Blindvergleich AT-20SLa vs. AT-OC3
#6
Jetzt bitte nicht falsch verstehen; ich will hier keines der beiden Wirkprinzipien schönreden, aber solche Vergleiche benötigen auch entsprechendes Musikmaterial. Das was da meist als ist zweimal vorhanden oder das ist meine absolute Lieblingsscheibe und die erkenn´ ich eh im Schlaf aufgelegt wird, ist meist für diese Art der Vergleiche vollkommen ungeeignet. Die Dire Straits Sachen sind weit weg von natürlichem Mastering; an den Dingern wurde solange rumgeschraubt, bis der gewünschte Spund auch aus einem Küchenradio rauskommt. Das was man braucht ist eher ein klassisches Mastering mit schon während der Aufnahme klar strukturierter räumlichen Abbildung.

Also fallen alle Aufnahmen mit Multimikrofonierung schonmal raus. Gleiches gilt für alle Aufnahmen, die digitale Inhalte enthalten und bei denen natürlich vorkommende Instrumente mit digital erzeugten Tönen vermischt oder verschlimmbessert wurden/ werden. Vorführ-Mucke und audiophile Pressungen sind ebenfalls ungeeignet.

Klassik wie z.B. echte UK EMI oder UK Decca SXL sind für solche Vergleiche gut geeignet, alte Jazzaufnahmen ebenso. Und man kann auch gut gemachte Schlager-Scheiben aus den 60ern dafür hernehmen - Bert Kämpfert bis Freddy Quinn oder die Normalpressung der Ofarims - die bekommt man nämlich recht preiswert und zudem auch häufig in gleichwertigem Zustand.

Und zu guter Letzt äußern sich die Unterschiede eben nicht in der Tonalität sondern in Sachen Plastizität. Also benötigt man eigentlich auch ein Musikstück mit z.B. Raumwechsel bzw. Hallwechsel und sowas findet sich am einfachsten wirklich im Bereich Klassik und bei der DGG Anfang der Siebziger, weil die DGG die einzige Plattenfirma war, welche aus Kostengründen versucht hat die verfügbaren Studiozeiten maximal auszuschöpfen. Deshalb gibt es dort Aufnahmen, die in Studio 1 begonnen wurden und dann in Studio 2 oder 3 erst abgeschlossen wurden. Diese Änderungen an der eingefangenen Räumlichkeit kann man hören, solange die Aufnahme traditionell und nicht multimikrofoniert wurde.

Sog. multimikrofonierte Aufnahmen aus der Zeit kann man dagegen daran erkennen, dass an auf dem Cover ein Aufnahmeort angegeben ist, den man auf der Schallplatte dann nicht wiedererkennen kann. Die Einspielung der Oper La Boheme auf deutscher Decca unter Karajan in der Jesus-Christus-Kirche in Berlin ist z.B. so eine (sogar ziemlich frühe mutimikrofonierte) Aufnahme; das hört sich mehr nach Studio denn nach Kirchensaal an und dass darüber immer wieder berichtet wird, dass hier Pavarotti und die Freni so gut harmonierten und Pavarotti auf seinem Zenit gewesen wäre, ist hier vollkommen uninteressant, weil die Aufnahme halt schon in der Planung und Umsetzung quasi "zerstört" worden ist. Wer das nicht glaubt kann auch einen Direktvergleich zwischen dieser Youtube-Version, der CD und der Schallplatte anstellen.



Die Räumlichkeit und Plastizität wird sich zwischen Computer-Bildschirm-Lautsprechern und den anderen Wiedergabedarreichungen nicht signifikant ändern.  Tongue Cool und das meine ich wirklich ernst.

Auch sollte man das Album und die Pressung eben nicht aus dem FF kennen, damit das das Ergebnis bestimmende eigene Hirn eben nicht maximal betriebsblind and die Sache rangeht. Plastizität und Räumlichkeit erkennt man nämlich am Besten, wenn das Musikmaterial eigentlich neu ist. Das liegt daran, dass unser Ohr auf die offensichtlichsten ihm immer wieder vorgeführten Effekte getrimmt ist und das sind Lautheit, Bass, Hochton und tonale Veränderungen, denn sonst könnten wir z.B. Tochter nicht von Ehefrau und Ehefrau nicht von Mutter unterscheiden. Auch reicht es unserem kognitiven Lymbus normalerweise eine grobe Richtung eines Geräusches zu erahnen und das Ganze ist mehrheitlich von unserem Fluchtinstinkt getrieben.

Räumlichkeit und Plastizität aber äußert sich in den feinen Unterschieden. Da geht es also quasi darum, ob der geöffnete Mund der Sängerin quasi zum Singsang und der räumlichen Wahrnehmung passen mag, eine Punktschallquelle auch wirklich als Punktschallquelle wahrgenommen und empfunden wird, bei der hier im Lieblingsalben-Faden erwähnte Friday Night in San Franzisco und dem ersten Track in der Darstellung in unserem Wohn- oder Hörzimmer wirklich die drei Protagonisten mit Ihren Gitarren im Abstand von ca 2 bis 2,5 m nebeneinander auf der Bühne sitzen und wir auch jede einzelne Gitarre separiert wahrnehmen können? Oder ob man zwischen den einzelnen Stücken nicht nur die sich ändernde Besetzung sondern auch die ggf. die sich dadurch ebenfalls ändernden Gitarren hören kann? Versucht das mal mit der verlinkten Youtube-Version - geht nicht.



Das ist im verlinkten Video allerdings eine andere Reihenfolge als auf der LP.
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