"Bessere" Netzteile für Vorverstärker
#14
(24.03.23, 12:56)hifilh schrieb: ... Accu box S 2 (Liste 259.-) , die eine echt hörbare Verbesserung der
Wiedergabe ermöglicht. 

Technisch wird da allerdings eher anders herum ein Schuh draus. Wenn ein Wechsel des Steckernetzteils auf ein Linear- bis Akkunetzteil eine hörbare Verbesserung bringt, dann sagt das nämlich nur aus, dass das Netzteil zuvor nicht wirklich gut war.

Aber lasst uns ruhig mal den Mythen aus der Szene hierzu auf den Grund gehen.

Ein Netzteil richtet die aus dem Stromnetz kommende Wechselspannung in Gleichstrom und soll das 100 Hz Brumm (ja, richtig gelesen; im Stromnetz sind es 50 Hz nachdem Brückengleichrichter aber 100Hz) eliminieren; das macht man mit den Siebstufen, welche aus Widerstand in Serie und quasi parallel zur Ausgangsspannung geschalteten Kondensatoren oder Drosseln und Kondensatoren bestehen. 

So ein Kondensator verschiebt die Phase zwischen Strom und Spannung erstmal grundsätzlich, 

   

und er hat eine Lade-/ Entladekurve

   

Erstens gibt es also für jeden Kondensator einen expliziten Ladezyklus und einen dedizierten Entladezyklus, beim Laden und bei größere werdender Kapazität steigt zudem der Strombedarf an. Es ist also Sache der Auslegung von Kondensatorgröße, Anzahl und Auslegung Siebstufen (vereinfachte Darstellung des Stromflusswinkels) und lieferbaren Stroms auf der Sekundärseite des Trafos, wieviel Strom so ein Netzteil überhaupt abgeben kann und wie schnell es auch nachladen kann. 

Bei den meisten käuflichen Netzteilen ist leider der Trafo unterdimensioniert und deshalb nicht ausreichend Stromlieferfähigkeit gegeben. Das führt dann dazu, dass der Trafo in die Sättigung geht und eine Bedämpfung des Trafos von außen durch z.B. ein anderes Netzkabel als angeblich klangliche Verbesserungen bewertet wird. Dabei wird aber nur ein Fehler der Netzteilkonstruktion gemindert und das Ergebnis ist aber immer noch technisch fehlerhaft und von gut recht deutlich entfernt. Auch wäre es sinnvoller das Netzteil zu überarbeiten als das Geld in teure Voodoo-Netzkabel zu stecken.

Die Batterie oder der Akku sind quasi mit dem Kondensator verwandt. Anders als eine Batterie speichert ein Kondensator aber die elektrische Energie in einem elektrischen Feld, wodurch er wesentlich schneller aufgeladen und entladen werden kann, aber nicht in der Lage ist, die Spannung während der Entladung konstant zu halten. So ein Akku ist also langsamer als ein Kondensator, weshalb wenn so ein Akkunetzteil technisch annähernd in Richtung gut gehen soll man eine hohe Anzahl von kleinen Akkus benötigt, damit der Innenwiderstand so gering wie möglich und das Entladeverhalten so (kurz) schnell wie möglich werden. Der einzige Vorteil ist das Fehlen von Brummanteilen auf dem Gleichstrom. Dennoch verhalten sich Akkus in Netzteilen eigentlich immer wie zu groß dimensionierte Kondensatoren oder anders gesprochen wie Sumoringer im Kindergarten beim Teeausschank.

Was ist denn nun wirklich klangbestimmend in einem Netzteil?
  • Die Güte und Stromlieferfähigkeit des Trafos
  • die Güte der Siebkette, weil diese weniger Brumm auf dem Gleichstrom ergibt; für Phono sollte die Restwelligkeit (der 100Hz Brumm) mindestens 10 mal kleiner (besser ist 100mal kleiner)  sein als die Ausgangsspannung des Tonabnehmers (=> 5mV Ausgangsspannung erfordert einen Gleichstrom mit mindestens weniger als 0,5 mV Restwelligkeit, 0,3mV Ausgangsspannung erfordert einen Gleichstrom mit mindestens weniger als 0,03 mV Restwelligkeit)
  • einzig der letzte Kondensator des Netzteils ist wirklich klangbestimmend

Schaut man jetzt aber in so eine TubeBox rein, dann findet sich dort ein kleiner Längsregler zur Spannungsstabilisierung, welcher wegen der minderwertigen Qualität der normalen Steckernetzteile nötig ist, und der darin befindliche Kondensator ist das eigentliche klangbestimmende Element. Den wechselt man durch ein anderes Netzteil aber gar nicht. Insofern  ...

Jetzt sagt da natürlich Jemand, dass er dennoch eine Veränderung wahrnimmt. Da bleiben eigentlich auch nur zwei Möglichkeiten. Der Akku liefert nun an den Längsregler zur Spannungsstabilisierung bereits eine konstante Ausgangsspannung, so dass der Längsregler quasi weniger zu tun hat, was aber eher für eine schlechte Dimensionierung des Längsreglers und nicht für einen Vorteil des Akkus sprechen würde. Oder die Kombi aus Steckernetzteil und kleinem Längsregler im Gerät erreichte die oben dargestellte Mindestanforderung (10-mal kleinere Restwelligkeit als die Ausgangsspannung des Tonabnehmers) auch bereits nicht.
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