13.08.25, 18:02
Wie schon in "gerade geangelt " gezeigt , hab ich mir ja vor ein paar Tagen ein Pärchen T+A TS 350 Lautsprecher geangelt .
Die spielen hier jetzt immer mal im Wechsel mit meinen Yamaha NS1000M .
Da bei mir als Händler eben öfters mal Lautsprecher durchlaufen, die T+As sind natürlich auch mit diesem Hintergedanken gekauft worden , hängen an meinem T+A Verstärker auch permanent ein Paar Strippen an Lautsprecher Paar B deren Enden zu Zeiten der Nichtbenutzung mit Wago Klemmen verschlossen werden und im Bedarfsfalle ohne viel Gefummel schnell einsatzbereit sind .
Hier noch mal kurz ein Gesamtbild , sind schon konstruktiv wirklich unterschiedliche Lautsprecher und wenn man sich vor Augen hält , das die Yamahas 1974 , die T+As 2007 herausgebracht wurden , liegen da auch über 30 Jahre Entwicklung im Lautsprecher Bau dazwischen .
Beachtet man dazu , das die Yamahas bei ihrer Erscheinung in Deutschland 1977 damals 2800 DM Paarpreis kosteten , die T+As 2000€ pro Paar erschließt sich die einzige wirkliche Parallele , nämlich das sich die Lautsprecher in ähnlichen Preisklassen bewegt haben , wenn man Inflation und Währung einbezieht .
Da enden die Ähnlichkeiten dann aber auch schon und auch wenn die Yamahas letztendlich bis 1988 gebaut wurden und von vielen als legendär gute Konstruktionen betrachtet werden , dürften die meisten der Ansicht sein , dass die T+As am Ende deutlich die Nase vorn haben müssten .
Vorweg genommen , dem ist ganz ohne Vintage Liebhaberei nicht so und das lässt sich auch erklären .
Schaut man sich die Yamaha im Detail und aus technischer Sicht mal an , fällt so einiges auf .
Man braucht dabei gar nicht groß auf den damals sensationellen Beryllium Kalotten rumreiten , ja dieses Material ist extrem schwer zu verarbeiten und auch in der weiteren Historie des Lautsprecher Baus haben es bis heute nur eine kleine Hand voll Hersteller geschafft , dieses Material zu beherrschen , zumeist auch in Preisklassen , die heute unter dem Begriff High End einzuordnen sind .
Die Besonderheit an sich ist aber nicht das Material , sondern wie diese Lautsprecher konstruiert sind .
Auch dazu lohnt ein Blick in die Historie , am Anfang war PA mit dem Einzug elektronischer Instrumente wurden die passenden Verstärker gebraucht und eben auch Lautsprecher , die immer größere Veranstaltungen beschallen konnten .
Da die Verstärkerleistung in diesen Anfangsjahren noch nicht gigantisch hoch waren und auch nicht mit der Einführung der ersten Transistor Verstärker sofort grenzenlos nach oben schossen , brauchte es Lautsprecher mit möglichst hohen Wirkungsgraden , sprich Speaker die mit wenig Verstärkerleistung richtig laut spielen konnten .
Nicht verwunderlich , das man hier vom mechanischen Grammophon schnell auf die Hornkonstruktionen bei Lautsprechern kam , Firmen wie Altec Lansing mit Legenden wie "The Voice of the Theater" bestimmten als mächtige Kisten mit Hörnern bis in den Bass runter das Bild .
So langsam kam aber eben auch der Wunsch und die Aussicht auf einen neuen Markt , der von der Vinyl Schallplatte so richtig angeheizt wurde und Firmen wie als erstes Acoustic Research und dann recht schnell auch Braun und Heco in Deutschland entwickelten die ersten Kalotten Hoch und Mitteltöner und damit die ersten Lautsprecher , die vordergründig für den Heimgebrauch gedacht waren .
Das Wort Hifi war dabei aber noch keinesfalls ein klar umrissener Wert oder gar Standard , dieses ersten Generationen von Heimlautsprechern wurden vordringlich mit der Prämisse konstruiert , die Musik die man in ihrer Ursprungsform der Konzerte und öffentlicher Aufführungen kannte , möglichst authentisch und identisch zu den Hörern nach Hause zu bringen .
