Erstrebenswerte MCs: Denon DL-3xx und hier explizit das DL-311 LC
#1
Ja, ja, ich weiß, eine schwierige Diskussion. Ich versuche es aber trotzdem.  Tongue

Der Vorteil von MC Systemen ist deren konstruktionsbedingt geringe bewegte Masse, die wenigen Wicklungen auf dem Spulenkreuz und damit deren mechanische Agilität, welche erst ermöglicht, dass die Nadel der Rille immer mit gleichbleibendem Kontakt folgen kann. Das führt dann zu einer besseren Abtastung und mehr Details im Nutzsignal. Natürlich hat auch ein MC System ähnlich wie bei MMchens (Hochtonresonanz) einen Generator, der mitunter zum Resonieren neigt und entsprechend bedämpft werden muss; dies geschieht über den Abschluss.

Beschrieben wird das dann auf klanglicher Seite mit mehr Auflösung ("ich höre auf einmal Details, die ich vorher nicht hörte"), besonders guter Attacke ("das ist so ansatzlos und schnell") aber auch mitunter mit diesen Ambivalenzen wie "klingt hell", klingt "schon fast zu schnell", klingt "spitz".

Letztere Eindrücke - und das kann ich Euch aus eigener Erfahrung versichern - entstammen aber eher aus Anpassungsproblemen oder fußen eher darauf, dass man sich hier mit einem High Output MC oder aber ganz einfach echt nicht erstrebenswerten und sehr preisgünstigen MC Systemen auseinandergesetzt hat. Bei den preiswerten MCs wird man die oben angesprochene Generatorresonanz halt eigentlich nie richtig in den Griff bekommen, bei hochwertigen MCs dagegen schon. Deshalb teilt sich hier also die Welt in erstrebenswert und den Rest.

Im Hause Denon hat man nun eine lange Tradition und viel Erfahrung, wenn es um die Schallplattenwiedergabe geht. Mit dem Denon DL-100M wollte man ja eigentlich eine Schneidemaschine bauen und Neumann sowie auch dem lokalen Konkurrenten Technics mit seinem SP-2 Motor für Schneidmaschinen Konkurrenz machen. Aber auch bei den Tonabnehmern wollte man zur Weltspitze gehören, weshalb man ja auch noch zusätzlich Highphonic gründete und dort so richtig die "Sau" raus lies.

Ende der Siebziger kam deshalb kurz hintereinander das DL-1000 und das DL-300 auf den Markt, deren Konstruktionsprinzip aufeinander aufbaut. Das DL-1000 war dann in der Folge das Top of the Line System, das DL-300 aber von seinen inneren Werten her nicht schlechter. Der große Unterschied war der Boron-Cantilever und die etwas schmalere elliptische Nadelspitze beim DL-1000.

Das DL-300 wurde dann in verschiedenen Inkarnationen weiterentwickelt und es folgten für den internationalen Markt DL-301, DL-302, DL-303, DL-304 und DL-305. In dieser Serie fand auch quasi die Weiterentwicklung des DL-1000 statt und man findet so einige Merkmale des DL-S1 (Nachfolger des DL-1000) wieder. Die einzelnen Entwicklungsschritte unterscheiden sich hier in Verbesserungen beim Generator, anderen Nadelschliffen und Nadelträgern. 

Den Top of the Line Abschluß der 300er Serie aber stellte das nur in Japan ab 1987 erhältliche DL-311 LC dar. Es liefert 0,25 mV bei einem Innenwiderstand von 16Ω, trägt einen Line Contact Nadelschliff auf einem hohlgebohrten Aluminiumröhrchen, spielt richtig abgeschlossen linear zw. 20Hz und 60kHz, hat ein Eigengewicht von 6,0 gr. und bringt eine CU von 12 mit; die Auflagekraft will knapp um 1,5 gr. zum Liegen kommen.

   

Bevor Ihr also beim 103er dann nach 250 Stunden eine verschlissene Nadelpolitur feststellt, daran fast verzweifelt oder die Resonanzen des Generators bei billigen MCs nicht in den Griff bekommt und so die Lust am MC verliert, wendet Euch lieber der DL-3xx Serie von Denon zu. Ich bleibe auch dabei, dass unter €1000 heutigem Neupreis ein MMChen immer die Nase vorn hat. Setzt man aber auf die "echten" Pretiosen der Achtziger, dann kann man durchaus Erstaunliches erleben.

Apropos Abschluß: Wer nichts gegen Übertrager einzuwenden hat und hier mit einem Denon AU-250 startet, liegt schonmal nicht verkehrt. Auch AU-305 oder 310 sind schon eine passende Wahl. Noch besser geht es aber mit einem AU-320 (der darin befindliche Übertrager stammt übrigens von Tamura) oder AU-340. Wer die MC Vorverstärkung elektronisch erledigen will, der findet mit HA-1000 oder HA-500 auch etwas Passendes im Regal des Herstellers; ein ELAC MC-21 tut es da aber auch und klingt auch nicht wirklich anders oder schlechter, wäre aber universeller einsetzbar.
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#2
Da kann ich dem Rolf übrigens nur zustimmen..

Die Tage ist mein DL 301 von retippen zurück gekommen. Es spielt wunderbar.. 
Diese Serie von Tonabnehmern ist wirklich toll.. 

   
Manchmal, wenn ich ein bisschen neben mir stehe und gucke, was ich da so mache, muss ich plötzlich grinsen. Und dann lachen wir beide.  Big Grin
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#3
Ich zeig Euch noch ein paar Aufnahmen vom DL-311LC

   

   

   

   

   

   
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#4
Ich müsste mir zu meinem HA 500 auch mal ein Denon MC holen. Momentan ist ja das kleine Technics EPC 300 dran. Nur das DL311 kann ich selbst in Japan zur zeit nicht im Angebot finden. Scheint jetzt nicht so häufig zu sein.

Edit: Und auch kein DL1000 oder DL300. btw 2500DM hat das DL1000 gekostet. Das ist ja mal happig - wow
Gruß
Jan-Cedric
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#5
Ein DL-311 ist gerade bei Yahoo-Auctions drin und ein weiteres hängt an einem Nakamichi Dragon. Und ja, das DL-311 LC ist ziemlich selten - selbst in Japan.

Aber die Anderen der 300er Serie gibt es dagegen recht häufig und mit etwas Glück um €250 rum.
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