"Ab Mittelstellung kommt nicht mehr viel"
#1
Diesen Satz habe ich schön öfters gehört. Da dreht man ein wenig am Lautstärkenregler und es wird direkt viel lauter, oder eben leiser. 
Ab der Mittelstellung des Lautstärkenreglers scheint aber nicht mehr viel zu passieren. Woran liegt das? Regelt der Regler nicht linear?

Der Lautstärkenregler ist schon linear. D.h. ein 100 Watt Verstärker hat in der Mittelstellung c.a. 50 Watt die er zur Verfügung stellt. 
Das Problem ist ein anderes. 
Möchte ich die "empfundene" Lautstärke verdoppeln, so muss ich die Leistung verzehnfachen!
Verdopple ich die Verstärkerleistung, so wird es um 3dB lauter. 
Also: ein Lautsprecher mit 97dB spielt mit 100dB wenn ich die Leistung auf 2 Watt verdopple, oder mit 94dB wenn ich die Leistung auf 0,5W halbiere. 
Daraus folgt nun dass mein Verstärker, der in der Mittelstellung 50 Watt abgibt, bei Maximalstellung (100 Watt) gerade einmal 3dB lauter verstärkt. 
Oder platt formuliert: Wenn man bei 50% der Verstärkerleistung nicht vom Sofa fliegt, dann wird man auch die restlichen 3dB aushalten.

Hier würde natürlich ein stärkerer Verstärker Abhilfe verschaffen. Aber auch hier gibt´s dann wieder ein Problem. 
Kaufe ich mir irgendwann Lautsprecher die an die 100dB Wirkungsgrad heranreichen, habe ich ein tatsächliches Regelproblem. 
Bereits mit 4 Watt Ausgangsleistung bin ich bei 107dB was schon seeeehr laut ist. 
Wenn der Verstärker nun 600 Watt am Ausgang bringen kann, die Regelskala also von 0W - 600W reicht, dann kann ich den Bereich den ich benötigen werde (0 - 4 Watt) definitiv nicht anständig regeln.. So ruhige Hände hat kein Mensch. 

Die Hersteller in der 70er und 80er Jahren wussten dies natürlich, darum hatten sehr viele Hochwertige Verstärker (Tastenmonster) eine Absenkung vorgesehen. (z.B. -10dB / -20dB)...

Das heutige Highend geschwurbel hat jedoch Angst vor Knöpfen jeglicher Art. D.h. dass ein in der Tat technisch perfekter 600 Watt Verstärker ohne Bastelarbeit eben nicht jeden Lautsprecher sinnvoll ansteuern kann.
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#2
Die Lautstärkekurve ist immer logarithmisch  Wink
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#3
(20.02.22, 14:00)Don_Camillo schrieb: Die Lautstärkekurve ist immer logarithmisch  Wink

Eben.. Und der Regler ist immer linear.. Das ist das Problem..
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#4
Es gibt durchaus auch Potis mit einem logarithmischen Widerstandsverlauf. Das ist nichts neues.
Gruß

Jan


Hifi ist zu 40% Klang und 40% Optik. Der Rest sind Vorlieben.

Dreher im aktiven Einsatz:
JVC QL-Y55F, SABA PSP 910, Technics SL-1300, Hitachi PS-58

Abzugeben:
Sharp Optonica RP-5100, Luxman PD-284, Sonab OA5, SABA 60L

ToDos:
Dual: 1019, Dual 1219, Revox B795, Sony PS 5550, Technics SL-Q 33
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#5
(20.02.22, 14:04)Lenni schrieb:
(20.02.22, 14:00)Don_Camillo schrieb: Die Lautstärkekurve ist immer logarithmisch  Wink

Eben.. Und der Regler ist immer linear.. Das ist das Problem..

Es gibt Konstruktionen, die ein lineares Poti nutzen, das stimmt, die Regel ist aber ein log. Poti oder ein Stufenschalter mit Widerstandswerten in einer log. Matrix oder ein Chip der Widerstandswerte durchswitcht, diese sind dann aber wieder log. verteilt.

An welches Gerät denkst Du denn gerade?
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#6
An kein bestimmtes Gerät. Geht eigentlich nur um das generelle Problem dass ich nicht jeden beliebigen Verstärker für jede x-beliebigen Lautsprecher nutzen kann, auch wenn der Verstärker Leistung im Überfluss hat.
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#7
Ah ja, jetzt. Der Pegelsteller, so wie er meist ausgeführt ist, ist ein variabler Spannungsteiler. Die log. Kurve des Potis fügt also mit der Drehbewegung des Knopfes einen immer kleiner werdenden Widerstand hinzu (log. Kurve), so dass immer mehr vom Eingangssignal "durchgelassen" wird.

Das Signal nach dem Poti wird dann mind. zweimal verstärkt (Linestufe und Endstufe). Diese Verstärkerstufen arbeiten mit konstantem Verstärkungsfaktor, so dass am Lautsprecherausgang dann das Eingangssignal x-mal (die Leerlaufverstärkung) verstärkt anliegt. Das tut es aber nur ohne Last. Und diese Last wird von der Frequenzweiche und deren Impedanzverlauf sowie dem Dämpfungsfaktor der Verstärkerschaltung bestimmt. Der Dämpfungsfaktor an sich wird meist über eine Gegenkopplungsschleife in der Endstufe oder über Alles (Vorstufen- und Endstufensektion des Verstärkers) realisiert. Diese ist auch deshalb nötig, damit die Schaltung temperaturstabil bleibt und wir ein klirrarmes Ausgangssignal erhalten. So eine Gegenkopplung führt aber auch dazu, dass die Ausgangspannung in Abhängigkeit der Transistortemperatur bzw. der anliegenden Last sinken kann; dabei steigt dann der Strom an.

Je höher aber die Last, desto mehr Leistung muss dem Lautsprecher zugeführt werden, um eine gewisse Lautstärke zu erreichen. Hier kann aber nur entweder der Strom oder die Spannung variiert werden. Das ganze beißt sich also immer ein wenig mit der Gegenkopplungsschleife. Der wichtigere Faktor zur Bewertung ob ein Verstärker zu einem Lautsprecher passt ist also eigentlich der Dämpfungsfaktor des Verstärkers sowie der Impedanzverlauf der Lautsprecherweiche.
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#8
Ich leite aus dieser sehr interessanten Abhandlung ab, dass meine Lautsprecher einen guten Wirkungsgrad haben müssen, oder? Weil der Volumenregler meiner NAD Vorstufe steht „kurz vor Null“, aber das Zimmer ist mehr als ausreichend mit Schalldruck ausgefüllt…
   
Gruß Jochen

It‘s only Rock‘n‘Roll but I like it!  Cool
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#9
Nee, da stimmt der Verstärkungsfaktor der gesamten Kette nicht. Potis haben zudem in diesem Bereich keinen guten Gleichlauf. Besser wäre es, wenn bei mehr als ausreichendem Schalldruck der Poti bereits über 12 Uhr Stellung gedreht worden wäre
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#10
Das wiederum verstehe ich nicht. Was genau stimmt am Verstärkungsfaktor einer ganzen Kette nicht?
Gruß Jochen

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