Ende der 60er nahm diese Entwicklung Fahrt auf , das Problem mit der Verstärkerleistung war noch lange nicht vom Tisch und die Yamaha NS 1000 M ist in weiten Teilen eben noch genau diesen Anfangskonstruktionen zuzuordnen . 8Ohm Nennimpedanz , 91 dB Wirkungsgrad , ein geschlossenes Gehäuse mit einem 30cm Bass der den Tiefgang viel mehr über die Fläche und noch nicht über den Hub holte . Viele Eigenschaften mit Ausnahme der Pegelfestigkeit waren immer noch direkt dem PA Bereich zuzuordnen .
Als der Punkt der die Yamaha bis heute ziemlich einzigartig macht , ist die 88mm große Mittelton Kalotte zu nennen , bis heute hat es kein Lautsprecher Hersteller geschafft , eine Kalotte mit diesem Arbeitsbereich zu fertigen , auch Yamaha selber nicht . Selbst in der aktuellen NS5000 , die sich in einem gänzlich anderen Preisbereich tummelt , ist der Arbeitsbereich ein wenig kleiner .
Von 500Hz bis 6000Hz spielt nur diese Kalotte , man könnte fast sagen , die NS1000M ist kein wirklicher 3 Wege Lautsprecher , sondern ein Breitbänder mit angesetztem Subwoofer und Superhochtöner . Technisch ist das natürlich falsch , bezogen auf das menschliche Hörvermögen aber eben nicht .
Tatsächlich stellt dieser Frequenzbereich eben genau den Bereich dar , wo der Mensch am besten hört und der Vorteil liegt auf der Hand , hier arbeiten zwei Punktschallquellen ohne Eingriffe einer Frequenzweiche .
Der Unterschied zum heutigen Hifi Lautsprecher liegt einfach darin, das alles an der Yamaha nach dem Motto "Form follows Funktion " gebaut ist , kein Gedanke an Design oder Wohnraumfreundlichkeit , an hübsche Formensprache , einzige Prämisse und Priorität , authentische Musikwiedergabe .
Schauen wir uns dagegen die T+A TS 350 an .
Im ersten Moment wirkt sie gerade vor der Yamaha ein wenig zart , aber das täuscht .
Die Paradedisziplin der T+A Entwickler war schon immer die Transmissionline , hier finden sich auch durchaus die akustischen Wurzeln die bis in die Zeiten der Yamaha und noch früher reichen , einfach weil die Transmissionline vom konstruktiven Aspekt dem backloaded Horn nicht unähnlich ist .
Diese Geschichte in einem gerade Mal 91cm hohem , 21cm breitem und 30cm tiefen Gehäuse unterzubringen ist aller Ehren wert und hat so einige konstruktive Vorteile , zum Beispiel ist das 22Kg schwere Gehäuse der T+A akustisch nahezu tot , Gehäuseresonanzen sind bei zwei Querwänden , die fast auf ganzer Höhe laufen auf ein absolutes Minimum reduziert .
Bis 200Hz arbeitet ein 165mm großer Bass , der dann an einen weiteren 165mm Tief/Mitteltöner übergibt , dieser und hier der erste richtige Unterschied , läuft aber "nur" bis 2200 Hz bevor dann ein 35mm Ringstrahler übernimmt . Um Einflüsse der Frequenzweiche vergleichsweise gering zu halten , sind die Filter sanft mit einer recht untypischen 9dB Flankensteilheit versehen , die Übergangsbereiche der Töner sind also vergleichsweise breit gehalten .
Die gesamte Konstruktion folgt somit einer ganz anderen Linie als die der Yamaha und an die T+A werden dem Zeitgeist entsprechend auch viel mehr Anforderungen gestellt .
Sie muss schlank und wohnraumfreundlich sein , trotzdem tiefreichend , darf sich bezüglich Impedanz und Wirkungsgrad aber auch größere Freiheiten erlauben , da die heutigen Verstärker passend in der Preisklasse ein paar mehr Pfunde an Leistung auf die Waage bringen , als es 1974 der Fall war .
