20.11.20, 12:15
(20.11.20, 0:10)Lenni schrieb: Das ist auch meine Erfahrung, zumal eine Schallplatte auch ein Teil Geschichte für mich ist, darum freue ich mich immer wenn die Platte auch “aus der Zeit stammt“..
Ich kaufe viel im Internet, aber in Läden kaufen ist oftmals schöner, zumal man da auch Sachen beim stöbern findet, die man im Internet vielleicht nicht gefunden hätte..
Fast FullAck. Bei mir treffen sich hier ja zwei Blickwinkel: Der des Sammler und der des Musikhörers auf einem hohen Qualitätsniveau. Als Sammler ist die Schallplatte an sich quasi Kulturgut, aus Sicht des Musikhörers ist aber auch das Mastering und die Aufnahmesituation ebenfalls ein Kulturgut.
Für mich ist es also wichtiger, daß ich die Bühnenabbildung genau so wahrnehmen kann, wie sie damals in der Aufnahmesituation auf der Bühne im Aufnahmeraum oder sonst wo zusammengestellt wurde. Deshalb habe ich auch mit jeglichen Multimikrofonierungen - jedes Instrument ein eigenes Mikro und eine eigene Spur, das Abbild wird dann von Toning. erst am Mischpult und dort künstlich, sowie nicht realitätkonform erzeugt - so meine liebe Mühe.
Ich will die Aufnahme also auch genau so hören, wie sie damals erstveröffentlicht wurde und nicht mit den Adjustierungen, die irgendeinem Marketingmenschen oder dem Toning. 40 Jahre später eingefallen sind. Das ist dann neben der teilweise bescheidenen Pressqualität heutiger Re-Issues das quasi fertigungstechnische Kernproblem für mich mit den Re-Issues und ich glaube, daß dies auch der Aspekt ist, den @"Jan" mit "die dann auch wie damals klingen dürfen" meint.
Es gibt aber auch lobend zu erwähnende Beispiele: Mosaic Records zum Beispiel nimmt sich die alten Masterbänder und mischt genau so ab, wie auf der Erstveröffentlichung damals geschehen. Sie stellen auch die gleichen Titel je Scheibe zusammen, allerdings nimmt man teilweise andere, aus heutiger Sicht musikalisch "wertvollere" Takes aus den Aufnahmesessions. Diese audiophilen Re-Issues sind also nicht nur eine preiswertere Möglichkeit sondern zudem auch noch eine sehr schöne Ergänzung zu den alten Originalen. Gut, das mit preiswerter hat sich da bei den frühen Produktionen von Mosaic Records mittlerweile auch gegessen, aber das ist halt der "natürliche Verknappungseffekt" bei limitierten Auflagen.
Ich gehe übrigens nur noch selten in Plattenläden, weil es da nur ganz wenige gibt, die auch ausländische Ware anbieten und auf frühestmögliche Pressungen spezialisiert sind. Und wenn es so einen Laden in Deiner Stadt gibt, dann hat der die Scheiben mehrheitlich auf den Record-Auktionen in Amsterdam containerweise gesourced. In diesen Containern findet sich aber sehr viel Ausschuß und es ist bekannt, daß die Amis dort viel in Konvoluten verhökern. Diese Scheiben bekommt man dann meist günstiger und in besserem Zustand über die einschlägigen Internetplattformen.
Aber wenn die Pressung nicht wichtig ist, dann ist ein Plattenladenbesuch immer ein Erlebnis.