Hören mit den Ohren vom Leonid Iljitsch - Kinap 35GD-3
#1
Leonid Iljitsch Breschnew wird ja berichtet, dass er ein ganz großer Musikfreund war und Ihm seine Genossen bei Radiotechnika jeden Dienst erfüllten, wenn es um sein Wiedergabesystem ging. Seine Stereoanlage soll angeblich nicht nur phänomenal gewesen sein sondern es in Sachen Preproduktionsgüte mit jedem westlichen System aufnehmen haben können, so wird berichtet.

Viel ist ja über die HiFi-Industrie des kommunistisch, diktatorisch kasteiten Landes nicht bekannt, Dokumentationen waren ob des angeblichen technischen Hintergrundes und der ggf. möglichen militärischen Nutzung mehr oder weniger unter Verschluss und da technischer Fortschritt hinter dem eisernen Vorhanges immer zuerst militärischen Ursprungs war, waren Wiedergabemaschinen egal welcher Art immer nur "Abfallprodukt" oder besser formuliert ein Nebenprodukt. Selbst Lautsprecher wurden eigentlich militärisch genutzt; und wenn es dabei nur um die Soldaten-Bespaßung ging, so war das noch immer militärisch und besonders schützenswert.

Soldaten-Bespaßung ist übrigens auch das Stichwort, welches uns an ein paar der Wurzeln des hinter dem eisernen Vorhanges entstandenen Wissens um Lautsprecher- und Verstärkertechnik führt. Zu Zeiten Lenins gab es Wichtigeres als hochwertige Musikwiedergabe. Man musste dem Kapitalismus trotzen und die Massen umerziehen. Da reichte ein plärrendes Megaphon je störrischem Russen-Ohr und die Knute. Später machte man sich zu Millionen auf in Richtung Westen um dem Adolf und seinen Schergen aber auch deutschen Frauen und Kindern gehörig den Hintern zu versohlen. Da man dort jeden Arm für die Knute gegen deutsche Soldaten benötigte, fiel das Megaphon als geeignetes Propagandamittel erstmal aus. Da waren es die bösen, kapitalistischen Amerikaner, welche Stalin zu überlisten versuchten und ihm eine ganze Wagenladung Western Electric Krempel zum Aufbau mobiler Kinosäle schickten. Stalin, nicht dumm, erkannte, dass dort wo Amerikaner sich kapitalistisch bespaßen ließen, man dem russischen Soldaten die nötige Portion Propaganda um die Ohren hauen konnte; die Knute brauchte man nur noch, um das Vieh in die Manege zu treiben.

Somit fragte er beim Roosevelt wohl häufiger nach dem guten Zeug von Western Electric, bekam aber mitunter auch Sachen von RCA. Der Roosevelt verstarb und der Truman folgte ihm nach. Dem schlug der Stalin dann ein Schnippchen und rang diesem das recht zur Nachfertigung ab. Schwupps die Wupps entstand dann in Leningrad noch während des Krieges ein Lomo Werk. Man fertigte dort Kameras aber auch die Kopien der Lautsprecher und Verstärker von WE und RCA. Mit fortschreitendem Kriegsgeschehen änderte sich dessen Standort. Zuerst wanderte es nach Krasnogorsky, einem Vorort von Moskau, später in die Region Kiew in die heutige Ukraine und letztendlich irgendwann nach Samarakand im heutigen Usbekistan. Irgendwann dazwischen erfolgte auch die Aufspaltung in Lomo und KINAP.  Nach dem großen vaterländischen Krieg war es dann an den findigen russischen Strategen des Smersh, Sluschba und FABSI, die kapitalistische Technik für den kommunistischen Menschen weiter zu entwickeln. Da entstanden so einige schicke Chassis und Konstruktionen.

Ich wollte sowas schon lange mal genauer unter die Lupe nehmen und habe mir nun in der Ukraine ein Pärchen 35GD-3 geschossen. Diese waren für die Beschallung kleinerer Kinosäle und von Veranstaltungen gedacht und bestehen aus dem 25GDN-5, einem 13" Alnico-Treiber mit Pertinax-Spider (60 - 5500 Hz, 97dB) und je Seite 2 Stck. 5" 2GD-19 (60-14000 Hz, 25W und 97 dB). Die Treiber sind 16 Ohm und die Frequenzweiche besteht nur aus einem Kondensator (also 6dB). Aber seht selbst

   

   

   

Ja, die Teile sehen auf den ersten Blick nach Nichts aus. Dann solltet Ihr mal diese kleine Kostprobe konsumieren



Das macht mich sowas von an - ich bin also schon mächtig gespannt und werde wieder berichten, wenn meine Ohren dann auf Breschnews Musikkonsumverhalten geeicht worden sind.  Big Grin
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#2
Vorwärts immer, rückwärts nimmer!
th_up
Grüße
Robert

Wer gute Gräben gräbt, kriegt eine größere Schaufel.
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#3
Wenn russische Folklore brauchst, sag Bescheid!  Big Grin


   
Hiermit laufen die LS zur Hochform auf?  th_up
Gruß Guido

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei.
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#4
(30.01.22, 20:52)Nudel schrieb: Wenn russische Folklore brauchst, sag Bescheid!  Big Grin

Wer weiß? Am Ende werde ich noch ein echter Fan  Big Grin Dazu dann Borschtsch, Blinis, Pelmeni, Piroschki, Kaviar und Wodka
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#5
Ich schreibe Vodka mit V und bleibe dann doch lieber bei schwedischer Folklore wie
[Bild: https://plattenspieler-forum.de/gallery/...52_41.jpeg]
Smile
Gruß

Jan


Hifi ist zu 40% Klang und 40% Optik. Der Rest sind Vorlieben.

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JVC QL-Y55F, SABA PSP 910, Technics SL-1300, Hitachi PS-58

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