Sie ist auch von der Abstimmung her ein typischer Hifi Lautsprecher heutiger Bauart , der auch leise in Etagenwohnungen einen vorzugsweise vollmundigen Klang abzuliefern hat .
Fazit für die Konstruktionen , die Zielsetzung der Konstruktionen unterscheidet sich nicht nur äußerlich ganz beträchtlich , die frühen Yamaha Konstrukteure hatten auch die viel größeren Freiheiten und Konten in vielerlei Hinsicht sehr viel konsequenter arbeiten . Sofern nur ein klanglich erstklassiges Ergebnis erzielt wurde , durfte sich die Yamaha des allgemeinen Beifalls sicher sein . Die T+As haben es dagegen ungleich schwerer , sie mussten auf einem hart umkämpften Markt bestehen , auf dem plötzlich auch ein "Frauen Akzeptanz Faktor " kaufentscheidend sein konnte , trotzdem haben sie bitteschön alle klanglichen Ansprüche zu erfüllen auch bei Pegel , wo sich der spießige Nachbar unter einem noch nicht zu sehr ereifert .
Der klangliche Vergleich
Angefangen mit "Crossroads" von Tracy Chapmann meinte die Yamaha gleich , die T+A klanglich gnadenlos einstampfen zu müssen , hier kommt die Beryllium Kalotte als Breitbänder vollkommen unbarmherzig zum tragen , die Stimme von Tracy Chapmann wird man auf kaum einem anderen Lautsprecher so direkt und authentisch bis ins kleinste Detail zu hören bekommen . Zusammen mit der recht sparsamen Instrumentierung spielt diese akustische Musik den Yamahas einfach voll in die Karten auch wenn man der T+A durchaus zugestehen muss , ihre Sache auch nicht schlecht zu machen . Ihr Timbre ist etwas dunkler , die Stimme tritt dadurch ein wenig zurück , einzig bei der räumlichen Darstellung kann man streiten .
Die Yamaha bietet einem Tracy an , als ob sie mit ihrer Gitarre direkt vor einem im Wohnzimmer sitzt , authentisch und livehaftig .
Die T+A zeichnet einen etwas größeren Raum , nimmt die stimmlichen Details ein wenig raus und platziert das Geschehen mit mehr räumlicher Tiefe , die aber bei dieser Musik nicht eben so glaubhaft wirkt .
Weiter mit viel härteren Geschichten , nämlich Wind Rose "Wintersaga" , eine typische heutige Metal Produktion mit Vergleichsweise wenig dynamischen Feinheiten , eher nach dem heute sehr gerne verwendetem "Wall of Sound" Schema , was ein bisschen schade ist , denn die Band mit ihrem mehrstimmigen Gesang und den epischen klassischen Anteilen hätte besseres verdient .
Hier schlägt eher die Stunde der T+A , mit einem für die Größe unglaublich sattem Fundament im Bass legen die kleinen los , als ob es kein Morgen gäbe , höhere Pegel .... auch kein Thema , keine Spur von Nervosität , alles unter Kontrolle , einziges Manko , mit ihrem etwas zurückhaltendem Mittelton schönen die T+As diese Aufnahme ein wenig und produzieren eine leicht verstärkte Loudness Charakteristik , die aber nicht unangenehm ist und vielen vielleicht sogar besser gefällt als die auch hier gnadenlos direkte Ansprache der Yamaha . Deren Ehrlichkeit serviert einem hier die nicht ganz gelungene Produktion sehr viel direkter , zusammen mit einem detaillierteren aber auch etwas schlankerem Bass muss das nicht jedem gefallen .
Die T+A reicht auch im Bass etwas tiefer als die Yamaha , die Frage ist eben nur , ist das Dichtung oder Wahrheit ??
Zum dritten gibt es soliden Rock mit Jethro Tull "Catfish Rising " , eine recht gut produzierte Scheibe bei denen es sehr häufig die dynamischen Feinheiten sind , die den Spaß machen . Hier hat die Yamaha wieder die Nase vorne , mehr Details , direktere Ansprache , erheblich natürlicher und authentischer , räumlich aber wiederum etwas kompakter als die T+A . Die Unterschiede sind hier erheblich geringer als bei Tracy Chapman und wieder merkt man , die T+As wollen ein wenig schmeicheln und es allen Recht machen .
