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Normale Version: Verstärkerklang ein kontroverses Thema
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Nachdem ich in meinem Beitrag über meine gerade geangelten T+A Lautsprecher bemerkt hatte , das sich zwischen dem NAD Verstärker des Vorbesitzers und meinem T+A Verstärker doch recht deutliche klangliche Unterschiede gezeigt haben , kam von Frieder (JWtrane ) ein sanfter Einwand , den ich hier mal kurz zitiere 

Zitat 
"Hallo Klaus, schön dass dir die T+A LS so gut gefallen, die würde ich mir auch gerne mal in meinem Setup anhören. Meiner Erfahrung nach wird der Klang maßgeblich vom Raum beeinflusst. Seitdem ich einen NAD C3050 mit Dirac Live betreibe bin ich weitgehend über diesen Einfluss (v.a. stehende Basswellen) hinweg. Da kann ein Verstärker noch so sehr „klingen“, wenn Raum und Verstärker gewechselt werden dürfte der Raum der Hauptgrund für Änderungen der Klangfarbe sein. Aber natürlich bin ich auch bei Dir, ein Verstärker klingt auch individuell, und sei es nur psychisch [Bild: wink.png]"

Zitat Ende 


Prinzipiell bin ich da mit Frieder einer Meinung , klar macht als erstes der Raum die Musik , was für mich persönlich aber mit Verstärkerklang gar nichts zu tun hat , weil die Ursachen für unterschiedlich klingende Verstärker nach meiner Ansicht ganz woanders zu suchen sind und zwar unabhängig von der Raumakustik .

Dazu kommen die heute modernen Einmesssysteme wie Dirac von Frieder auch erwähnt .
Dazu muss ich zu meiner Hörsituation sagen , das ich zwei nebeneinander liegende Zimmer habe , wobei in einem Zimmer das Heimkino betrieben wird , in diesem Falle mit der Yamaha eigenen Einmessung YPAO und ich gleichzeitig ein Heimkino Fan der ersten Stunde bin , der schon seit Jahren im Mehrkanalbereich mit den dort schon lange üblichen Systemen hantiere , das Ganze ist mir also nicht unbekannt , ich nutze es nur im anderen Zimmer in der Stereo Anlage ganz bewusst nicht .

Ralf wollte wissen was diese Systeme überhaupt darstellen , deswegen ein kurzer Abriss über Entstehung und Entwicklung dieser Systeme ohne Anspruch auf Vollständigkeit .
Ernsthaft begonnen hat es mit Yamaha und dem DSP 1 schon in den 80er Jahren , die Herkunft solcher Systeme ist auf den PA Bereich zurückzuführen .
Man begann via DSPs Räume akustisch zu vermessen , für den Hifi Betrieb schuf man dadurch anfangs Klangprogramme , welche teilweise bekannte Locations akustisch simulieren konnten , beispielsweise die Akustik des Köllner Doms oder auch berühmte Konzertsäle .

Anfangs von Hifi Zeitschriften als Spielerei verpönt , steckte hinter diese Geschichte aber von Anfang an ein ernster Hintergrund , nämlich Musikanlagen durch frei programmierbare DSPs an verschiedenste Räume anpassen zu können . Im PA Bereich ist das schon längst üblich , das die Tontechniker die Location , wo ein Konzert stattfinden soll heute vorher vermessen und mittels passender Programme eine PA Anlage so einstellen , das es in der jeweiligen Location am besten klingt .
Grob vereinfacht könnte man das einen programmierbaren Equalizer nennen , aber die Möglichkeiten sind viel weiter gesteckt als bloße Frequenzbereiche nach Gusto anheben oder senken zu können . 

Laufzeiten und Nachhallzeiten , sowie der Frequenzgang an den Hörplätzen werden ermittelt und eine Software wie Dirac oder auch Audessey oder eben YPAO stellt auf dieser Grundlage die Parameter für jeden einzelnen Kanal fest und justiert dementsprechend nach .  Im Hifi und Heimkinobereich ist das sogar vergleichsweise einfacher als im PA Bereich , da der Hörplatz wesentlich enger definiert ist . Trotzdem ist es heute üblich , das ein System wie YPAO einzelne Messungen an mehreren Punkten sowie Winkelmessungen durchführt . Übergangsfrequenzen , Übertragungsbereiche jedes einzelnen Lautsprechers , Hörentfernung und Frequenzgang werden so ermittelt .

Wie üblich ist Stereo als letztes dran , aber in den letzten Jahren tauchten dann auch verstärkt reine Stereo Geräte mit solchen Möglichkeiten auf .

