18.04.22, 16:20
(18.04.22, 14:53)Frohwein schrieb: Das ist ebenso grundfalsch! Den Fortschritt haben immer die wissenschaftlich denkenden Empiriker gebracht, nicht etwa die Gläubigen. Den Fortschritt bringt also der Blindtest und nicht der Glaube, etwas zu hören…
Für mich ist es ehrlich gesagt ziemlich unverständlich, woher dieses Missverständnis herkommt. Ich sprach hier im Faden nie von dem was in meine Sätze hineininterpretiert wird.
Ich fasse aber gerne nochmals und stichpunktartig zusammen:
- Technisch lassen sich Unterschiede begründen (andere Chips, anderes Laufwerk, anderes Design der analogen Ausgangsstufe, anderes Netzteil).
- Bei Abwägung der Größenordnungen (dieser Änderungspotentiale) aber stellt sich dann raus, dass es bei einem CD-Payer wenn dann eigentlich (nur) um die analoge Ausgangsstufe geht
- damit lassen sich diese angeblichen klanglichen Unterschiede anhand der techn. Werte aus der Bedienungsanleitung schon vorhersagen (Frequenzgangverlauf, Klirrfaktor, Klirrspektrum, Kanaltrennung und Dynamikbereich)
- die analoge Ausgangsstufe wird aber von den äußeren Rahmenbedingungen mit beeinflusst (Kabel, Verstärker, etc.)
- und diese (kleinen) Unterschiede sind deshalb nicht immer und überall gleich hörbar und auch nicht für Jeden gleich relevant
- eine hochwertige Wiedergabekette zudem immer genau das genau so wiedergeben soll, was auf dem Medium drauf ist. Ist dort wenig Bass, dann darf eine hochwertige Wiedergabekette da auch nicht mehr Bass darstellen. Nimmt man aber bei seinem Hörvergleich - und hier ist es vollkommen egal, ob man nur zwei Geräte miteinander vergleichen will oder das in einem unsinnigen Blindtest tut - mehr Bass wahr, dann spricht das nicht für eine höhere Qualität sondern nur für eine andere Geschmacksausprägung.
- Da diese Nuancen aber erstens sehr deutlich geringer ausfallen als z.B. der Unterschied zwischen den Stimmen von z.B. Ehefrau/ Freundin und Mutter und zweitens auch noch dem Ohr deutlich kürzer bzw. deutlich weniger intensiv (das ist das Thema der Wirkung in der Psychoakustik) bekannt sind als diese zwei doch sehr "eindringlichen" Stimmen, kann das Ohr (und das Hirn) diese auch nicht absolut voneinander unterscheiden, was aber für die Detektion von Gerät A oder B erforderlich wäre. Das menschliche Ohr muss z.B. einen Löwen auch nicht nach Größe, Farbe oder Herkunft unterschieden können. Für das Ansprechen des menschlichen (Flucht-)Instinktes - und nur dafür ist die "Erkennungssoftware" in unserem Hirn geschrieben worden - reicht die (Erkennung und) Reaktionsschleife -> Löwe, potentiell gefährlich, ab auf den Baum vollkommen aus.
- Das Ohr ist kein Messinstrument, Blindtests sind per se vollkommen ungeeignet und sich über deren (angebliche) Ergebnisse oder individuelle Höreindrücke zu streiten ist vollkommener Unsinn.
- die gesamte Forenlandschaft ist leider voll vom Streit über Blindtests, weil sowohl Blindtestverfechter als auch die im Blindtest nicht richtig Treffenden beide zur Klientel der unverbesserlichen Besserwisser gehören und nie nicht locker lassen können - "aber, ich hör´s doch".
- Im Umkehrschluss gilt, was man nicht messen kann, kann man auch nicht hören
- und selbst wenn man es messen kann, dann stellt sich immer noch die Frage nach der Relevanz und Erkennbarkeit (bis zu 1dB Pegelunterschied ist z.B. nicht wirklich relevant)