Zu sehr kritisieren muss man das nicht , da die T+As dadurch auf jeden Fall die Lautsprecher sind , die von der Langzeit Hörtauglichkeit durchaus ihre Vorteile haben .
Fazit :
Nüchtern betrachtet sind in der Summe ihrer Eigenschaften die Yamahas eindeutig vorne , auch wenn man den Beinamen "Monitor" nicht zu wörtlich nehmen sollte , denn perfekt linear sind auch die Yamahas nicht , würde man sie mit heutigen hochwertigen Studio Monitoren vergleichen .
Ihre Auflösung im Mittel und Hochtonbereich ist ohne jede Schärfe phänomenal und sucht heute noch ihresgleichen , dazu kommt ein Bass und Grundtonbereich , der eine wandnahe Aufstellung hervorragend aushält aber auch braucht .
Authentizität und Praxisnähe sind daher die klipp und klaren Prämissen , nach anderen Kriterien kann und darf man sie nicht bewerten .
Ein paar klassische dicke Pötte die musikalisch nahezu alles richtig machen und dazu geeignet sind durch ihre Optik heutige Beziehungen schnell zu beenden .
Ganz anders dagegen die T+A , sind sind Allrounder im besten aber auch durchaus im schlechten Sinne , designt nach dem heutigen Zeitgeist , nicht der Livemusik sondern der Hifi Aufnahme verpflichtet machen sie einiges besser als die Yamahas aber wenn es rein um die Qualität der Musikwiedergabe geht eben auch einiges schlechter .
Sie sind Kompromiss Konstruktionen die es allen recht machen wollen und es mit ihren unbestreitbaren Qualitäten bei vielen auch schaffen werden .
Lautsprecher mit denen man auch bei leisen Pegeln stundenlang seine Musikkonserven genießen kann , dabei leider aber auch nicht im Unklaren drüber gelassen wird , dass es eben Konserven sind .
Die spielen hier jetzt immer mal im Wechsel mit meinen Yamaha NS1000M .
Da bei mir als Händler eben öfters mal Lautsprecher durchlaufen, die T+As sind natürlich auch mit diesem Hintergedanken gekauft worden , hängen an meinem T+A Verstärker auch permanent ein Paar Strippen an Lautsprecher Paar B deren Enden zu Zeiten der Nichtbenutzung mit Wago Klemmen verschlossen werden und im Bedarfsfalle ohne viel Gefummel schnell einsatzbereit sind .
Hier noch mal kurz ein Gesamtbild , sind schon konstruktiv wirklich unterschiedliche Lautsprecher und wenn man sich vor Augen hält , das die Yamahas 1974 , die T+As 2007 herausgebracht wurden , liegen da auch über 30 Jahre Entwicklung im Lautsprecher Bau dazwischen .
Beachtet man dazu , das die Yamahas bei ihrer Erscheinung in Deutschland 1977 damals 2800 DM Paarpreis kosteten , die T+As 2000€ pro Paar erschließt sich die einzige wirkliche Parallele , nämlich das sich die Lautsprecher in ähnlichen Preisklassen bewegt haben , wenn man Inflation und Währung einbezieht .
Da enden die Ähnlichkeiten dann aber auch schon und auch wenn die Yamahas letztendlich bis 1988 gebaut wurden und von vielen als legendär gute Konstruktionen betrachtet werden , dürften die meisten der Ansicht sein , dass die T+As am Ende deutlich die Nase vorn haben müssten .
Vorweg genommen , dem ist ganz ohne Vintage Liebhaberei nicht so und das lässt sich auch erklären .
Schaut man sich die Yamaha im Detail und aus technischer Sicht mal an , fällt so einiges auf .
