Was macht der Tonabnehmer und was kommt von anderen Anlagenkomponenten?
#1
Ich würde ganz gerne mal versuchen hier mit den Mythen und diesen immer wieder ausgetauschten Tonabnehmer-Klangbeschreibungen ein wenig aufzuräumen.

In diesem Zusammenhang werden immer wieder Attribute wie Rund, warm, hell, kräftig, seidige Höhen, tiefer Bass, rhythmische Dynamik, eine angeblich vorhandene Tonhöhenmodulationsfähigkeit, eine Fähigkeit Töne ganzheitlich darzustellen, eine Fähigkeit laut und leise zu unterscheiden, eine Fähigkeit um unterschiedliche zeitliche Abfolgen von Tönen sauber darzustellen oder das angebliche ganzheitliche Musikhören gestresst. Doch welches dieser Attribute kommt vom Tonabnehmer und welche von anderen Komponenten? Eben. Die Antwort auf diese Frage wird sicherlich Jeden interessieren, oder?

Damit das nicht zu lang wird, fange ich erst mal mit einem Thema aus der Aufzählung an. Dieses können wir dann ja hier diskutieren und kommen dann in der Folge auf die anderen Aspekte und Themen.

Die Tonhöhe:
Prinzipiell nimmt eine Nadel mit egal welchem Nadelschliff und sonstigen Aufbau in Sachen Nadelträger und Generator immer das auf, was in der Rille vorhanden ist. Das tut sie aber in Abhängigkeit von der Drehgeschwindigkeit und den Geschwindigkeitsabweichungen, welche vom Plattenspielerantrieb verursacht werden. Auf dem Medium Schallplatte ist das dann noch ggf. von der Genauigkeit der Geschwindigkeit des Tonbandes bei Aufnahme und Mastering und der Geschwindigkeit der Schneidmaschine bei Herstellung der Matrize abhängig.

So etwas wie z.B. Tonhöhenmodulationsfähigkeit gibt es begrifflich (und nicht nur in der Technik) übrigens nicht und ist deshalb eher eine Esoterik-Wortschöpfung der HiFi-Szene und aus dem Blätterwald. Eine realistische Darstellung unterschiedlicher Tonhöhen von z.B. zwei Stimmen in einem Duett hat aber mehrere Aspekte, doch keiner davon hat mit der Nadel, deren Schliff oder dem Tonabnehmer zu tun. Spannend also, dass dieses Argument/ dieser Punkt ausgerechnet immer im Zusammenhang mit der angeblichen Überlegenheit der Rundnadel kommt.

Würde z.B. ein erwarteter 400Hz Ton an den Lautsprechern mit 390 Hz (also tiefer als er sein soll) wiedergegeben, dann handelt es sich immer um ein Geschwindigkeitsproblem, welches entweder bereits bei der Aufnahme, beim Mastering oder eben vom Plattenspielermotor/ -antrieb bei der Wiedergabe verursacht wird.

Hat man allerdings ein Problem mit der Darstellung in seinem Hörraum und bemängelt, dass die beiden Stimmen aus diesem Duett sich nicht klar gegeneinander abgrenzen, die Menschen im subjektiven und erhörten Bild (also der Vorstellung vor dem inneren Auge) quasi siamesische Zwillinge ergeben und nicht klar konturiert nebeneinander stehen, dann deutet das eher auf hohe Verzerrungen hin. Diese Verzerrungen können entstehen durch eine verschlissene oder verdreckte Nadel, Tuberolling, Übersteuerung, Konstruktionsfehler in einem Verstärkerzug (Schwingneigung der Schaltung) oder durch den Lautsprecher und den Raum.

Wer ohne Anpassung des Arbeitspunktes in eine Röhrenschaltung z.B. einfach (angebliche) Equivalent-/ Ersatztypen steckt, der verändert damit nicht nur den Frequenzgang und zusätzlich bzw. je nach Schaltung ggf. auch die Schwingneigung der Stufe sondern ggf. auch den Verstärkungsfaktor und damit die Übersteuerungsfestigkeit des Gerätes. Und dabei ist e vollkommen egal an welcher Stelle des Röhrengerätes man die Röhre gegen eine sog. Ersatztype wechselt. Übrigens gilt dies in zwar deutlich engeren Grenzen aber dennoch auch für Röhren gleichen Typs von einem anderen Hersteller, ist hier aber auch direkter von der Schaltungstopologie und -auslegung des Gerätes abhängig.

