Warum nicht mal ein aktiver Monitor ?
#1
Hi Leute , dieses Thema möchte euch einfach dazu animieren , sich mal dem Thema aktiver "Studio" Monitor anzunähern , dabei das eine oder andere Vorurteil auszuräumen und die Vorzüge dieser Lautsprecher darzustellen .

Ich selbst muss zu meinem Leidwesen eingestehen , mich so ca. 38 von 40 Jahren , die ich mich mit dem Thema Hifi beschäftige , auch nicht um diese Art Lautsprecher gekümmert habe , was ich im Nachhinein sehr bedaure , da es mir den einen oder anderen Fehlversuch/Kauf hätte ersparen können und auch eine ganze Menge Kohle .
Geändert hat sich , als sich ein Bekannter nach der Möglichkeit erkundigt hat , ob es Bausätze für aktive klassische 3 Wege Lautsprecher gäbe .

Ich hab dann ein wenig auch bei den fertigen Komponenten recherchiert und da ich selber mal an klassischen 3 Wege Lautsprecher ohne diesen Zwang zum Schlankheitswahn heutiger Standlautsprecher interessiert war, bin ich bei Thomann über die Swissonic X8 gestolpert .

Ein DSP gesteuerter, aktiver 3 Wege Monitor für zu der Zeit knapp 250 € Stückpreis , sprich derart brutal günstig , als das man sich sowas einfach mal zum Spaß bestellen kann .

Gesagt , getan wobei ich schon extrem misstrauisch war , ob man für diesen Preis überhaupt was vernünftiges bauen kann , schon mal gar nicht aktiv und überhaupt , diese Studioteile klingen doch bestimmt außerhalb der Studios totlangweilig .
Ich ging also wie viele andere auch mit ziemlich derben Vorurteilen und dieser Trennung zwischen Profi und Hifibereich im Kopf an die Sache heran , was nachträglich betrachtet nach so vielen Jahren Erfahrung schon fast peinlich war .

Dazu kam,  bei mir zu Hause standen bis kurz zuvor noch ein paar dieser Hifi Legenden rum , nämlich ein Paar Isophon Indigo .
Mächtig gewaltig , leistungshungrig und niederohmig waren sie der Grund für die Anschaffung meines T+A Verstärkers , dazu mit damaligen 6500 DM Neupreis nicht nur vom Klang her highendig . Ich hab sie natürlich gebraucht bekommen für schmale 450€ fast frisch bei Gauder revidiert , aber das tut ja dem ehemaligen Neupreis keinen Abbruch .

Und das Erbe sollten nun ein Paar Monitore für 500€ antreten , aber sicher doch  Rolleyes

Fangen wir vorab gleich mal an mit dem ersten Vorurteil aufzuräumen , nämlich diesem angeblichen Riesenunterschied zwischen Studio Monitoren und Hifi Lautsprechern , den gibt es nämlich schlicht gar nicht , er ist eine Urban Legend , die sich wohl mal irgendwelche High End Fuzzis ausgedacht haben , um die Preise ihrer Machwerke zu rechtfertigen und niemanden auf die Idee kommen zu lassen , nach günstiger Qualität mal im Profi Bereich zu schauen .

Zweifel ?? Einfach mal bei Neumann in die Oberklasse der Studio Monitore schauen und dabei die Chassis beachten , der geneigte DIY Freak kommt da sofort drauf , weil er beispielsweise die VIFA , SEAS und SCAN SPEAK  Chassis schon in unzähligen HIFI Bausätzen zu Gesicht bekommen hat . Nö es gibt keine speziellen Lautsprecher Chassis für Studio Monitore , die kochen bis in höchste Preisklassen das gleiche Wasser , wie Hifi Lautsprecher Hersteller auch .

Wo der eigentliche Unterschied liegt , das sollten mir die günstigen Swissonic Monitore , die mittlerweile geliefert waren , dann auch ganz schnell zeigen .

Da mein T+A Verstärker Pre Outs in XLR Ausführung sein eigen nennt , durften die Endstufen kurzerhand Pause machen , dann das Eingemachte .
Ortsfilter für direkten Betrieb an der Wand , wandnahe oder frei stehende Aufstellung . Sowohl Tief als auch Hochton zusätzlich um je 2dB variabel , praxisnahe im Bass bei 100 Hz wirksam , sprich je nach Geschmack kann man sich den Hifi Touch mit leicht angehobenem Bass durchaus verschaffen , ich habs gelassen .

Nach knappen 10 Minuten war die Einstellerei erledigt und los gings .

Erste Station Mark Knopfler "Privateering" in der de Luxe Version , die Produktion typisch Knopfler , viel besser geht das im Rock/Pop Bereich nicht und dieser nette Tiefbasseinsatz beim Stück Privateer ist immer gut dafür einem Lautsprecher in Punkto Basspräzision auf den ersten Zahn zu fühlen .
Ergebnis .......grottenschlecht , unpräzise , leicht dröhnig , mal kurz die Basssicke befühlt , ups die ist einen ganzen Zacken dicker , als man es von 8 Zoll Treibern im Hifi Bereich kennt , also zum allerersten Mal einen Lautsprecher einspielen .
Dead City Ruins "Shockwave" ist da genau das richtige , schmatzig aufgenommener Hardrock , ein wenig Wall of Sound und lass krachen die Kisten .