Man braucht dabei gar nicht groß auf den damals sensationellen Beryllium Kalotten rumreiten , ja dieses Material ist extrem schwer zu verarbeiten und auch in der weiteren Historie des Lautsprecher Baus haben es bis heute nur eine kleine Hand voll Hersteller geschafft , dieses Material zu beherrschen , zumeist auch in Preisklassen , die heute unter dem Begriff High End einzuordnen sind .
Die Besonderheit an sich ist aber nicht das Material , sondern wie diese Lautsprecher konstruiert sind .
Auch dazu lohnt ein Blick in die Historie , am Anfang war PA mit dem Einzug elektronischer Instrumente wurden die passenden Verstärker gebraucht und eben auch Lautsprecher , die immer größere Veranstaltungen beschallen konnten .
Da die Verstärkerleistung in diesen Anfangsjahren noch nicht gigantisch hoch waren und auch nicht mit der Einführung der ersten Transistor Verstärker sofort grenzenlos nach oben schossen , brauchte es Lautsprecher mit möglichst hohen Wirkungsgraden , sprich Speaker die mit wenig Verstärkerleistung richtig laut spielen konnten .
Nicht verwunderlich , das man hier vom mechanischen Grammophon schnell auf die Hornkonstruktionen bei Lautsprechern kam , Firmen wie Altec Lansing mit Legenden wie "The Voice of the Theater" bestimmten als mächtige Kisten mit Hörnern bis in den Bass runter das Bild .
So langsam kam aber eben auch der Wunsch und die Aussicht auf einen neuen Markt , der von der Vinyl Schallplatte so richtig angeheizt wurde und Firmen wie als erstes Acoustic Research und dann recht schnell auch Braun und Heco in Deutschland entwickelten die ersten Kalotten Hoch und Mitteltöner und damit die ersten Lautsprecher , die vordergründig für den Heimgebrauch gedacht waren .
Das Wort Hifi war dabei aber noch keinesfalls ein klar umrissener Wert oder gar Standard , dieses ersten Generationen von Heimlautsprechern wurden vordringlich mit der Prämisse konstruiert , die Musik die man in ihrer Ursprungsform der Konzerte und öffentlicher Aufführungen kannte , möglichst authentisch und identisch zu den Hörern nach Hause zu bringen .
Ende der 60er nahm diese Entwicklung Fahrt auf , das Problem mit der Verstärkerleistung war noch lange nicht vom Tisch und die Yamaha NS 1000 M ist in weiten Teilen eben noch genau diesen Anfangskonstruktionen zuzuordnen . 8Ohm Nennimpedanz , 91 dB Wirkungsgrad , ein geschlossenes Gehäuse mit einem 30cm Bass der den Tiefgang viel mehr über die Fläche und noch nicht über den Hub holte . Viele Eigenschaften mit Ausnahme der Pegelfestigkeit waren immer noch direkt dem PA Bereich zuzuordnen .
Als der Punkt der die Yamaha bis heute ziemlich einzigartig macht , ist die 88mm große Mittelton Kalotte zu nennen , bis heute hat es kein Lautsprecher Hersteller geschafft , eine Kalotte mit diesem Arbeitsbereich zu fertigen , auch Yamaha selber nicht . Selbst in der aktuellen NS5000 , die sich in einem gänzlich anderen Preisbereich tummelt , ist der Arbeitsbereich ein wenig kleiner .
Von 500Hz bis 6000Hz spielt nur diese Kalotte , man könnte fast sagen , die NS1000M ist kein wirklicher 3 Wege Lautsprecher , sondern ein Breitbänder mit angesetztem Subwoofer und Superhochtöner . Technisch ist das natürlich falsch , bezogen auf das menschliche Hörvermögen aber eben nicht .
Tatsächlich stellt dieser Frequenzbereich eben genau den Bereich dar , wo der Mensch am besten hört und der Vorteil liegt auf der Hand , hier arbeiten zwei Punktschallquellen ohne Eingriffe einer Frequenzweiche .
Der Unterschied zum heutigen Hifi Lautsprecher liegt einfach darin, das alles an der Yamaha nach dem Motto "Form follows Funktion " gebaut ist , kein Gedanke an Design oder Wohnraumfreundlichkeit , an hübsche Formensprache , einzige Prämisse und Priorität , authentische Musikwiedergabe .
