Wie klingt es und wie sollte es denn überhaupt klingen? - Teil 1 zur Klangbewertung
(21.01.24, 12:23)Jan schrieb: Dynamikumfang

Bevor wir hier über die max. Größe des max. möglichen Dynamikbereiches "streiten" sollten wir zuerst die Begrifflichkeit klären, da er in der HiFi-Szene ja sehr gerne vollkommen falsch verwand wird. 

Es handelt sich ausschließlich um eine Beschreibung des Abstandes zwischen leisestem und lautesten Schallereignis/ Signal bzw. technisch formuliert gibt der Dynamikumfang den Bereich an, in dem sich der Pegel des Tonsignals nutzbringend bewegen kann.

Das deutet dann in unserem Fall auf zwei Aspekte hin, wobei der erste Aspekt jener ist, der aufzeigt, welchen Dynamikumfang wir auf dem gewählten Medium (Schallplatte, CD) überhaupt "speichern" können.
  • die CD hat 6dB Dynamik für jedes Bit, wobei dann eine normale 16bit CD ungefähr 96 dB Dynamikumfang speichern kann
  • Schallplatten und Tonbänder beherbergen bis max. 60 dB Dynamikumfang

Der zweite Aspekt ist jener, der aufzeigt welchen Dynamikbereich wir auf unserer Audioanlage überhaupt darstellen können und hier ist der Dynamikumfang nach unten vom Grundrauschen (noise floor) der Audioschaltung und der Lautsprecher begrenzt; technisch formuliert stellt es das untere Ende des technischen Übertragungsbereichs bzw. (aus anderem Blickwinkel betrachtet) das untere Ende der Auflösung des Gerätes dar. In diesem "Punkt" ist dann das Signal-Rausch-Verhältnis (SNR) immer = 1. 

Das Grundrauschen wird hierbei von mehreren Einflussfaktoren bestimmt
  • bei passiven Bauteilen folgt dieses Rauschen der Theorie der Brownsche Molekularbewegung aller Teilchen (Elektronen, Protonen, Neutronen) und wird als Wärmerauschen bezeichnet; je höher die Temperatur des passiven Bauteils, desto größer fällt diese Eigenbewegung aus. (Hier distanziere ich mich aber auch bitte gleich ausdrücklich von dem ganzen VooDoo und der Scharlatanerie, die hier in der HiFi-Szene dazu verbreitet wird)
  • bei aktiven Bauteilen wird das Grundrauschen höher, je mehr Leistung von der Stromversorgung abverlangt wird
  • die mechanische und elektrische Abschirmung
  • Je mehr Widerstände und Kondensatoren in einem Gerät verbaut sind, desto größer wird das Grundrauschen; reduziert man z.B. den Gesamtwiderstand einer Schaltung auf die Hälfte, so reduziert sich das Grundrauschen in seinem Pegel um etwa 3 dB. Hier gibt es z.B. auch technisch eindeutig  belegt den Begriff Widerstandsrauschen. Das ist 
  • Am Lautsprecher oder Kopfhörer gilt zudem, je größer die Verstärkung über die gesamte Verstärkungskette, desto deutlicher wahrnehmbar wird das Grundrauschen

Der natürlich auftretende Dynamikbereich ist, wie Jan schon schrieb, deutlich größer als das was unsere Audiosysteme in Aufnahme und Wiedergabe speichern und wiedergeben können. Sofern der Dynamikumfang nicht bereits durch entsprechende Limitierung per z.B. Mikrofone und Aufholverstärker oder Raum begrenzt wurde, werden deshalb im Mastering dann sog. Dynamikkompressoren eingesetzt.
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RE: Wie klingt es und wie sollte es denn überhaupt klingen? - Teil 1 zur Klangbewertung - von gelöschter_User - 21.01.24, 13:15

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