Siehe da , nach ein paar Minuten die ersten Verbesserungen und als die Scheibe durch war , hatte man schon einen ganz anderen Lautsprecher vor sich , nachdem das klingeln aus den Ohren wieder raus war , klappte das mit Knopfler dann auch schon viel besser , trotzdem brauchte es letztendlich gut 2 Tage Betrieb , bis die X8 dann ihren korrekten Betriebszustand erreicht hatte .

Und was dann kam , war so ein wenig das Zusammenbrechen einer Hifi Welt .
Die nackten Daten ließen das vorher gar nicht so vermuten .
8 Zoll Bass , 4 Zoll Mitteltöner mit kleinem Waveguide , 1 Zoll Textilkalotte mit etwas größerem Waveguide . Untere Grenzfrequenz laut Hersteller 40 HZ , Maximalpegel 110dB uninteressant außer man möchte in einem 20 qm Raum einen Hörschaden erleiden .

Beachten sollte man aber , gerade diese 40 HZ nach unten , die erstmal gar nicht dolle klingen sind nur im Studio nicht wirklich tief , weil Studios akustisch trocken sind und den Bassbereich nach unten nicht großartig verstärken , die meisten normalen Wohnräume tun das aber eben unterhalb 40 HZ sehr wohl , mit dem Ergebnis das der Unterschied zwischen den 40 Hz auf dem Papier , sich von den linearen 20 Hz der Indigos marginal positiv unterscheidet , weil keinerlei räumliche Übertreibungen mehr stattfinden .

Der nächste Punkt ist neben den wirksamen Ortsfiltern eben die typische Abstrahlung eines Nahfeld Monitors , bei einem Hördreieck bis 2,5 m sind plötzlich seitliche Reflexionen vor dem Hörplatz kein Thema mehr , zusammen mit den Ortsfiltern wird der Raumakustik so ein Schnippchen geschlagen . Das Ganze geht auf Kosten der Breite des Sweetspot , der bei mir mit knapp über 2 m Hörabstand noch genau zwei Sitzplätze breit ist , passt ! 

Nach zahlreichen weiteren Hörversuchen , von Tori Amos über Klassik bis hin zu Metal und Jazz , war der Drops dann prinzipiell mit ein bisschen Wehmut gelutscht .

Ein Paar 500€ Monitore haben nicht nur den Vergleich mit einem Paar 6500DM teuren Standlautsprecher bestanden , sondern haben vieles in speziell meinem Hörraum einfach besser gemacht , insbesondere die räumliche Darstellung in Tiefe und Breite hat erheblich gewonnen , der Verlust von ein wenig Tiefgang ist ab von ganz wenigen Beispielen kaum wahrnehmbar .

Wobei der Punkt der ist , nicht die Qualität der Monitore an sich und seiner Bestückung hat dieses Ergebnis produziert , sondern die Fähigkeiten der aktiven Monitore sich an ihre Hörumgebung und den Aufstellort anpassen zu können .
In dieser Hinsicht ist der Vorteil moderner aktiver Konstruktionen auch und vor allem aus dem Profibereich elementar und befähigt solche Konstruktionen , das Preis/Leistungs Verhältnis gegenüber passiven Hifi Lautsprechern vollkommen aus den Angeln zu heben .

Hier noch mal ein Test der Swissonic X8 

Test X8 bei Boneo



Versteht mich nicht falsch , es geht hier letztendlich nicht darum Studio Monitore zu hypen , aber vielen von uns ist eben der Reichtum nicht gegeben und Geld will erarbeitet sein .
Ein gebrauchter Vorverstärker und ein Paar vernünftig dimensionierte Monitore ermöglicht dem geneigten Fan aber für nicht einmal 1000€ eine an seinen Hörraum angepasst Lösung zu realisieren , für die man mit entsprechenden Verstärkern und passiven Lautsprechern gut das 4 bis 5fache hinlegen darf und am Ende trotzdem nicht ganz zufrieden ist .

Die Swissonic gibt es leider neu inzwischen nicht mehr bei Thomann zu kaufen , Alternativen finden sich sogar günstiger aber genug .

Z.B.

Yamaha HS8
Adam T8V

Schaut man sich allein diese beiden Modelle und vor allem ihre Preise an , kann man ahnen wie weit in dieser Hinsicht zwischen Hifi und Profi Lautsprechern die preislichen Wunschvorstellungen der Hifi Anbieter nach oben ausschlagen .

In diesem Sinne hab ich euch jetzt genug zugeschwallert , wer selber schon Erfahrungen mit Nahfeld Monitoren gemacht hat , ich freue mich auf jede Reaktion und Ergänzung .
Und anbei ein paar Bilder von mir aus den ersten Minuten nach dem Aufbau und bevor ich schlau genug war , mir vielleicht zu den Lautsprechern auch die passenden XLR Kabel in der richtigen Länge zu besorgen . Die maßgeblichen Hörtests wurden dann natürlich mit der gleichen Aufstellung durchgeführt , wie sie jetzt bei meinen Yamahas zu sehen ist .
Die im Hintergrund zu sehenden IQ Lautsprecher waren nur kurz zu Gast .


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