Mainstream, gibt den noch?
#11
(27.12.22, 10:25)Jan schrieb: Es ist ohnehin viel einfacher, wenn man die großen Hits erst 10 Jahre später beurteilt. Dann ist vieles schon ausgefiltert.

Ich glaube das das eh häufiger geschieht. Elvis konnte damals trällern was er wollte und die Mädels schmolzen dahin. Heute interessiert sich für diese angeblichen Hits eigentlich fast Keiner mehr. Ähnlich erging es wohl über die Jahre den Beatles und ich gebe die Hoffnung nicht auf Cool , dass es z.B. mit den Dire Straits oder den Toten Hosen auch irgendwann passiert, weil ich deren Gedudel wahlweise noch nie bis letztendlich nicht mehr hören kann. Natürlich gibt es noch mehr angebliche Hits, die bei mir eher Ohrenkrebs verursachen.

In neuer Zeit allerdings sind die Produktionen so übel auf Massentauglichkeit zusammengeschustert, dass es selten echten Wiedererkennungswert gibt. Das verhindert dann aber halt auch, dass solche Songs als echter und erhaltenswerter Hit wahrgenommen werden. Schaut man sich die von Christian verlinkte Liste an, dann finden sich dort nur ganz wenige auch in Europa wirklich erfolgreiche Produktionen und die Anzahl der One Hit Wonder und echten Eintagsfliegen ist sehr hoch. Damit bringt man es dann halt einfach nicht zum anerkannten Welthit, an den sich die Menschen noch in 30 Jahren wirklich erinnern werden.

Ich glaube auch, dass sich bedingt durch die sich stetig ändernde Art und Weise wie Musik vertrieben und konsumiert wird nicht nur das Thema Wertschätzung sondern auch Bekanntmachung aka Werbung und gewinnbringende Nutzung durch die Industrie selbst sehr deutlich geändert hat. Der Musikindustrie waren früher Stars und Sternchen wichtig, weil diese der Garant für gute Einnahmen waren. Diese mussten aber zuerst aufgebaut und dann gepflegt und gehätschelt werden und das kostete Geld. Geld, das die heutigen Vertriebsformen gar nicht mehr hergeben. Da hat sich die Musikindustrie mit den digitalen Download-Formaten selbst ins Fleisch geschnitten und daran verdienen heute wahrscheinlich Andere sogar etwas mehr als die Musikindustrie. 

Schaut Euch nur mal an, was der Speicherplatz und die "gesicherte" 7*24 Verfügbarkeit über lange Zeiträume so kostet; eine CD oder LP einmal produzieren und an den Handel verkaufen und dem Handel den ganzen Rest der Kosten für Bereitstellung und Verkauf aufzubürden war auf jeden Fall das geschicktere Geschäftsmodell.

Insofern braucht die Musikindustrie heute schnell in den Charts nach oben schnellende Titel und keine Stars mit einer irgendwie gearteten Substanz mehr. Die Marge für die Musikbranche wird sogar größer sein, wenn das echte Eintagsfliegen sind, weil dann die Folgeaufwände geringer ausfallen. Und damals als wir jung waren gab es nur ein weit verbreitetes Medium - die Schallplatte. Die Musikindustrie lernte aber über die Jahre und mit Einführung der Cassette, dann mit Einführung der CD, der Audio DVD und letztendlich auf des digitalen Downloads uns Streamings, dass man bestehende Kataloge nochmals verkaufen kann. Und die Industrie lernte dabei, dass es Nichts gibt, was man nicht verkaufen kann. Deshalb lernte die Industrie halt auch, dass es auf die Qualität eigentlich gar nicht so sehr ankommt, die Hauptsache ist, dass sich ein kleiner Teil der Menschheit halt nur irgendwie an den Schmarrn erinnert.

Und was ist da dann zielführender, als das Radio zur Dudelstunde verkommen zu lassen, damit von jeder noch so schlechten Eintagsfliege ein paar Takte in den Ohren der Hörer hängen bleiben und in 2, 5, und 10 Jahren mit den verfügbaren und zukünftigen Formaten im Stream oder Download an gealterte Jugendliche im Stadium der hippen Endzeit Idiocrazy nochmals verschnalzen zu können, nur weil diese sich nicht mehr daran erinnern, dass sie das zuvor schon x-Mal kostenpflichtig abonniert und gespeichert oder mit einem Sampler mit gekauft hatten.

Der Industrie geht e also nicht mehr um die für echte Hits nötige Qualität sondern nur noch darum, das Zeug schnell und am besten gleich mehrmals an die gleiche Person zu veräußern. Das eigentliche Geschäftsmodell hat sich als grundlegend geändert und da gibt es nur noch am Rande Platz für echte Stars.
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#12
Da stimme ich zu. 
Nicht zu vergessen dass wir auch nicht mehr alles mitbekommen. Früher lief im Fernsehen, im Radio Werbung für das neue Michael Jackson Album. Heute wäre es rausgeworfenes Geld, wenn ich Werbung dafür sehen würde. 
Heute wird die Werbung gezielt nach Interessen bezahlt. Wenn ich nur die Flippers im stream höre, dann werde ich niemals das neue Album von Metallica empfohlen bekommen, für die existiere ich dann einfach nicht..
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#13
Was ich vorhin gezeigt habe war eine halbwegs offizielle Hit Liste der 10er Jahre..
Natürlich gibt es zudem noch eine, die nur für mich ist.  Big Grin

Ja, auch ich nutze Spotify, nicht zum Musik hören, sondern nur im Musik zu finden.  
Hier werden teilweise Alben aus dem Faden "bei mir läuft im Moment" angespielt, hauptsächlich kennzeichne ich jedoch Lieder und Bands, die mir gefallen damit ich dann Empfehlungen bekomme..

So sehen meine 10er Jahre aus..
   
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#14
P. S. Was man natürlich sofort merkt ist dass mein Geschmack selbst für die Algorithmen zu krank ist.. 
So habe ich zuletzt nach einigen Hardrock Bands gesucht, bzw. einige Lieder und Bands dieser Richtung mit gefällt mir gekennzeichnet. 
Nun fallen erstmal alle meine anderen Stilrichtungen raus, da der Algorithmus wohl meint, das kann nicht die gleiche Person sein.. 
Will ich andere Stilrichtungen angezeigt bekommen, so muss ich mich mal kurz durch diese Stilrichtungen zappen und schon erscheint es als ob ich Hardrock nie gehört hätte.
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#15
(27.12.22, 11:26)Lenni schrieb: P. S. Was man natürlich sofort merkt ist dass mein Geschmack selbst für die Algorithmen zu krank ist.. 

Der Weg hin zu gutem Funk, Soul oder Jazz steht Dir immer offen.  Big Grin
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#16
(27.12.22, 13:19)Don_Camillo schrieb:
(27.12.22, 11:26)Lenni schrieb: P. S. Was man natürlich sofort merkt ist dass mein Geschmack selbst für die Algorithmen zu krank ist.. 

Der Weg hin zu gutem Funk, Soul oder Jazz steht Dir immer offen.  Big Grin

So schaut es aus., Big Grin Big Grin Big Grin
Gruß
Siggi

Big Grin  Humor ist, wenn man trotzdem lacht!  Big Grin
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