(09.04.22, 10:42)Don_Camillo schrieb:(09.04.22, 10:32)Rheydter schrieb: Erliege ich beim Händler einer Sinnestäuschung, oder ist der Blindtest schlecht gemacht. Ich tendiere zur Sinnestäuschung.
Das menschliche Ohr ist nun mal kein Messgerät. Das hat also (strenggenommen) nichts mit Sinnestäuschung sondern eher mit grundsätzlich falschem Ansatz zu tun. Man kann zwar einen Geschmackseindruck erlangen, dieser Geschmackseindruck taugt aber leider nicht für eine absolute Erkennung von zwei unterschiedlichen Geräten. Deshalb sind Blindtests genauso wenig hilfreich wie Schnupfen und ebenso wenig hilfreich wie individuelle Klangeinschätzungen.
Das ist übrigens auch der Grund, weshalb ich mich nicht zu Klangeindrücken äußere sondern nur von technisch möglichen Unterschieden und deren Größenordnungen spreche.
Da hast Du, besonders im Punkt 1 absolut Recht. Hier gibts auch genug Material um dies zu bestätigen. (Sommeliere, Pafumeure oder auch Pianisten, Geigenbauer etc...)
Bei Punkt 2 hast Du halb Recht. Aus technischer Sicht kann man ein Trommellager in einer Waschmaschine konstruieren welches 10% weniger Luufgeräusche erzeugt. Da es jedoch nur Laufgeräusche erzeugt wenn der laute Motor es antreibt, ist es komplett irrelevant, da man selbst ein Lager das 20% mehr Laufgeräusche machen würde niemals hören könnte.
(09.04.22, 10:43)Burkie schrieb:(09.04.22, 10:21)Lenni schrieb: natürlich kann bei solch einer Diskussion nie ein eindeutiges Ergebnis am Ende stehen.
..
Wenn es Unterschiede gibt, dann in der Auspegelung bestimmter Frequenzen.
Selbst wenn ich nun beim hin und her schalten einen Unterschied höre dann sollte ich vorher beide CD Player gleich ausgepegelt haben.
Aber wonach richte ich mich genau, wenn doch einige Frequenzen lauter dargestellt werden und andere leiser?
Hallo Lenni,
das sind Detail-Fragen, über die sich andere, die professionell Blindtests durchführen, schon früher die Köpfe zerbrochen haben.
Wenn man möchte, kann man recherchieren und nachlesen.
Oder aber, man macht einfach 3 Versuchsreihen, mit jeweils stets geringfügig etwas anders ausbalancierten Pegelverhältnissen.
Aber: Bei CD-Spielern sprechen wir um Größenordnungen von wenigen Zehntel dB.
Schau dir doch mal die Kurven realer CD-Spieler an: Die sind alle lineal-gerade und stimmen im normalen Hörbereich sehr exakt überein. Allenfalls an den Rändern zu den tiefen Bässen oder zu den sehr hohen Höhen wird es überhaupt nennenswerte Abweichungen von höchsten ein paar ganz wenigen dB gehen - dort ist die Hörempfindlichkeit des Menschen aber eh stark reduziert und der musikalische Gehalt eher dünn, sodass das für die Lautheitsempfindung keine Rolle spielt.
Mir demonstriere mal jemand, dass er 1 dB Unterschied in einem Frequenzband nur - besonders an den Rändern des Hörbereichs, erkennen kann.
Man kann das doch selber ausprobieren: Einige haben doch noch graphische Equalizer, andere können das über Software (z.B. Steinberg Cubase oder Audacity) machen. Also 1 dB in einem kleinen Frequenzband zugeben oder absenken, und für sich selber testen, ob oder inwieweit man das überhaupt wahrnimmt, auch beim An- und Abschalten des Filters.
Aber das ganze Diskutieren um technische Erklärungen muss erst hinterher kommen:
Als erstes steht der abgesicherte Befund, dass wirklich jemand in einem Hörtest zwei CD-Spieler an der Klangwiedergabe unterscheiden kann.
Und eben diese Unterscheidbarkeit ist bis heute nicht nachgewiesen worden.
Alle Tests, die diese Unterschiede nachweisen wollten, konnten eben keine hörbaren Unterschiede finden.
Somit bleibt als Fazit: Die Unterschiede der technischen Daten und Messwerte zwischen CD-Spielern spielen sich in Bereichen ab, die für die Hörbarkeit keine Rolle spielen. Sie sind zwar messbar, aber so klein, dass sie unter der Hörbarkeitsschwelle liegen.
Das Gute daran:
Man kann sich einfach seine CD-Spieler rein anhand von Design, Farbe oder Ausstattung aussuchen - es wird nie schlechter klingen als jeder andere CD-Spieler.
Oder man kauft nach den technischen Daten auf dem Papier - es wird auch nie schlechter klingen als jeder andere CD-Spieler.
Damit gewinnen doch alle.
Oder?
Grüße
Genau so wollte ich es eigentlich darstellen. Ich bin sogar ins Extrem gegangen und habe mal das 1 dB angenommen, was so, wie Du beschreibst nie vorkommen kann.
Aber genau davon lebt eine ganze Branche. Oder besser 2 Branchen.
80% der Geräusche auf einer CD hören wir nicht. In einem re-mastering kann ich Teile davon hörbar machen. (Gut, dafür fallen dann u.U. andere Bereiche weg.)
Aber nicht zu vergessen, dies alles geschieht anhand von teilweise 50 Jahre alten Tonbandaufnahmen.
Die Industrie findet aber schon Abnehmer. (Wenn ich selber einen Equalizer betreibe bin ich ein Bauause, wenn ein Toningeneur einen Equalizer benutzt um zu 100% das gleiche zu machen, dann ist er genial und der Kunde kauft.)
Aus dem Grund gibts bei einigen Alben Re-Master, Re-Re Master, Re-Master vom Tonband, Re-Master vom 89 jährigen original Toningeneur u.s.w....)
Und alle drehen lediglich etwas am Equalizer...
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.