Technics SH-3280: CD-4 pre
#1
Guten Nachmittag in die Runde,

Ich wollte euch hier mal einen Neuzugang vorstellen, den man, da Japan only, nicht an jeder Ecke sieht. Es geht um den Technics SH-3280:
   

Das Gerät stammt aus 1973 und ist ein Demodulator für Schallplatten mit "Compatible Discrete-4" (CD-4) -codiertem Signal. Dieses, von JVC entwickelt, war eines der konkurrierenden Quadrophonieformate und enthielt vollständige Signale für vier Kanäle (frühes Surround). Quadrophonie hätte gem. der Industrie "the next big thing" in den frühen 70ern werden sollen, hat sich aber bekanntlich nicht durchgesetzt. Gut für die Vinylscheibe war das trotzdem, denn die aufwändige Codierung (die hinteren Kanäle sind als Differenz zu den vorderen frequenzmoduliert in den Bereichen von 20-35 kHz, mit 30 kHz als Trägerfrequenz erhalten) führte zwangsläufig zu Verbesserungen der Tonabnehmer, inkl. besserer Nadelmaterialien wie Titan- und Borlegierungen, geringere Nadeldrücke, und u.a. den Shibata-Schliff (auch ein JVC-Patent).

Zurück zum Gerät: Kennern/Fans von CD-4 dürfte der Panasonic SE-405 bekannt sein. Dieser wurde m.W. nur in den USA vertrieben; der SH-3280 ist quasi die Japanversion. Der SE-405 hat zwar einen zusätzlichen Vierkanaleingang, der SH-3280 dafür einen direkten Phonoausgang, sowie hoch- und niedrigpeglige Line-Ausgänge – letzterer kann damit sowohl an einen Aux- als auch direkt an eine weitere Phonovorstufe angeschlossen werden.

Ganz schön aufwändig gebaut:
   

Die roten Kabel sind m.W. nicht original, machen den Klang aber umso wärmer. Wink


Nun, was will man heutzutage mit so einem Teil? In Quadrophonie werde ich mich (vorerst) nicht einarbeiten. Der SH-3280 bietet aber ferner die Möglichkeit, die speziellen strain gauge-Tonabnehmer anzusteuern. Im Gegensatz zu anderen Prinzipien (MM, MC, MI, etc.) drückt der Nadelträger hier direkt (physisch) auf siliziumdotierte Platten. Diese verbiegen sich dabei und verändern damit ihre Leitfähigkeit (quasi ein durch Verbiegen gesteuerter Halbleiter). Das Interessante: während bei allen anderen Technologien das Signal erst durch Bewegung eines Oszillators entsteht, geschieht dies hier direkt durch den Versatz zum Nullpunkt! Damit sind nicht nur "Frequenzen" runter bis 0 Hz möglich, die Art der Klanggeneration ist eine völlig andere.

Mir fehlt momentan leider noch ein passendes System (hat jemand eines über? Angel )

Neben dem SH-3280 gab's von Technics auch noch zwei kleinere, sowie drei grössere Modelle. Die Unterschiede (insbesondere zw. SH-3480 und 3580) sind mir jedoch nicht klar; gem. einschlägiger Internetseiten hat der 3280 sogar die besseren technischen Daten wie die grösseren. Ebenfalls hierzulande bekannt ist der etwas spätere Technics SH-400.


Meiner kam in optisch ziemlich üblem Zustand daher, mit durchgebrannter Birne. Aber er läuft.
Ich habe ihn testmässig mal an meine Hauptanlage gehängt:
   

Man kann den kleinen (eher: grossen) wie erwähnt auch als reguläre Phonostufe einsetzen. Funktioniert richtig gut, trotz seines Alters! In der Anlage bleiben wird er allerdings nicht, ich habe mittelfristige Pläne dafür.


Hat noch Jemand Erfahrungen mit Halbleiter-/strain gauge-Tonabnehmern, Quadrophonie (CD-4, SQ, etc.)?
LG Beni | ベニ
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#2
Ich hatte schon viele Quadrophonie-Geräte im Haus, habe die aber immer schnell wieder abgegeben, da ich in das Thema nicht einsteigen wollte und die attraktiven Preise, die sich mit den folgenden Kandidaten erzielen ließen, lockten.


   

   
Gruß
Michael
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#3
Hi Beni,
Ich hab noch ein (bis auf ein paar eigene Tests) ungenutztes Panasonic EPC450CII.
Also eigentlich hab ich zwei. Aber eins werde ich behalten.
Das System in meinem Weathers arbeitet nach dem selben Prinzip mit Speiseteil im Spieler montiert. Das ist aber natürlich nicht CD4-fähig.

Viele Grüße

Roman
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#4
Hi Roman,

Das tönt sehr interessant! Das Weathers (PS-11?) habe ich noch nicht gekannt. Sieht ein wenig aus wie das Euphonics Miniconic-System, auch strain gauge.
Habe ein EPC-450C zu gutem Kurs gefunden; ist noch auf dem Weg. Das 450C-II hat die besseren Kenndaten. Nun, ich werde mich mal an das Thema herantasten. Darf ich ggf. auf dich zurückkommen bezüglich des -II-Systems?

