Hallo Rolf,
deinen Denkanstoß finde ich sehr gut.
Drei Anmerkungen:
Gehen wir ins Konzert - sei es Orgel-, Klavier- oder Orchesterkonzert - erwartet uns in der Regel ein Programm, das von tiefen Bässen bis in hohe Höhen reicht. Es wäre wünschenswert, wenn eine Musikanlage so etwas verfärbungsfrei wiedergeben könnte. Über die zu erwartende Dynamik haben wir dabei noch gar nicht gesprochen. Das wäre ein weiteres Thema für diesen Thread.
deinen Denkanstoß finde ich sehr gut.
Drei Anmerkungen:
- Was den Bass-Bereich angeht, kann ich Jan nur beipflichten: jede (!) Dorforgel kann 32 Hz, denn das entspricht dem Ton c unter C (also ,C) eines 16'-Fuß-Registers. Und 16'-Register (jedenfalls mindestens eines) sind Standard der Pedal-Register. Größere Orgeln haben dann auch gerne eines oder mehrere 32'-Register (da wären wir dann bei 16 Hz) und die ganz großen Orgeln haben akustische oder echte 64'-Register (bei den Registern bedeutet das '-Zeichen übrigens "Fuß" und gibt die Länge der längsten Pfeife des Registers an. 8'-Register entsprechen der Tonhöhe des Klaviers - gleiche Taste auf beiden Instrumenten gedrückt bedeutet gleiche Tonhöhe beider Instrumente. 16'-Register spielen also bei gleicher Taste eine Oktave tiefer). "Akustischer 64'" bedeutet, dass durch Kombination zweier Register ein Kombinationston entsteht, in der Regel wird die rein gestimmte Quinte über dem Grundton hinzugefügt und man hört im Raum einen Ton, der eine Oktave unter dem tiefsten realen Ton liegt. Ein 16' kombiniert mit einem 10 2/3'-Register ergibt also einen akustischen 32', ohne dass Pfeifen in der Länge tatsächlich vorhanden sind. Übrigens kommt der Ton C im Pedal in der Orgelliteratur ständig vor und da ein 16'-Register eine Oktave erklingt, sind 32 Hz-Töne keine Seltenheit. Orgelbauer intonieren jede Pfeife einzeln, so dass die Lautstärke jeder einzelnen Pfeife im Raum abgestimmt wird. Nebenbei gleicht der Orgelbauer auch aus, dass wir tiefe Töne (genau wie hohe Töne) bei geringerer Lautstärke leiser wahrnehmen - wenn man so will, ist das eine in Orgeln latent eingebaute Loudness-Funktion
.
- Beim Klavier ist das schwieriger, denn im Gegensatz zu Orgeln kann die Lautstärke jedes Tones stufenlos variiert werden. Bei Orgeln geht das nur durch Aufregistrieren. Dazu komme ich gleich noch einmal. Wie bei fast allen Instrumenten, die ihre Lautstärke ändern können, ohne dass dabei auf zusätzliche Klangerzeuger (Register - übrigens haben auch Cembali Register und können ihre Lautstärke durch Aufregistrieren ändern) zurückgegriffen werden muss, passiert dabei folgendes: der Anteil der Obertöne im Verhältnis zum Grundton nimmt zu, der Ton wird "heller" oder "strahlender". Wir kennen das z.B. von Trompeten, die leise einen sehr warmen, runden und vollen Klang haben. Laut "schmettern" sie und sind kalt, klar, strahlend und hell. Das liegt an den Obertönen, die lautstärkebedingt hinzukommen bzw. sich dadurch erst entfalten können. Beim Klavier hat der Spieler also durch sein Spiel Einfluss darauf, wie stark sich Obertöne entwickeln können und ob er Gebrauch vom Dynamik-Umfang (leisester Ton im Verhältnis zum lautesten möglichen Ton) des Instruments macht. In der Klavierliteratur der Vor-Romantik wird übrigens nur wenig Gebrauch der ganz tiefen Töne gemacht, weil die Instrumente diese in der Regel noch gar nicht hatten. Die Klaviere von Mozart und Beethoven orientierten sich im Tonumfang noch eher an den Tasteninstrumenten des Barock und dort war ein Umfang vom C bis zum c''' schon das höchste der Gefühle... Kurz zurück zur Orgel: Aufregistrieren bedeutet, dass auch obertonreichere Register hinzugefügt werden, bis hin zu den sogenannten Mixturen, die nur noch Obertöne selbst hinzufügen und damit für den Glanz des Orgelklangs sorgen. Alleine kann man Mixturen gar nicht spielen, weil kein sinnvoller Grundton erkennbar ist. Gerade die hohen Register sorgen aber für das Gefühl, dass die Musik jetzt "laut" ist. Und Gleiches gilt auch für die anderen natürlichen Instrumente: die meisten Grundtöne der meisten Instrumente liegen in dem Bereich, in dem unser Gehör am empfindlichsten ist.
- Die Obertöne gehen im Spektrum weit über ihre Grundtöne hinaus. Der erste (harmonische) Oberton ist die Oktave über dem Grundton, dann kommt die Quinte darüber und dann wieder die Oktave. Spielt also eine Flöte einen Ton von ca. 1800 Hz, liegt der dritte Oberton schon bei 7200 Hz - die Obertonreihe geht aber noch weiter.
Gehen wir ins Konzert - sei es Orgel-, Klavier- oder Orchesterkonzert - erwartet uns in der Regel ein Programm, das von tiefen Bässen bis in hohe Höhen reicht. Es wäre wünschenswert, wenn eine Musikanlage so etwas verfärbungsfrei wiedergeben könnte. Über die zu erwartende Dynamik haben wir dabei noch gar nicht gesprochen. Das wäre ein weiteres Thema für diesen Thread.
Viele Grüße
Darwin (Thomas)
Darwin (Thomas)