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"China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - Druckversion

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"China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - labrador - 06.11.25

Servus,
 
Firmen wie Fosi Audio, Aiyima Audio und viele andere chinesische Hifi-Firmen sind zunehmend in aller Munde, betreten und „erobern“ den Markt. Besonders Fosi fällt auf, nicht zuletzt auch mit ihrem „prägnanten Orange“-Design.  
 
Da ich auch regelmäßig Vinyl- und Hifi-Youtube schaue fällt auch dort die zunehmende Präsens chinesischer Hersteller/Produkte im Content deutscher Youtuber auf. Hier sei z.B. dieser Kanal genannt, der sehr viel „chinesischen Content“ bringt https://www.youtube.com/@christian_schwarzbeck oder auch zunehmend die „Hifi-Regina“ https://www.youtube.com/channel/UCaYAXaxFU4J3hFe34IMgXvw
Sie kommt mir immer mehr so vor als wenn sie dem Vorgenannten „hinterherhechelt“ bzw. als ob sie langsam zur Fosi-Verkäuferin mutiert…. Aber darum soll es gar nicht gehen.
 
Mich interessiert die Frage bzw. die Fragen: Tangiert Euch dieser China-Hifi-Boom? Verfolgt ihr die Entwicklung, habt Ihr bereits derartige Produkte im Einsatz? Wie gefällt Euch die Qualität zu diesen doch, wie man hört, äußerst verlockenden Preisen?
 
Meine Antwort dazu: Wie gesagt begegnen mir immer wieder diese Produkte und Firmen in Youtube und auch in deutschen sog. Fachzeitschriften. ABER: Bisher hat es bei mir keinerlei „will Haben“ ausgelöst. Das mag vielleicht daran auch liegen das ich mitunter „markentreu“/konservativ agiere und auch europäische bzw. deutsche Produkte grundsätzlich präferiere. Ich schätze Unternehmen mit Geschichte. Bei Hifi sprechen mich deshalb z.B. eher Firmen wie Thorens, NAD oder Wharfedale an anstatt „neue/unbekannte Chinesen“…..
 
Wie steht es also bei Euch mit dem Thema?

Auch ganz interessant dazu:

 
  
Danke und Gruß


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - Jan - 06.11.25

Der Kram ist nicht schlecht
[Bild: https://plattenspieler-forum.de/gallery/2_20_08_25_5_13_12.jpeg]


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - labrador - 06.11.25

Ja, dieser nette Umschalter mit den VUs von Fosi war oder ist auch so ein Produkt was "in aller Munde" war..... oder noch relativ aktuell (wir sind ja hier im PLATTENSPIELER-Forum) der neue Dreher von Fosi 

Fosi Audio Luna3 Plattenspieler

Gruß


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - Schmiddi - 06.11.25

Ich interessiere mich nicht besonders für die chinesischen Marken. Wenn ich Hifi Geraffel kaufe hat das meistens nichts mit Vernunftsgründen zu tun. Bei mir spielen da sehr viel total subjektive Gründe mit, deren Ursprung zu einem nicht geringen Teil in meiner Jugend liegen. 

Meine erste richtige Anlage war von Technics, ich habe als Teenager die Technics Hifi Kataloge verschlungen. Thorens kommt für mich nicht in Frage, weil sie damals für miefigen Riemenantrieb standen. Die japanischen Hifi Hersteller standen für Innovation und moderne Geräte. Diese Prägung aus der Jugend haben die chinesischen Marken nicht vorzuweisen. Von daher haben die chinesischen Marken bei mir so gut wie keine Chance.


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - Spitzenwitz - 06.11.25

Ich habe aus Neugierde ein paar Chinakracher ausprobiert und kann insgesamt eine positive Bilanz ziehen.
Mit den Produkten von SMSL, Topping, Breeze Audio und FX Audio bin ich sehr gut gefahren, von Douk-Audio überzeugte mich hingegen vieles nicht. 

Ein Gerät habe ich hier im Forum damals vorgestellt:

https://plattenspieler-forum.de/showthread.php?tid=470&pid=8373#pid8373


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - höanix - 06.11.25

(06.11.25, 17:34)labrador schrieb: Tangiert Euch dieser China-Hifi-Boom? Verfolgt ihr die Entwicklung, habt Ihr bereits derartige Produkte im Einsatz? Wie gefällt Euch die Qualität zu diesen doch, wie man hört, äußerst verlockenden Preisen?

Nein - Nein - Ja rofl 
Ich habe einen Verstärker mit Röhren von Nobsound und einen Vorverstärker von Fosi, beide tun was sie sollen für einen günstigen Kurs.
Die Qualität ist für den Preis besser als bei deutschen Produkten, das liegt wohl an den minimal unterschiedlichen Stundenlöhnen der Arbeiter.