Der Punkt für diese Thread dabei ist der , das Fans dieser Methoden meinen , sie könnten sowohl ihre Raumakustik als auch die Auswahl der Verstärker egalisieren und das halte ich für einen gewaltigen Irrtum .

Der erste Punkt der gegen diese These spricht , ist die Tatsache das raumakustische Gegebenheiten in ihrem Umfang problemlos den Regelbereich eines Einmesssystems überschreiten können , sprich es findet wenn , dann nur eine mögliche Angleichung , sprich eine Reduzierung der raumakustischen Probleme statt . Auch sind diese Systeme nie zu 100% zuverlässig , wenn ihr Regelbereich überschritten wird , sie produzieren dann teilweise vorgeschlagene Einstellungen , die dem jeweiligen Nutzer absolut nicht gefallen .

Der zweite Punkt und hier kommt man dem Begriff "Verstärkerklang" am nächsten , ist das Verhältnis Verstärker/Lautsprecher im Sinne von Versorger/Verbraucher und diese Verhältnisse können je nach Zusammenstellung durchaus komplex sein und klanglich vollkommen unterschiedliche Ergebnisse produzieren .
Ergebnisse die Unabhängig von Raumakustik oder ihrer möglichen Beeinflussung durch entsprechende Programme erzeugt werden .

Ich habe dazu auch einige Beispiele aus persönlicher Erfahrung parat , die problemlos hörbar und auch erklärbar sind .

Vor einigen Jahren bekam ich günstig ein paar Isophon Indigo ins Wohnzimmer , beim Vorbesitzer war alles top , die Lautsprecher spielten an einer Restek Vor/Endstufengeneration , beim zu Hause angekommen , wurden sie an einen Revox B250 S angeschlossen und der Klang hörte sich ungefähr wie ein schlecht abgestimmtes Sub/Sat System an .
Im Bereich 80-120 Hz war ein Loch , da kam absolut nichts und je lauter man drehte , je stärker wurde dieses Phänomen .

Daraufhin fand von meiner Seite ein Wechsel auf den T+A Pulsar PA2000AC MKII statt und ohne weitere Änderungen , war das Problem komplett verschwunden .

Wie sowas geht , hab ich erst herausgefunden als ich mich mit den technischen Daten der Indigos befasst hatte , diese Lautsprecher arbeiten mit einem Bandpasssystem und zwei innenliegenden 26cm Tönern , diese Konstruktion kostet erstens Wirkungsgrad , die Indigos liegen knapp oberhalb 80db und sie hat einen sehr anspruchsvollen Impedanzverlauf mit einem Minimum von 2,3 Ohm bei 80 Hz und genau da liegt die Erklärung .
Der Revox stellte durchaus genügend Watt zur Verfügung aber er war scheinbar nicht allzu stabil was die Stromlieferfähigkeit anging , sprich er war im beschriebenen Bereich nicht fähig die Indigos adäquat zu versorgen und das machte sich ab Zimmerlautstärke bemerkbar .

Der T+A war und ist da einfach potenter .

Soweit so gut , nun könnte man meinen , okay das ist jetzt ein Extrembeispiel was so nicht häufig und nur bei extrem komplexen Lasten(Lautsprechern) vorkommt .

Nun kommt aber die Preisfrage , nach den Indigos sind jetzt mittlerweile weitere drei Lautsprecher am T+A ausprobiert worden .

Eben meine Yamaha NS1000M , dazu ein paar Vintage Lautsprecher von Coral und jetzt die T+A TS 350 .

Die Yamaha und die Coral sind beides lupenreine 8 Ohm Lautsprecher mit Wirkungsgraden von über 90 dB , die selbst an Röhrenverstärkern vernünftig laufen sollten ,
trotzdem profitierten beide beim Anschluss an den T+A Verstärker im Vergleich mit handelsüblichen kleinen Receivern und Verstärkern japanischer Hersteller .
Ebenfalls die T+As obwohl der NAD an dem sie vorher hingen ebenfalls ein potenter Bursche ist , der auch mit niedrigen Impedanzen gut klar kommt .

Ich bin jederzeit bereit sowas auch vorzuführen hier , die Unterschiede gehen nach meiner Ansicht über Einbildung weit Psychoakustik hinaus und sind allgemeingültig hörbar .

Was für Erfahrungen habt ihr zu diesem Thema gemacht , ohne Geschwurbel oder Beeinflussung durch Verkäufer in den eigenen 4 Wänden .

Ist der Verstärkerklang also ein Märchen oder passiert da doch was , was ich als allenfalls technisch versierter Laie nur nicht begreife ??
Verstärkerklang sollte es nicht geben, gibt es aber, auch wenn die Unterschiede innerhalb einer Klasse nicht exorbitant sind.

