Lautsprecherkauf
#1
Genau wie überall im Bereich HiFi gibt es gerade im Bereich Lautsprecher viele verschiedene Bauformen und Wirkungsweisen. 
Aber wie findet man den richtigen Lautsprecher raus?
und ganz ehrlich, das ist gar nicht so einfach. Bei einem Tonabnehmer beispielsweise kann ich ganz einfach ausrechnen, wie dieser abgeschlossen werden muss. Hier gibt es genau ein Abschluss der optimal ist, so dass der Tonabnehmer linear spielt. 
Einfach ist es deshalb, da der Tonabnehmer in einer geschlossen Kette spielt. Es gibt keine externen Faktoren, die diese Werte beeinflussen. 

Bei den Lautsprechern sieht das ganz anders aus. Diese spielen in einem Raum, der seinerseits seinen Senf dazu gibt. 
Anbei mal ein kleines Beispiel für den Einfluss des Raums. 
Hier habe ich meine Technics SB 660 gemessen. Die Messwerte habe ich dann vom DSP in eine Eqalizer Kurve übertragen lassen. Es wird also dargestellt, wie muss ich den Eqalizer einstellen damit der Lautsprecher linear spielt. Die Werte sind also im Prinzip spiegelverkehrt. 
Wichtig, die Lautsprecher standen bei dieser Messung frei im Raum. Dies ist mit ein Grund warum der Bassbereich so mau ausfällt. 
Im ersten Bild wurde exakt so gemessen wie alle Hersteller dies tun. (1 Meter Abstand zum Lautsprecher) 
Dieser Lautsprecher steht also frei im Raum, die Werte werden also etwas von denen des Herstellers abweichen. Aber hier geht es ja einzig und allein um die Auswirkungen des Raums. 
Ich denke man sieht gut dass der Lautsprecher relativ linear spielt.
   
Diese Bild zeigt den gleichen Lautsprecher, mit gleichem Messsignal (hier war es rosa rauschen.. (Auch darüber kann man diskutieren, ich weiss))
Ich denke der Unterschied wird sehr schnell klar. (Der Hörplatz war übrigens keine 3 Meter vom Lautsprecher entfernt. Also ein relativ geringer Abstand.. Bei 5 Meter sieht das dann teilweise noch extremer aus..)
   
Es wurde überigens hier bewusst "falsch gemessen" Die erste Messung ist eine momo Messung, also nur der Lautsprecher in einem Meter Entfernung. Die 2. Messung ist eine Stereo Messung am Hörplatz. Dies wurde so gewählt da ich veranschaulichen wollte was die Angaben der Hersteller tatsächlich in der Praxis aussagen. (Eine Mono Messung am Hörplatz wurde übrigens auch durchgeführt, macht das ganze nicht besser.)

Aber jetzt kommt die entscheidene Frage, was sagt das ganze aus, und wie bringt es einen beim Kauf eines Lautsprechers weiter?
1. Es sollte nun ganz klar und zweifelsfrei zeigen dass der Raum wesentlicher Bestandteil der Wiedergabekette ist. Selbst ein absolut linear spielender Lautsprecher wird dies am Hörplatz nicht tun. Also immer im Raum testen. 

Man kann übrigens alles am Computer simulieren, ein Programm hierzu habe ich jedoch noch nicht gefunden. (Dabei wäre das technisch sicher pillepalle) 
Also müssen wir erstmal ohne Hilfe aus dem Computer klarkommen. 

Welche Art Lautsprecher braucht man in welchem Raum? 
Hier stehen die unterschiedlichen Ansätze gegenüber. Es sind jedoch nur Richtwerte, es wird immer mal wieder Lautsprecher geben, die eigentlich nicht in den Raum passen dürften, dennoch hervoragend klingen.. 

1. Wirkungsgrad
In erster Linie für den Raum zu vernachlässigen, hiermit kann sich hauptsächlich der Verstärker rumschlagen. Bis auf ein kleines aber:
Wenn ein Lautsprecher bei 1Watt relativ linear spielt, heisst das leider noch nicht dass er dies auch bei 10 Watt oder 20 Watt Leistung macht. 
(gerade die modernen Säulenlautsprecher, die auf Hub statt auf Mambranfläche setzen bekommen hier oftmals die Fertigungstolleranzen der Chassis zu spüren. 
Und die Weiche wurde halt auch bei 0,5 A gerechnet und konstruiert und nicht bei 5 A)

Schön hingegen ist wenn die Wohlfühllautstärke ungefähr der Laustärke entsprecht die der Lautsprecher bei 1 Watt Leistung bringt. (Dann ist Problem 1 schon mal raumseitig gelöst..)

2. Studio Monitore oder HiFi Lautsprecher?
Studiomonitore zeichnen sich in der Regel durch recht hohe Linearität aus. Also sollte diese doch besser sein, oder? 
Leider nicht unbedingt. Die meisten Alben werden bei Zimmerlautstärke abgemischt. Auf diesen Lautstärkebereich wird bei der Produktion verstärkt Wert gelegt. 
Aber dies ist fast zu vernachlässigen, denn laut können die Dinger in der Regel auch ganz gut. 
Das größte aber liegt im Raum. Tonstudios haben schallreduzierte Räume, die Signatur des Raumes ist also deutlich geringer als die eines durchnittlichen Wohnzimmers. 
HiFi Lautsprecher sind hingegen für normale Räume ausgelegt. Hier wird sogar aktiv mit dem Raum gespielt. (z.B. Bassreflex. ) Der Raum an sich wird also teilweise zum Lautsprecher. 
Einige Hersteller verzichten sogar auf die perfekte Linearität bei 1W/1m und rechnen teilweise eine Standard Raumgröße bei der Abstimmung mit rein. 