PS:
Die niedrigeren Umweltstandards und die staatlichen Subventionen in China könnten auch eine Rolle spielen. Cool


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - Jan - 06.11.25

Mein Vorverstärker, ein Clone von einem Naim NAC ist auch aus China
[Bild: https://plattenspieler-forum.de/gallery/2_26_12_23_11_21_01.jpeg]
Da gibt es noch nicht mal eine Herstellerangabe


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - Hifijc - 06.11.25

So mit das bekannteste sind die an Accuphase angelehnten Geräte wie der hier

Dazu gibts auch noch die passende Endstufe. Das soll ziemlich gut sein, selber kennen tue ich das aber nicht. Würde mich aber mal reizen.

Das Problem wird halt sein wenn der Bums mal kaputt ist. Ich wüsste nicht das es Schaltpläne dazu gibt.


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - rowo - 06.11.25

(06.11.25, 19:23)Hifijc schrieb: Dazu gibts auch noch die passende Endstufe
Als Stereo-Pfostenverstärker kann man ihn ja dann immer noch im Garten einsetzen  lol


RE: "China-Hifi-Boom" - Seit Ihr schon dabei? - Südschwede - 06.11.25

Moin Steffen , interessantes Thema , was seine Ursprünge jedoch viel früher hat und nicht erst in den heutigen Youtube Kanälen .

Du fragst , ob man Hifi aus China von der Entwicklung her verfolgt hat , kann ich für meine Person durchaus bestätigen und zwar seit Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts .

Verantwortlich für diese Entwicklung sind übrigens genau die großen traditionsreichen Hersteller , die du teilweise genannt hast .
Harman Kardon , Yamaha und Rotel waren Anfang der 90er Jahre meines Wissens nach die ersten , die anfingen ihre Produktion aus finanziellen Gründen auf das chinesische Festland zu verlegen . Im High End Bereich dürfte einigen hier die deutsche Firma LUA bekannt sein , die das als erster mittelständischer Betrieb auch versucht hat .
Auch einige namenhafte US Hersteller haben damals mitgezogen .

Später kamen KEF und Wharfedale , sowie NAD auch dazu .

Erwähnenswert ist das , weil die Chinesen durch diese Verlagerungen der Produktion überhaupt erst das technische Know How abkupfern konnten , um eigene Firmen auf den Markt zu bringen .
Richtig interessant wurde das ab 1995 als mit deutscher Hilfe die Firma Vincent auf dem deutschen Markt erschien , im Gegensatz zu den heutigen privat gegründeten Start Ups wie Fosi Audio u.a. ging Vincent sofort in die vollen .

1995 eine Röhrenvorstufe und eine Röhren Hybrid Endstufe ( LS-1/D-150 ) für zusammen keine 2000 DM , das war ne wirkliche Bombe die da eingeschlagen hat , vor allem eben im Bereich des so genannten "High Ends " da Vincent eben nicht im Konsumer Bereich begann sondern sofort qualitativ da eingestiegen ist , wo sonst Namen wie Burmester , Mark Levinson  u.a. zu finden waren .
1997 kam dann mit der SP-61 die erste Class A Endstufe für 2000DM auf den Markt , da stand eine Vincent plötzlich in der Bestenliste der Audio direkt auf einer Stufe mit einer Burmester Rondo , nur für weniger als den halben Preis.

Diese ersten China Geräte waren vom Materialaufwand ware Monster und es war erstmal vollkommen unbegreiflich , das die für diese Preise einen derartigen Aufwand betreiben konnten . Ich hab in der Folge sowohl die D-150 , den LS-1 als auch in einer Tuning Version die SP-61 zu Hause stehen gehabt , alles damals über das noch recht junge Ebay ersteigert , was in der Anfangszeit ein absolutes Schlaraffenland für jeden war , der sich mit der Materie intensiver beschäftigt hat , da alles was nicht jeder kannte für teilweise absurd niedrige Preise versteigert wurde .

Im Konsumerbereich waren im Gegensatz zu den heutigen China Krachern , die Firmen lange nicht so erfolgreich , weil weder Qualität noch Standfestigkeit der Geräte gegeben war . Es tauchten Firmen wie Tangent Audio und Block Audio auf , oder in Hamburg der Lautsprecher Hersteller TMA als Exclusiv Marke von Heimann , wobei die Anfänge voll in die Hose gingen . Tangent Audio wurde anfangs von Conrad Elektronik vertrieben aber nach einem Jahr wieder rausgeworfen wegen Fehlerquoten von teilweise über 50% .
Ein Schelm wer böses dabei denkt , wenn CD Player , Tuner und Verstärker für 99 DM pro Stück verkauft wurden .

Ich hab mir damals den Spaß gemacht auf der Funkausstellung in Berlin in etwas feinerem Zwirn durch die Gegend zu laufen , eine komplette Messehalle gabs damals um die Jahrtausend Wende nur mit chinesischen Firmen und ich bin mir vorgekommen wie auf dem Kiez , wenn dich alle 5 Meter einer in die Peep Show zerren will , zig Angebote ob ich denn nicht Exklusiv Importeur für irgendeine chinesische Firma werden wolle . Das war schon ziemlich wild damals , weil hinter diesen chinesischen Firmen nicht wie heute , junge Unternehmer , sondern der chinesische Staat steckte . Das waren keine Firmen sondern Handlanger .

