Ortofon Nadel 30, 40 und Century
#11
(11.03.23, 12:11)Jan schrieb: Also entweder sind die beiden Concorde MMs schon auf so hohem Niveau oder aber das Concorde MC200 ist nur ein mittelmäßiges MC (oder sogar beides Wink )

Big Grin Das ist eher ein Issue der von aaanderen Berichten immer wieder geschürten Erwartung. Da wird von Welten gefaselt, von großartigen tonalen Änderungen und anderem Unsinn. Leider werden da die technisch möglichen Unterschiede einfach nur nicht verstanden. Leider sind die Unterscheide richtig betrachtet und in den korrekten technischen Kontext gebracht dann halt doch eher subtil.

Tonalität - also mehr oder weniger Bass und Hochton - ist mehrheitlich eine Frage des Abschlusses und der Art und Weise sowie der Güte in der Entzerrung in der Phonostufe. Und bei der Güte der Phonostufe geht es nicht um die Pegelabweichungen von der RIAA oder IEC Normkurve sondern um den Effekt der Entzerrung auf die Phasenlage des Musiksignals. Das ist übrigens auch einer der Kernpunkte des Streits über Klangbewertungen in aaanderen Foren; da werden große bis heftige tonale Veränderungen behauptet obwohl sich der Frequenzgang der beiden Phonostufen nicht wirklich (kleiner 1dB und damit unhörbar) unterscheidet.

Der Nadelschliff dagegen entscheidet darüber wie die Kontaktfläche zwischen Rille und Nadel prinzipiell aussieht und die Nadelnachgiebigkeit sowie die effektive Tonarmmasse, die konstruktive Ausführung des Tonarms und zudem auch die Wirkweise der Auflagekraft entscheiden darüber die konstant diese Kontaktfläche während der Abtastung bleibt. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich die Phasenlage des abgetasteten Musiksignals und den Verzerrungsanteil. Diese Dinge sind wichtig für die Plastizität und Räumlichkeit der Darstellung. Je konstanter die Kontaktfläche, desto weniger Phasenverschiebungen, desto weniger Abtastverzerrungen und desto mehr Plastizität und Räumlichkeit.

Nadelschliff und Nadelträger sowie der konstruktive Aufbau im Generator eines Tonabnehmers entschieden über die bewegte Masse. Und auch diese ist essentiell für Phasenverschiebungen und das Abtastverhalten. Je geringer die bewegte Masse, desto konstanter kann die Kontaktfläche während der Abtastung "bleiben". Deshalb sind leichte Nadelträger und leichtere, kleinere Diamanten im Vorteil und deshalb liefern schärfere Schliffe auch mehr Details.

Bei MMs kann die Phasenlage übrigens und je nach eingestelltem Abschlusswiderstand bis zu 180 Grad verschoben sein. Das wäre gleichbedeutend mit vollständiger Auslöschung und würde das Thema nur zu sehr simplifizieren. Bei MCs aber beträgt die Phasendrehung immer nur wenige Grad oder bis wenige Milligrad. Das bedeutet - und jetzt ist es mal absichtlich ganz technisch - das aufeinanderfolgende Töne bei einem MC immer frequenz- und phasengleich sind. Somit gibt es entgegen dem Verhalten eines MM also keinerlei Phasenverschiebung zwischen zwei Signalen, welche zum gleichen Zyklus mit hintereinander folgenden Tönen eines Musikstückes gehören auch wenn diese verschiedene Frequenzen aufweisen. Das hat aber "ausschließlich" Auswirkung auf die wahrgenommene Plastizität und Räumlichkeit, nicht wirklich auf die Tonalität.

Insofern sind Unterschiede zwischen guten MM und MCs leider eher subtil als groß. Sie werden auch einem Hörer, der auf Phasenfehler mehr reagiert als ein Anderer deutlicher auffallen. Und inwieweit diese Vorteile eines MCs überhaupt auffallen können hängt dann zudem auch noch von anderen Faktoren wie dem Rest des Geräteparks und der Lautsprecher sowie des Raums ab. Also Alles nicht so einfach und deutlich komplexer, als es in aaanderen Jubelberichten und im Blätterwald immer darzustellen versucht wird. Cool
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