Auch der Lautsprecher ist hier entscheidend. Jeder Lautsprechertreiber verursacht von sich aus und konstruktionsbedingt Verzerrungen. Im Prinzip und vereinfacht dargestellt entstehen diese dadurch, dass unterschiedlich (hohe) Töne eine andere Membranauslenkung benötigen. Je langsamer aber sich die Membran bewegen kann (weil die Aufhängung diese Bewegung dämpft), desto unsauberer wird der Wechsel von einem Ton zu einem anderen Ton dargestellt. Auf unser Duett aus unserem Beispiel übertragen verschmiert die Szene in der Darstellung und eine der beiden Stimmen erscheint ggf. tonal anders als erwartet (ein Sopran klingt wie ein Mezzosopran). Fälschlich wird das auch oft als Tonhöhenfehler wahrgenommen. Das ist z.B. eines der Grundprobleme eines Breitbänders, wird mit größer (besser: schwerer) werdender Membranfläche ebenfalls größer und ist der maßgebliche Grund dafür, dass Breitbänder immer bzw. zumindest pegelabhängig ein Problem mit Großorchestralem haben. Dort bricht das gesamte Bühnen- und Klangbild dann förmlich zusammen. Also hat auch dieses Phänomen nichts mit dem Nadelschliff oder dem Tonabnehmer an sich zu tun.

Zudem kann es natürlich ebenfalls sein, dass fälschlich auf Tonhöhe als Symptom gedeutet wird, obwohl hier nur einzelne Frequenzbereiche lauter und andere leiser wiedergegeben werden. Klar, kann man hier zuerst vermuten, dass dieser (dann eigentlich verbogene) Frequenzgang allein dem Tonabnehmer zugeordnet werden kann oder gar dem Nadelschliff. Allerdings sieht die technische Wahrheit dahinter doch eher anders aus. Ein Tonabnehmer ist ein Wechselspannungsgenerator und egal um welchen Typ (MI, MM oder MC) es sich hierbei handelt, hat so ein Generator auch ein Resonanzverhalten. Die sog. Hochtonresonanz kann hierbei innerhalb oder außerhalb des Hörspektrums zum liegen kommen und das wird maßgeblich vom gewählten Abschlusswiderstand und der Gesamtkapazität bestimmt. Spielt ein Tonabnehmer also nicht linear und sorgt für die geschilderten Klangverschiebungen, so ist das ein Problem des gewählten Abschlusses und nicht des Tonabnehmers an sich; auch taucht in dieser "Gleichung" der Begriff Nadelschliff gar nicht auf. Das hat also nichts direkt mit dem Tonabnehmer oder dem Nadelschliff zu tun.
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#2
Danke für den Beitrag.. Ich denke dass wir beide die gleichen Erfahrungen gemacht haben.. 
Wenn's nicht gut klingt, dann muss man folgende Schritte gehen..
1. schärferen Nadelschliff
2. Neuen Vorverstärker
3. Neuen Verstärker
4. neue Lautsprecher
Schritt 2 - 4 kann ausgelassen werden wenn:
1. Bei Mondlicht verzwirbelte Spezialkabel verwendet werden..
2. Die Kabel auf Bänkchen liegen.. 
3. Die Schallplatte entmagnetisiert wird.. 

Das was physikalisch/technisch passiert interessiert fast keinen..
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#3
(04.02.22, 18:33)Don_Camillo schrieb: Die Antwort auf diese Frage wird sicherlich Jeden interessieren, oder?

Moin Rolf,

da stimme ich Dir wirklich zu 100% zu.

Das Problem dabei ist das die Antwort bei fast Jedem anders ausfällt und sich auch fast niemand von seiner Meinung abbringen läßt.
Fakten führen nur zu Verwirrung und Verärgerung weil man doch selber genau hört was zu welchen Veränderungen führt.