Mit der Folge , das zu dieser Zeit auch die Nummer mit den angeblichen Profi Lautsprechern aufkam , wo Leute auf der Straße angesprochen wurden , ob sie nicht Lautsprecher zum absoluten Schnäppchen Preis kaufen wollen , die angeblich bei irgendwelchen Studio Ausstattungen übrig geblieben waren  rofl 

Das waren dann die Exklusiv  Importeure , die solche Schwindeleien sogar ungestraft praktizieren konnten . Als Importeur eben schnell ne Homepage erstellt mit "Listenpreisen" fern ab jeder Realität und den Schrott dann immer noch viel zu teuer an ahnungslose Passanten verticken . Firmen wie "Dragon Audio" dürften da einigen noch ein Begriff sein .

Auch der Firma LUA wurde extrem übel mitgespielt und ihr China Abenteuer kostete diese Firma ihr komplettes Know How , es dauerte kaum ein halbes Jahr und man konnte LUA Nachbauten über Internetseiten in Hong Kong unter 10 verschiedenen Namen kaufen .
Die frühen chinesischen Anbieter waren reine Kopierbetriebe auch durchaus untereinander , auf der IFA fand man auch Vincent Geräte unter zig verschiedenen Namen .

Das das Ganze damals teilweise durchaus positive Folgen hatte aber längst nicht so aufgefallen ist bei der breiten Masse lag einfach daran , das der Einstieg der Chinesen in den Stereo Markt in eine Zeit fiel , wo sich dieser Markt in Europa im freien Fall befand , da mit Dolby Digital 5.1 und DTS 5.1 die Mehrkanal Tonformate rauskamen , die dem Heimkino zu seinem Boom verhalfen . Die großen Japaner kürzten zu der Zeit radikal ihre Stereo Programme zusammen , eine Firma wie Technics stellte die Konsumer Sparte sogar komplett ein . Die damaligen Chinesen waren zu spät dran .

Trotzdem gibt es Tangent Audio , sowie Block Audio auch heute noch und ein wenig später kam Advance Akustik dazu .
Die Chinesen verlegten sich dann erstmal darauf beispielsweise bei Verstärkern reine Plattformen anzubieten , die dann optisch von diesen kleineren Herstellern individuell designed wurden . Da war dann teilweise fast komplett das gleiche drin , nur von außen unterschieden sich die Geräte .

Durch die Fertigung der großen Hifi Hersteller in China wurde aber jede Menge Know How transferiert , vor allem was eine gleichmäßige Qualität und eine bessere Endkontrolle angeht . Dazu hat China den Privat Sektor immer weiter liberalisiert , weil auch sie gemerkt haben , das sich mit zufriedenen Mitarbeitern besser Geld verdienen lässt und sich auch ein gewisser Ruf aufbauen lässt .

Eine weitere positive Folge damals war es , das sich die so genannten High End Hersteller plötzlich bezüglich ihrer Preise und auch ihrer Fertigungsqualität hinterfragen lassen mussten . Gerade sehr viele Hifiisten , die ihr Hobby intensiv betrieben hörten auf , sich jeden überteuerten Mist andrehen zu lassen , weil sie mitbekamen , das ein Land wie China auch eigentlich hochpreisige Geräte , problemlos für einen Bruchteil der Preise fertigen konnten .

Das was jetzt dagegen aus China kommt , das zeigt erstmal , das Chinesen auch nicht dümmer als andere sind und durchaus klasse Geräte fertigen können , wenn man sie nur lässt . Früher war diese Qualität nur Taiwan vorbehalten , heute klappt das auf dem Festland fast ebenso gut und auch die Fehlerquoten sinken rapide .

Die Doug Audio Röhrenvorstufe , die ich hier stehen habe , täte ich jederzeit wieder kaufen , das Preis/Leistungsverhältnis ist einfach klasse und ich habe da auch immer weniger Skrupel China Hifi zu kaufen , da eben die "großen" Hersteller genauso dort fertigen .

Rotel hat seinen Firmensitz in Hong Kong , NAD , KEF und Wharfedale lassen da fertigen , die Linton Heritage wird zum Beispiel in China hergestellt . Thorens hat eine Fertigungsstätte in Taiwan , wo die günstigeren Modelle gebaut werden , selbst Elac aus KIel fertigt nur noch die teuersten Modelle in Kiel , den Rest in China .

Von daher ist es heute praktisch egal , welcher Name dran steht , im Konsumerbereich kommt der Großteil der Geräte aus China , Ausnahme Pro-ject , die fertigen in Ost Europa , ansonsten made in Germany , dafür muss man heute richtig tief in die Tasche greifen .