Würden alle Verstärker gleich klingen, wäre die Modellvielfalt über die Jahre ziemlich unsinnig. Einen Verstärker zu konstruieren, der das Signal verstärkt ohne es in irgendeiner Weise zu beeinflussen ist eine hohe Kunst. Das kann der 80er Jahre Sharp Plastikverstärker nicht, das kann auch der 70er Jahre Marantz Receiver nicht.

Die ausreichende Stromversorgung für alle Dynamikspitzen ist hier beispielsweise ein sehr wichtiger Punkt, der das Hörvergnügen wirklich beeinflusst. 
Wenn die Raumakustik nicht mitspielt, haben wir natürlich eine andere zentrale Baustelle, auch passt nicht jeder Lautsprecher zu jedem Verstärker.
Habe dazu gerade einen älteren Beitrag von mir gefunden, wo die ersten beiden Absätze passen...

https://plattenspieler-forum.de/showthre...0#pid18620
Aus identischen Gründen habe ich mir meine Rotel -Kombi angeschafft, die auch bei mir heute noch spielt. Im übrigen hat die Fa. WOLLENWEBER seinerzeit neben anderen Änderungen in der Vorstufe konsequenterweise auch den Balance- Regler als einziges, vorhandenes Regelglied aus dem Signalweg genommen.
Hi Michael , so wie du das beschrieben hast , trifft es ja ziemlich das was ich mit der Kombination T+A /Isophon Indigo erlebt hab , komplexe anspruchsvolle Last , hier zahlt sich jedes Fitzelchen Qualität bei einem Verstärker aus .

Wo ich persönlich aber so ein wenig an meine Verständnisgrenzen stoße ist eben die Tatsache , das die Nummer auch bei vergleichsweise unproblematischen Lautsprechern mit harmlosem Impedanzverhalten und hohem Wirkungsgrad funktioniert und das eben sogar ziemlich deutlich .

Das ist auch problemlos vorzuführen , wenn ich irgendeinen kleineren Verstärker aus dem Regal ziehe und die Yamahas da dran hänge , wird es praktisch in allen Belangen schlechter , von der allgemeinen Auflösung bis zur Präzision im Bassbereich .

Ist die Erklärung da vielleicht wirklich so einfach , das man sagen könnte , es liegt daran weil der T+A an solchen Lautsprechern im Standgas läuft und daher vom Klirr und Verzerrungen bis hin zur Strom und allgemeinen Leistungsabgabe alles in Bereichen abläuft , wo der Verstärker praktisch nichts auszustehen hat .

Schaut man sich Klirrkurven von Verstärkern an , ist dieser Aspekt im Bereich der Zimmerlautstärke und auch noch gut darüber , aber bei fast keinem Gerät nennenswert .
Ich sehe das ein wenig anders.
In Vorverstärkern passiert die eigentliche "Magie". Endstufen sind eigentlich komplett stumpf. Aber Michael hat natürlich recht, dass die Netzteile bei Verstärkern und besonders Endstufen entscheidend sind.
Eine ordentliche Endstufe versaut nichts am Nutzsignal und das schafft sie nur, wenn sie auch ein gutes Netzteil hat
Da kann ich was zu schreiben....
Ich bin ja beruflich im PA Bereich tätig habe schon einige Club und Konzert-Locations eingemessen.
Was man ganz klar unterscheiden muss ist erstmal Indoor oder Open Air.
Open Air wird an mehreren Punkten gemessen und heutzutage gibt es digitale phasenlineare Filter die es z.B.vor 20 Jahren mangels Rechenleistung im DSP einfach nicht gab.
Damals wurde also einfach per 31band Eq der Frequenzgang gerade gezogen.
Die gleiche Vorgehensweise funktioniert Indoor aber nicht weil das Messmikro ja auch alle möglichen Reflexionen von Wänden und Decken mit aufzeichnet.
Hier ist das allerwichtigste die Aufstellung und da lohnt es sich dementsprechend sich die Zeit zu nehmen die LS mehrfach herumzuschieben. Ein Eingriff in den Klang mittels EQ geht ja auch immer mit einer Phasenverschiebung einher und das Ergebnis bezieht sich ja auch immer nur auf den einen Punkt an dem gemessen wird. Besser ist es dann den Raum an den richtigen Stellen zu bedämpfen um eben ohne Phasenverschiebungen zu Verbesserungen in der Raumantwort zu kommen. Im Idealfall brauchts dann gar keinen EQ mehr.Wurde z.B im Dorian Gray (ehemals legendärer Club in Frankfurt) so gemacht.
In Clubs und Discotheken wird oft mit 4punkt Beschallungen gearbeit, da ist es dann immer ein Kompromiss worauf mehr Wert gelegt wird also Klangtreue vs Schalldruck und natürlich welches Genre gespielt wird. In nem Technoclub brauchts einfach mind. das doppelte an Bässen wie in einer Rockdisco. In größeren Konzert- Locations hängt oft gar kein festes System weil die Bands bzw. deren Techniker auf einen bestimmten Hersteller bestehen. Da wird das jeweilige System also jedes Mal neu eingemessen und als Hauptschallquellen gibts nur Stereo R+L. (Ränge und hintere Bereiche jetzt mal aussen vor gelassen)