Musik (hören) ist emotional und hat mit Physik und Technik absolut nichts zu tun. Cool

Gruß Jörg

PS:
Das soll nicht heißen das hier nicht schön diskutiert werden soll, ich weiß aber nicht ob das Endergebnis für irgend jemanden wirklich zufriedenstellend ist. Angel

PPS: @"Lenni"
Das erste hast Du vergessen wenn es nicht gut klingt - Es wird erstmal viel Geld ausgegeben um eine besser klingende Ausgabe der LP zu finden. Wink
Ich bin eigentlich ein ganz Netter, wenn ich Freunde hätte könnten die das sicher bestätigen.
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#4
Belasten Sie mich nicht mit Fakten. Meine Meinung steht Fest!

(Ein Zitat, welches unserem Ex-Kanzler Schröder zugeschrieben wird.)
Gruß

Jan


Hifi ist zu 40% Klang und 40% Optik. Der Rest sind Vorlieben.

Dreher im aktiven Einsatz:
JVC QL-Y55F, SABA PSP 910, Technics SL-1300, Hitachi PS-58

Abzugeben:
Sharp Optonica RP-5100, Luxman PD-284, Sonab OA5, SABA 60L

ToDos:
Dual: 1019, Dual 1219, Revox B795, Sony PS 5550, Technics SL-Q 33
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#5
(05.02.22, 0:53)höanix schrieb: Das Problem dabei ist das die Antwort bei fast Jedem anders ausfällt und sich auch fast niemand von seiner Meinung abbringen läßt.
Fakten führen nur zu Verwirrung und Verärgerung weil man doch selber genau hört was zu welchen Veränderungen führt.

Ich denke ja eher, dass gerade die von Beschreibungen abweichenden Erlebnisse für den beschriebenen Frust der Ausgangspunkt sind.  Wink  Aber egal, wir sind hier doch "angetreten" - zumindest betonen wir das immer wieder - weil wir anders als aaandere Foren sein wollen. Und dazu gehört ein offene Diskussion technischer Fakten und Zusammenhänge dann für mich einfach dazu. Ich glaube auch, dass wir hier einen Umgangston etabliert haben, der es dann auch Jedem ermöglicht seine Fragen zu stellen und gleichzeitig Missverständnisse oder andere Sichtweisen offen zu besprechen.

Ich mache also mal weiter im Text und wende mich den Aspekten einer angeblich vorhandenen (1) Fähigkeit Töne ganzheitlich darzustellen, eine (2) Fähigkeit laut und leise zu unterscheiden, eine (3) Fähigkeit um unterschiedliche zeitliche Abfolgen von Tönen sauber darzustellen oder dem sogenannten (4) ganzheitliche Musikhören zu:

Die Musikwissenschaft kennt diese Begrifflichkeiten oder gar Definitionen nicht, die Akustik übrigens auch nicht. Also müssen wir zuerst versuchen zu verstehen, was damit gemeint ist. Jeder von uns ist ja nu schon lange genug dabei, so dass wir wissen in welchen Zusammenhängen diese Punkte angesprochen werden. Das ist einerseits bei der Favorisierung ganz bestimmter Laufwerkseinheiten und im Umfeld von Röhrenverstärkern mit mehrheitlich Breitbänderkonstruktionen längst vergangener Tage. Mitunter werden diese Aspekte auch dann als Argument für die Rundnadel genutzt. 

(1) und (3) zum Beispiel scheinen übrigens auf den selben Aspekt und diesen von beiden Seiten der Medaille betrachtet hinzuweisen. Man spiel also quasi in der subjektiven Empfindung eines Musikstückes vor dem inneren Auge die zeitliche Abfolge den Bewegungsablauf z.B. eines Bassisten nach, sieht dort einen Moment in dem dieser die Saite berührt, anzupft, die Saite das Schwingen beginnt, der riesige Resonanzkörper eines Kontrabasses sich ebenfalls in Schwingung versetzt, der Ton im Inneren dieses riesigen Korpus am Stimmstock vorbei durch die f-Löcher in die Atmosphäre gleitet, den Raum erfüllt, langsam durch den viktorianischen Äther zum eigenen Ohr tänzelt, dabei langsam lauter wird und sobald er das Ohr erreicht hat, im Raum so langsam und schick ausklingt, dass es eine Wohltat für die eigenen Sinne ist.