Schauen wir uns dagegen die T+A TS 350 an .
Im ersten Moment wirkt sie gerade vor der Yamaha ein wenig zart , aber das täuscht .
Die Paradedisziplin der T+A Entwickler war schon immer die Transmissionline , hier finden sich auch durchaus die akustischen Wurzeln die bis in die Zeiten der Yamaha und noch früher reichen , einfach weil die Transmissionline vom konstruktiven Aspekt dem backloaded Horn nicht unähnlich ist .
Diese Geschichte in einem gerade Mal 91cm hohem , 21cm breitem und 30cm tiefen Gehäuse unterzubringen ist aller Ehren wert und hat so einige konstruktive Vorteile , zum Beispiel ist das 22Kg schwere Gehäuse der T+A akustisch nahezu tot , Gehäuseresonanzen sind bei zwei Querwänden , die fast auf ganzer Höhe laufen auf ein absolutes Minimum reduziert .
Bis 200Hz arbeitet ein 165mm großer Bass , der dann an einen weiteren 165mm Tief/Mitteltöner übergibt , dieser und hier der erste richtige Unterschied , läuft aber "nur" bis 2200 Hz bevor dann ein 35mm Ringstrahler übernimmt . Um Einflüsse der Frequenzweiche vergleichsweise gering zu halten , sind die Filter sanft mit einer recht untypischen 9dB Flankensteilheit versehen , die Übergangsbereiche der Töner sind also vergleichsweise breit gehalten .
Die gesamte Konstruktion folgt somit einer ganz anderen Linie als die der Yamaha und an die T+A werden dem Zeitgeist entsprechend auch viel mehr Anforderungen gestellt .
Sie muss schlank und wohnraumfreundlich sein , trotzdem tiefreichend , darf sich bezüglich Impedanz und Wirkungsgrad aber auch größere Freiheiten erlauben , da die heutigen Verstärker passend in der Preisklasse ein paar mehr Pfunde an Leistung auf die Waage bringen , als es 1974 der Fall war .
Sie ist auch von der Abstimmung her ein typischer Hifi Lautsprecher heutiger Bauart , der auch leise in Etagenwohnungen einen vorzugsweise vollmundigen Klang abzuliefern hat .
Fazit für die Konstruktionen , die Zielsetzung der Konstruktionen unterscheidet sich nicht nur äußerlich ganz beträchtlich , die frühen Yamaha Konstrukteure hatten auch die viel größeren Freiheiten und Konten in vielerlei Hinsicht sehr viel konsequenter arbeiten . Sofern nur ein klanglich erstklassiges Ergebnis erzielt wurde , durfte sich die Yamaha des allgemeinen Beifalls sicher sein . Die T+As haben es dagegen ungleich schwerer , sie mussten auf einem hart umkämpften Markt bestehen , auf dem plötzlich auch ein "Frauen Akzeptanz Faktor " kaufentscheidend sein konnte , trotzdem haben sie bitteschön alle klanglichen Ansprüche zu erfüllen auch bei Pegel , wo sich der spießige Nachbar unter einem noch nicht zu sehr ereifert .
Der klangliche Vergleich
Angefangen mit "Crossroads" von Tracy Chapmann meinte die Yamaha gleich , die T+A klanglich gnadenlos einstampfen zu müssen , hier kommt die Beryllium Kalotte als Breitbänder vollkommen unbarmherzig zum tragen , die Stimme von Tracy Chapmann wird man auf kaum einem anderen Lautsprecher so direkt und authentisch bis ins kleinste Detail zu hören bekommen . Zusammen mit der recht sparsamen Instrumentierung spielt diese akustische Musik den Yamahas einfach voll in die Karten auch wenn man der T+A durchaus zugestehen muss , ihre Sache auch nicht schlecht zu machen . Ihr Timbre ist etwas dunkler , die Stimme tritt dadurch ein wenig zurück , einzig bei der räumlichen Darstellung kann man streiten .
Die Yamaha bietet einem Tracy an , als ob sie mit ihrer Gitarre direkt vor einem im Wohnzimmer sitzt , authentisch und livehaftig .