Das Problem welches ich in den ganzen Home Anwendungen sehe ist einerseits das 5ct teure China Handymicrophon was zum Einsatz kommt und dass die ganzen Hersteller nicht preisgeben mit was für Filtern dort gearbeitet wird.Ganz oft sind das billigste digital EQ's die je nach Messergebnis mal schmalbandig und mal breitbandig arbeiten und so sehr oft einfach nur Matsch produzieren. Ein amtlicher PA Verstärker mit integriertem DSP kostet z.B. 5stellig und man braucht sehr viele davon. Ich bezweifle stark dass diese Technik bei den ganzen "Room Correction" System zum Einsatz kommt.
Die besseren Lösungen können sicher bei vermurkster Aufstellung noch was rausholen aber für mich persönlich ist das nix.

Zu den Verstärkern.
Im PA Bereich höre ich ganz deutlich den Unterschied zwischen "guten" und schlechten Verstärkern, ganz besonders im Bassbereich.
Mit gut und schlecht meine ich die schon angesprochene stetige und konstante Leistungsabgabe an das/die Lautsprecherchassis und da knicken die schlechten ab einem gewissen Pegel einfach ein.

Zuhause ist mir das alles ziemlich egal, meine DIY Boxen haben i.d R. vintage PA Chassis mit Wirkungsgrad >95db und die messe ich im freien und lasse ggfls die Weiche von nem Kollegen anpassen (kann ich selber nicht) oder höre mit amtlichen aktiven Studio Monitoren. Bei ersteren muss der Amp dank dem hohen Wirkungsgrad nicht wirklich viel Strom liefern dass die Nachbarn sich beschweren und bei den bewährten Studio Monitoren haben sich wesentlich schlauere Leute als ich nen Kopf gemacht dass sich das gut anhört im Nahfeld und dass Verstärker und Chassis perfekt harmonieren. Und mehr als Nahfeld isses ja nicht zuhause. Und zur Not schraube ich am EQ  rum bis es mir gefällt, mache ich ja nicht anders wenn ich ne Band mische. ;-)

Mein Fazit: Der Unterschied zwischen guten und schlechten Amps höre ich, Unterschiede im Verstärkerprinzip eher nicht.

Es ist aber auch manchmal unerklärlich....
Habe mir neulich JBL L90 an McIntosh Mono Blöcken mit Technics 1210 mk2 und 2m Black angehört und war maximal enttäuscht.
Am selben Tag das selbe Lied auf CD  mit 2x30w Mini Powermixer und 70er Jahre 2 Wege Hifi Pioneer LS in einem akustisch miesem Raum (Boden und Wände gefliest, ca 70qm ) gehört und fands mega... ;-)

Grüße
Max
Wundert mich nicht. Die JBL L90 bleiben deutlich hinter Ihrem Ruf als JBL - Monitor zurück. 
Da hat JBL es sich mal einfach gemacht und jedes für sich hochwertige - Chassis der TI 5000 genommen und in einen Würfel mit "Regaltauglicher" Anordnung gesteckt und gemeint, das "passt" schon so und ist Wohnzimmertauglich...
Tatsächlich habe ich noch keine einzige L90 gehört und dabei gedacht: "wow"...weder im Druck noch in der Feinzeichnung. Der L90 fehlt im Gegensatz zur TI z.B. nämlich 3 Zutaten:
1. Volumen
2. die 2. Mitte
3. die klassische Anordnung der Chassis

JBL wollte hier ohne großen Aufwand vom Ruf Ihrer legendären Monitore zehren...das ging nach hinten los. Deswegen wurden davon ja auch keine Stückzahlen verkauft.

Und das ganze hat hier mal wenig mit den Verstärkern davor zu tun...

Just my 2 Cent...
So muss ein potenter Verstärker aussehen:

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Ein Netzteil, das den Namen auch verdient, dahinter 4 Kaffeepötte von Kondensatoren und das ganze dazu noch komplett symmetrisch aufgebaut...
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