Tja, diese quasi shakespiereske Vorstellung ist ja ganz nett, existiert so in der Wirklichkeit aber leider nicht. Vor Allem aber hat das nichts mit dem Tonabnehmer, dem Nadelschliff, der Schallplatte oder der Phonostufe und dem Abschluss des Tonabnehmers zu tun.

Dennoch und hier gebe ich einem ganz kleinen Teil der Argumente recht, sollte das Anreissen oder anzupfen einer Saite sehr wohl ein Geräusch hinterlassen. Allerdings darf man das nicht überbewerten, denn in der Realität und einem Konzertsaal wird man das auch nicht außerhalb des Konzertgrabens hören und fragt man mal einen Musiker, ob er dieses Geräusch von seinem Orchesterkollegen rechts oder links während das gesamte Orchester spielt noch hören kann, dann wird der Kollege uns mit staunenden Augen ansehen und den Kopf schütteln. Für unsere Hörposition daheim heißt das dann wohl dass das am Hörplatz so laut wie das Magengrummeln der afrikanischen Matabele in 500 Meter Entfernung sein wird und damit ist das dann eher viel Lärm um Nichts.

In der Wiedergabe daheim wirken dagegen eh nur die Gesetze der Akustik und hier sind Aspekte wie Nachhall, Echo und Halligkeit als Produkte der Reflexion von Schall an z.B. Wänden oder Möbeln oder der Effekt stehender Wellen bedingt durch parallele Wände mit wenig Dämpfung die wichtigen und richtigen Parameter, die es zu betrachten gilt. Wenn also subjektiv der Eindruck entsteht, dass hier Details der Musik fehlen, dann ist das von der Akustik verursacht und nicht vom Tonabnehmer.

Allerdings möchte ich auch nicht unterschlagen, dass es hier noch andere Aspekte gibt, welche ähnliche Effekte haben und somit auch den Eindruck vermitteln können, eine Rundnadel sei in dieser speziellen Situation im Vorteil. 

Einerseits sind alle zeitlich orientierten Komponenten wie z.B. Rhythmus und Räumlichkeit vom Gleichlauf des Plattenspielers abhängig. Je stabiler der Gleichlauf desto höher wird auch die Abbildungsschärfe in der Wiedergabe. Dies hat also direkte Auswirkungen auf die Kontur der dargestellten Instrumente, deren Klangfarbe, deren Abgrenzung gegeneinander und damit auch sehr deutlich auf die räumliche Darstellung. Ebenso greift hier der sog. Fremdspannungsabstand des Plattenspielers ebenso hinein und dieser ist abhängig von der Gesamtkonstruktion, wobei das Tellerlager, der Teller, der Antrieb und der Tonarm entscheidenden Beitrag leisten. Hat man einen geringen Fremdspannungsabstand bzw. einen hohen Rumpelanteil, dann werden Teile der aus der Rille aufgenommenen Information mit dem Rumpelstörsignal überlagert und es fehlt an Details sowie letztendlich an Abbildungsschärfe und Räumlichkeit und ist damit ähnlich zu bewerten wie das Thema Gleichlauf. Insofern deuten also diese "Argumente" bei Verwendung eines Plattenspielers zudem eher auf den Gleichlauf und ggf. Rumpeln als auf den Tonabnehmer.

Andererseits und hier müssen wir den Betrachtungswinkel einmal ändern kann es auch beim Lautsprecher technische Abhängigkeiten geben, welche dazu führen, dass dieser mit zu viel Information auf der Rille überfordert ist. Nutzt man z.B. einen Breibänder, dann kann die Membran nicht gleichzeitig zwei unterschiedliche Töne sauber voneinander separiert wiedergeben. Das ist sogar abhängig von der Membranaufhängung und dem Membrangewicht. Je härter die Aufhängung und je schwerer die Membran, desto unbeweglicher ist die Membran nun mal und desto schwieriger wird nicht nur tiefe Töne an sich darzustellen sondern auch wegen der vorhandenen Rückstellkräfte und der Massenträgheit schnelle Abfolgen von unterschiedlich weiten Auslenkungen zu bewerkstelligen. Unterm Strich verschmiert dann diese Tonabfolge und es entsteht nicht nur der Eindruck, dass die Instrumente sich nicht voneinander abgrenzen/ unterschieden sondern das ganze Abbild leidet darunter. Dieser Effekt wird übrigens mit höherer Lautstärke und damit größer werdender Auslenkung der Membran sowie einer Zunahme der darzustellenden Instrumente immer deutlicher. Deshalb haben Breitbänder auch immer ein Problem mit der Darstellung von Großorchestralem bei höheren Lautstärken und Tuttis.