Die T+A zeichnet einen etwas größeren Raum , nimmt die stimmlichen Details ein wenig raus und platziert das Geschehen mit mehr räumlicher Tiefe , die aber bei dieser Musik nicht eben so glaubhaft wirkt .
Weiter mit viel härteren Geschichten , nämlich Wind Rose "Wintersaga" , eine typische heutige Metal Produktion mit Vergleichsweise wenig dynamischen Feinheiten , eher nach dem heute sehr gerne verwendetem "Wall of Sound" Schema , was ein bisschen schade ist , denn die Band mit ihrem mehrstimmigen Gesang und den epischen klassischen Anteilen hätte besseres verdient .
Hier schlägt eher die Stunde der T+A , mit einem für die Größe unglaublich sattem Fundament im Bass legen die kleinen los , als ob es kein Morgen gäbe , höhere Pegel .... auch kein Thema , keine Spur von Nervosität , alles unter Kontrolle , einziges Manko , mit ihrem etwas zurückhaltendem Mittelton schönen die T+As diese Aufnahme ein wenig und produzieren eine leicht verstärkte Loudness Charakteristik , die aber nicht unangenehm ist und vielen vielleicht sogar besser gefällt als die auch hier gnadenlos direkte Ansprache der Yamaha . Deren Ehrlichkeit serviert einem hier die nicht ganz gelungene Produktion sehr viel direkter , zusammen mit einem detaillierteren aber auch etwas schlankerem Bass muss das nicht jedem gefallen .
Die T+A reicht auch im Bass etwas tiefer als die Yamaha , die Frage ist eben nur , ist das Dichtung oder Wahrheit ??
Zum dritten gibt es soliden Rock mit Jethro Tull "Catfish Rising " , eine recht gut produzierte Scheibe bei denen es sehr häufig die dynamischen Feinheiten sind , die den Spaß machen . Hier hat die Yamaha wieder die Nase vorne , mehr Details , direktere Ansprache , erheblich natürlicher und authentischer , räumlich aber wiederum etwas kompakter als die T+A . Die Unterschiede sind hier erheblich geringer als bei Tracy Chapman und wieder merkt man , die T+As wollen ein wenig schmeicheln und es allen Recht machen .
Zu sehr kritisieren muss man das nicht , da die T+As dadurch auf jeden Fall die Lautsprecher sind , die von der Langzeit Hörtauglichkeit durchaus ihre Vorteile haben .
Fazit :
Nüchtern betrachtet sind in der Summe ihrer Eigenschaften die Yamahas eindeutig vorne , auch wenn man den Beinamen "Monitor" nicht zu wörtlich nehmen sollte , denn perfekt linear sind auch die Yamahas nicht , würde man sie mit heutigen hochwertigen Studio Monitoren vergleichen .
Ihre Auflösung im Mittel und Hochtonbereich ist ohne jede Schärfe phänomenal und sucht heute noch ihresgleichen , dazu kommt ein Bass und Grundtonbereich , der eine wandnahe Aufstellung hervorragend aushält aber auch braucht .
Authentizität und Praxisnähe sind daher die klipp und klaren Prämissen , nach anderen Kriterien kann und darf man sie nicht bewerten .
Ein paar klassische dicke Pötte die musikalisch nahezu alles richtig machen und dazu geeignet sind durch ihre Optik heutige Beziehungen schnell zu beenden .
Ganz anders dagegen die T+A , sind sind Allrounder im besten aber auch durchaus im schlechten Sinne , designt nach dem heutigen Zeitgeist , nicht der Livemusik sondern der Hifi Aufnahme verpflichtet machen sie einiges besser als die Yamahas aber wenn es rein um die Qualität der Musikwiedergabe geht eben auch einiges schlechter .
Sie sind Kompromiss Konstruktionen die es allen recht machen wollen und es mit ihren unbestreitbaren Qualitäten bei vielen auch schaffen werden .
Lautsprecher mit denen man auch bei leisen Pegeln stundenlang seine Musikkonserven genießen kann , dabei leider aber auch nicht im Unklaren drüber gelassen wird , dass es eben Konserven sind .
