getestet habe ich
  • das frisch servicierte NA-323S Phono-Board in meiner Naim NAC 32.5 (Abschluß 470 Ω)
  • und an der Pete Millet LR-Phono
  • den ELAC MC-21
  • den Datakustik S.K.-1
  • Lundahl LL1681 (1:16 und 1:32)
  • Lundhal LL1933 (1:8 und 1:16)
  • UTC O-28 (1:10 und 1:20)
An den NA-323s spielt das Monster saftig, vollmundig, nicht gebremst, richtig schön und sauber. Es macht Spaß und rockt. An der LR-Phono sind die 20dB des ELAC MC-21 bereits zu viel des Guten, das macht dann leider keinen echten Spaß, auch stellt sich mit allen Abschlußeinstellungen nicht annähernd ein Ähnliches Ergebnis ein, wie mit einem der Übertrager oder den NA-323sPhono-Boards im Naim.

Mit dem LL1681 in 1:16 gefällt mit das Monster aktuell am Besten.

Ich bin aber schon auf der Suche nach ein oder zwei anderen Übertragern zum Ausprobieren.
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