Nutzt man nun eine Nadelform, welche aufgrund Ihrer Form und Größe weniger Kontakt zur Rillenflanke hat und somit weniger Details aufnimmt, dann "entlastet" man quasi die dargestellte "Problem-Situation" am Breitbänder und das gehörte Endergebnis ist weniger verschmiert. Es ist also durchaus nachvollziehbar, weshalb unter gewissen Rahmenbedingungen eine Rundnadel als favorisiert angenommen wird, allerdings ist man bei dieser Einschätzung am Symptom gelandet und nicht bei der Ursache, weshalb diese Bewertung keine Allgemeingültigkeit und für andere Wiedergabesituationen keine echte Bewandtnis hat.

Auch (2) und (4), obwohl auf den ersten Blick sehr deutlich unterschiedliche Aspekte, gehören eigentlich zusammen. Hier geht es bei (2) um die Betrachtung wie gut das gehörte den Gesamteindruck vermitteln kann und wie sehr man beim Zuhören in die Musik quasi eintauchen kann. Da spielen also auch die Aspekte der Bühnenaufteilung bzw. wo steht dort wer auf der virtuellen Bühne, wie grenzen sich diese gegeneinander ab, haben z.B. deren Münder bei etwa gleich großen Menschen gleiche gefühlte Höhe oder Größe und spricht mich die rhythmische Darstellung auch so wie erwartet an.

Auch hier deutet viel eher in Richtung Gleichlauf und Rumpeln als auf den Tonabnehmer und die Erklärung ist oben bereits gegeben. Aber es geht auch um die empfundene Lautheit und speziell den Unterschied in der Lautheit von Stimmen und Instrumenten. Auf der Schallplatte ist das quasi vom sog. Dynamikumfang - also der Abstand von lautestem zu leisestem Pegel - vorgegeben. Das nimmt der Tonabnehmer unabhängig von Nadelschliff oder Konstruktion auf und diese Pegelunterschiede werden in idealen und exakt linear arbeitenden Verstärkerzügen auch immer gleich viel verstärkt. Ändert sich hier also auf dem Weg vom Medium bis zu den Lautsprechern der Pegel bzw. dieser Pegelunterschied, dann ist dies dem Frequenzgangverhalten der Anlage geschuldet und die Anlage bietet keinen linearen Frequenzgangverlauf an. Das kann einerseits durch falschen Abschluss des Tonabnehmers und der jedem Tonabnehmer eigenen Hochtonresonanz, welche dann im Hörspektrum liegt geschuldet sein oder das Problem wird von der Entzerrungskurve in der Phonostufe, deren Ausgangsstufe, dem Vorverstärker oder der Endstufe verursacht. Also auch hier ist es nicht direkt der Tonabnehmer.

Gleichzeitig kommt hier auch wieder das Thema Lautsprecher zum tragen und zwar in zwei Dimensionen. In er ersten geht es um dessen Frequenzgangverlauf und das verhält sich genau so wie bei den Verstärkerzügen und wir haben erneut das Thema Breitbänder und deren Schwäche komplexe Tonfolgen sauber darzustellen. Also auch hier kommt in der technischen Erklärung des Phänomens der Tonabnehmer eigentlich gar nicht vor.
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#6
Gaaanz schwieriges Thema ...

Erstmal beim System bleiben oder beim Grundprinzip einer Tonübertragung eines Abtastsystems.

Musik aus Lautsprechern von Schallplatten ist nichts anderes als hörbarer Gleichstrom in ständig schwankenden Spannungen, der durch elektronische Bauteile in Hörbarkeit umgesetzt wird.