3. Hörner oder Rundstrahler?
Grundsätzlich gibt es immer 2 Arten von Schall, 1. der Direkschall, 2. der indirekte Schall, also Echo/Reflektionen. Das Problem ist dass wir ein Echo nur wahrnehmen wenn die Schalllaufzeit recht lang ist. Steht man direkt Vor dem Jenner, und schreit, so hört man nur seinen eigenen Schrei, da das Schallsignal fast zeitlich identisch mit dem Schrei ist. Beim gleichen Schrei, diesmal von der Mitte des Königsees hört man erstmal wie Laut der Schall (Widerhall) des Jenners ist.
Hörner bündeln den Schall, ich kann also gewisse Bereiche (z.B. die Seitenwände) vor Direktschall schützen. (Somit wird es von dort auch keinen Hall geben.)
Also Hörner = besser? Leider nein. Denn 1. Ich habe (fast) immer einen Rundstrahler mit im Lautsprecher. Dieser verhält sich natürlich anders im Raum als das Horn. Besonders wenn ich hinter dem Hörplatz sehr viel freien Raum habe, können sich Hörner als kontraproduktiv erweisen.
Habe ich hingegen keinen Symetrischen Raum (wie bei mir), dann können Hörner die Rettung sein. (Hier ist rechts eine Glasfront, links ein großer Raumdurchbruch. Heisst, rechte Wand reflektiert wie Hölle, links keine Reflexionen.) Dies kann ich mit Hörnen gut ausgleichen. 
Bei einem symetrischen Raum bieten Rundstrahler oftmals Vorteile. Insbesondere dann wenn ich recht mittig im Raum sitze.

4. Stand oder Regallautsprecher?
Dies ist meist eine Frage der Raumgröße. Es macht absolut keinen Sinn ein 16 qm Wohnzimmer mit großen Standlautsprechern zu befeuern. Zumal diese oftmals einen gewissen Wandabstand fordern um ausgewogen zu klingen. 
Hier hilft meist der Beipackzettel. Bei vielen Lautsprechern ist entweder eine Raumgröße oder ander ein mindest Hörabstand angegeben. (Und nicht ohne Grund) 

5. Räumlichkeit
Ich bin kein Fan davon Dinge auszuprobieren ohne dann etwas bei dem Händler zu kaufen. Teilweise macht es jedoch Sinn mal zu hören, wie räumlich kann meine Lieblingsplatte denn klingen? (Und HiFi Studios sind oftmals so angelegt, dass die Hörräume perfekt sind.) Dann weis man was möglich ist und sein sollte. 
Denn nicht die Lautsprecher klingen "plastisch" "räumlich" sondern hauptsächlich der Raum. Fast jeder LS kann sehr räumlich klingen, lediglich die Schllreflexionen des Raums verhindern dies meist.) Es gilt also Lautsprecher zu finden die mit dem Raum recht gut klar kommen. 

5. Besuche untereinander.
Gerade Lautsprecher sind kein günstiges Vergnügen. Es macht durchaus Sinn gewisse Erfahrungen auszutauschen. 
Wenn ein user in der Nähe über den Kauf eines Hornsystems nachdenken würde, so wäre es sicherlich kein Problem sich meine LS mal zu leihen und mir seine Lautsprecher für diese Zeit vorzusetzen. 
Und ganz wichtig. Geschmäcker sind verschieden. Was mir gefällt muss nicht anderen auch gefallen.
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#2
Bei den Lautsprechern haben wir auch noch ein anderes Problem. Ein Lautsprecher, schön auf die Besonderheiten des Raumes eingepegelt und dann noch die schlimmsten Schnitzer im Raum ausgebügelt und es klingt halbwegs.
Dann nimmt man den zweiten Lautsprecher dazu und plötzlich ist alles schrecklich, Was ist passiert? Die Pegel überlagern sich. Das kann sowohl zu Additionen, als auch zu Subtraktionen führen. Also entweder wird es bei bestimmten Frequenzen sehr laut oder sie löschen sich aus und sind einfach weg.
Darüber hinaus kann es auch noch zu Überlagerungen kommen, wodurch andere Töne (Schwebungen) entstehen. Diesen letzen Punkt kann man aber zum Glück durch eine leicht veränderte Aufstellung beheben
Gruß

Jan


Hifi ist zu 40% Klang und 40% Optik. Der Rest sind Vorlieben.

Dreher im aktiven Einsatz:
JVC QL-Y55F, SABA PSP 910, Technics SL-1300, Hitachi PS-58

Abzugeben:
Sharp Optonica RP-5100, Luxman PD-284, Sonab OA5, SABA 60L

ToDos:
Dual: 1019, Dual 1219, Revox B795, Sony PS 5550, Technics SL-Q 33
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#3
Für dieses Phänomen reicht sogar schon ein Lautsprecher.. Die Reflexionen addieren sich (bei Phasengleichheit) oder subtrahieren sich (bei Phasenverschiebung)
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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