Jedes Abtastsystem speilt auf verschiedenen Drehern unterschiedlich. Warum?

Physik ist die Grundlage.

Ein Abtastsstem ist nichts weiter als ein Kleinstschwingungsgenerator der durch die Bewegungen der welligen Plattenrille Strom erzeugt.
Schwingen erzeugen Resonanzen, beim Dreher, Mikroschwingungen. Diese werden weitergeleitet. Über den Systemkörper, das Headshell, Tonarmrohr, Tonarmlager, Chassis bis hin zur Zarge.
Dies alles hat einen Einfluß auf den Klang, auch auf das "Wesen" eines Systems.
Es gibt Materialen & Bauweisen die reduzieren Resonanzen, andere fördern diese. Beim Dreher liegt die Kunst in der Reduktion dieser Resonanzen. Also in der Bedämmung. Also das Gegenteil von einem Musikinstrument, wo die Resonanzen "umherspringen" sollen, beim Dreher ist es umgekehrt. Hier herrscht Zucht & Ordnung. Schwarze Pädagogik, statt Lebendigkeit.

Es gibt Systeme, wieso auch immer, ist dennoch interessant wieso das so ist, die sind mehr Höhen betont, andere mehr Mitten oder Bäße.

Den Klangcharakter eines Systems zu beschreiben ist eher subjektiv. Dennoch gibt es Erfahrungswerte, bzw. Hörerfahrungen, die sich schneiden.
Messwerte ist das Eine, Hörerfahrungen das Andere.

Die Audiokette hinter einem Abtastsystem ist letztendlich das I-Tüpfelchen. Doch das nützt nichts, wenn die Grundbasis nicht stimmt. Also der Dreher.
Meine persönliche Erfahrung ist, jedem System sein Dreher & umgekehrt.
So habe ich beispielsweise die Erkenntnis gewonnen, das Thorens & Grado Systeme sehr gut mit einander harmonieren.
Das das Rega Exact, dafür ist es auch entwickelt worden, zu Brettspielern hervorragend passt.

Es gibt auch Systeme, dies sind Allrounder & passen so gut wie zu jedem Dreher & Phonohobel.
Dann gibt es Systeme, die spielen überall mies, egal wo die Dinger ran geschraubt werden.

Wenn die elektronische Anpassung in einem Phonopre falsch ist, kann auch ein Abtastsystem die Musik unschön wieder geben. Ich vermeide absichtlich das Wort klingen.

Auch kann, dies ist Dreher & System abhängig, die Tellerdämmung mit am Klangcharakter eines Abtastsystems Ausschlag gebend sein.

Warum einige Abtastsystem mehr räumlich spielen, keine Ahnung? Andere sind mehr zurückhaltend. Alles subjektive Wahrmehmungen.

Wie oben beschrieben, hat die Art der Abtastnadel auch einen nicht unerheblichen Klangeinfluß auf ein Abtastsystem.

Um der Verwirrung meines Schreibens noch eins oben drauf zu geben.
Die Viskosität des Nadelgummis, die Länge des Nadelröhrchen, spielen beim Klang auch eine gewisse Rolle.

Ring frei für eine wilde Diskussion.

Gruß Nadja
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#7
Mal ne kurz Frage.
Nadja du sagst Gleichstrom.
An den Lautsprechern kommt doch Wechselstrom an , oder  Huh .????

Ansonsten wäre der Gleichstrom doch am LS der Kurzschluss.??? Angel
Mit Musik geht vieles leichter.
Viele liebe Grüße 
Jo  th_up
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#8
(06.02.22, 22:47)HifiMinimalist schrieb: An den Lautsprechern kommt doch Wechselstrom an , oder  Huh .????

Wechselspannung  Wink Das andere ist Gleichstrom  Big Grin

Aber Du hast recht und Nadja vergewaltigt wie eigentlich immer die Physik  Huh Ihr Beitrag ist ein Musterbeispiel für genau diese Falschinformationen, welche ich hier eigentlich ausräumen wollte. Ich weiß nicht, ob ich mir bei den Beschreibungen noch mehr Mühe geben muss, um die Informationen verständlich genug zu transportieren.

Vielleicht fehlt hier aber auch nur noch der Teil zu (5)Rund, (6) warm, (7) hell, (8) kräftig, (9) seidige Höhen, (10) tiefer Bass:

Grundsätzlich und wie schon oben geschrieben nimmt eine Nadel mit egal welchem Nadelschliff und sonstigen Aufbau (also unabhängig davon, wie lang oder aus welchem Material der Nadelträger oder das Dämpfungsgummi oder sonstige Aufhängungsteile sind) und Generator immer das auf, was in der Rille vorhanden ist. Gleichzeitig verstärkt der Rest der Anlage bis zu den Lautsprechern je Verstärkerstufe immer gleichartig. Also werden alle Töne unabhängig ob diese nun zum Bass, Mittel- oder Hochtonbereich gezählt werden immer gleich verstärkt, solange dort nicht in der Phonostufe die Entzerrung (RIAA-Kurve) nachgebildet wird oder in der Vorstufensektion Klangregler werkeln. Es ist auch vollkommen egal, ob da in der Verstärkung Röhren, OPAmps oder Transistoren werkeln. Eine Verstärkerstufe hat immer einen Verstärkungsfaktor und den kümmert es also nicht woher das Signal kommt und was im Signal enthalten ist. Soweit so gut.

Nimmt also ein Tonabnehmer alles aus der Rille auf und wird so abgeschlossen, dass er linear spielt - also der Frequenzgang nach dem Tonabnehmer linear (also eine gerade Linie ohne Buckel und Täler) ist, es am Lautsprecher aber trotzdem eine Bass, Höhen oder Mittenbetonung gibt, dann liegt das eben nicht am Tonabnehmer sondern z.B. an der RIAA, einer der Verstärkungsstufen, der Gegenkopplung in einem der Vorverstärker oder Verstärker, den Lautsprechern oder dem Raum. Wird ein Tonabnehmer nur nach Gehör und individuellem Geschmack abgeschlossen, dann ist nicht gewährleistet, dass dieser linear spielt. Der Eindruck, dass es Tonabnehmer geben könnte, welche bassbetont, höhenbetont oder was weiß ich spielen sollen, basiert immer darauf, dass diese Tonabnehmer falsch abgeschlossen wurden oder es aber Unzulänglichkeiten im Rest der Anlage oder dem Raum gibt.

Kabel, Dämpfung mit Küchentisch- und sonstigen Garagenbasteleien und Geschwurbel ist Esoterik ohne jeglichen Wert. Worauf es ankommt ist die Physik und die ist immer Theorie und Praxis zugleich. Die läßt sich auch messen und meßtechnisch herleiten sowie belegen. Es kann sogar sein, dass man Dinge messen aber nicht hören kann. Nur das Andersherum (man hört etwas, was man nicht messen und belegen kann) das gibt es einfach nicht.
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#9
Wie gesagt Krankenpfleger. Hätte wäre wenn Elektriker , dann schlau….. Tongue
Mit Musik geht vieles leichter.
Viele liebe Grüße 
Jo  th_up
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#10
Ist eigentlich gar nicht so entscheidend.
Ob wir nun eine pulsierende Gleichspannung haben oder eine Wechselspannung, ist nur eine Frage des Bezugspunkts.

Wenn man zu einer Wechselspannung eine Gleichspannung entsprechender Höhe addierst, fallen die Nulldurchgänge weg und schon ist es keine Wechselspannung mehr.
Das nutzt man in Verstärkern oft. Bevor es auf die Boxen geht, wird der Gleichspannungsanteil wieder entfernt, denn da will man keine Gleichspannnungsanteile
Gruß

Jan


Hifi ist zu 40% Klang und 40% Optik. Der Rest sind Vorlieben.

Dreher im aktiven Einsatz:
JVC QL-Y55F, SABA PSP 910, Technics SL-1300, Hitachi PS-58

Abzugeben:
Sharp Optonica RP-5100, Luxman PD-284, Sonab OA5, SABA 60L

ToDos:
Dual: 1019, Dual 1219, Revox B795, Sony PS 5550, Technics SL-Q 33
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