Sowohl Tonabnehmer als auch Speiseteil (v.a. der Panasonic SE-405) sind übrigens ausführlich analysiert und seziert worden (da auch). Der Tonabnehmer braucht keine RIAA-Kompensation, angeblich aufgrund der Prinzipien: bei der RIAA-Kurve werden Signale zwischen >0 und 500 Hz mit konstanter Amplitude, Solche über 500 Hz mit konstanter Geschwindigkeit des Schneidstichels aufgezeichnet. Dazu kommen noch die Absenkung und Anhebung tiefer bzw. hoher Frequenzen. Ein strain gauge-System hat dank Verschiebungsmessung gegenüber einem herkömmlichen Generator (mit Geschwindigkeitsmessung) genau die umgekehrte Amplitudenkurve: erhöht im Bassbereich und niedriger in den Höhen. So zumindest wird das propagiert. Naja, kann was dran sein; es wurde jedoch auch festgestellt, dass den Technics-Tonabnehmern trotzdem eine gewisse Anpassung zugute kommen würde. Ganz perfekt sind sie nicht.
Jedenfalls wird diesen Tonabnehmern ein besonders guter Klang attestiert; viele Besitzer siedeln die Baureihe über Top-MMs und MCs an. Soundsmith bietet Tonabnehmer und Speiseteile nach demselben Prinzip neu an, zu Preisen von 12'000-16'000 USD (sic!). Ausgangsbasis für diese waren übrigens... die Technics/Panasonic-Tonabnehmer.

Der Demodulator ist eine andere Sache. An sich kann ein Schaltkreis für die Stromversorgung dieser Tonabnehmer sehr einfach gestaltet werden (siehe oben verlinkten Thread). Leider ist der SE-405 (und damit der SH-3280) äusserst, wie's scheint unnötig kompliziert gebaut. Ein Nachteil ist die künstliche Begrenzung des Frequenzgangs auf 15 oder 16 kHz. Diese ist nötig für genügend Separation der CD-4-Platten, wird aber nicht deaktiviert, wenn der Demodulator auf "Stereo" geschaltet wird. Naja, meine Ohren gehen nur noch bis ca. 17 kHz...
LG Beni | ベニ
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#5
Diese Woche ist nun das passende Gegenstück zum SH-3280 eingetroffen.
Nach über 50 Jahren Dornröschenschlaf durfte das Halbleitersystem EPC-450C endlich aufwachen (NOS!).

   
   

Wie ersichtlich mit Ersatznadel EPS-450QD (separat erworben – auch NOS). Wahnsinn, was Technics damals für einen Aufwand betrieben hat, nur schon in der Verpackung: das Schächtelchen der Ersatznadel innerhalb der Kartonhülle ist... aus Aluminium.

   

Erster Funktionstest: klappt, kommt Ton raus aus beiden Kanälen.
Hat erst gerauscht wie ein Wasserfall und geknallt aus den Lautsprechern (hatte schon den SH-3280 in Verdacht), das lag aber an einer nicht richtig sitzenden Nadel.

Der Aufbau oben ist wie gehabt nur temporär. Am SL-1310MK2 sollte man so ein System sowieso nicht einsetzen, da dessen Signalunterdrückung bei Betätigung des Tonarmliftes nicht gerade gut mit der Stromversorgung des Halbleitersystems harmoniert. Leider sind System+Headshell viel zu leicht für meinen Hauptdreher; ich bekomme das Gewicht da nicht mal auf Null ausbalanciert. Langfristig wird die Kombi sowieso einen anderen Einsatzort bekommen (an meiner Zweitanlage).

Kurzer Frequenztest (leider mangels Testplatte nur mit Musik):
   

Rollender Tiefpassfilter ab 16 kHz ersichtlich, wie erwartet. Signale gehen trotzdem hoch bis über 20 kHz, wenn auch bedämpft. Man erkennt im rechten Kanal (unten links) schwach die Obertöne zw. 40-50 kHz (ist allerdings keine CD-4-Platte). Umschalten zw. Stereo und CD-4-Auto-Modus bewirkt keinen Unterschied.


Subjektiver Klangeindruck folgt irgendwann, sofern erwünscht.

Blush
LG Beni | ベニ
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#6
Sehr interessant und danke fürs Teilen. Smile

Hat der Technics wirklich einen Kurzschließer? Das kann für das Speiseteil recht ungesund werden.
Ich hatte mein EPC 450 CII an einem Dual ausprobiert und extra den Kurzschließer mit Tesa abgeklebt.
Es ist ja ein Unterschied ob ein relativ schwaches Signal auf Masse gelegt wird oder ob eine aktive Stromversorgung kurzgeschlossen wird.

Viele Grüße

Roman
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#7
Genau. Hat er, und so einfach kommt man da nicht ran, weil in der Tonarmbasis.
LG Beni | ベニ
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#8
Ich hatte beim Schreiben den 1210er im Kopf. Sorry. Deswegen die Frage ob der wirklich einen Kurzschließer hat.
Ich muss wohl auch mal wieder ein wenig Strain Gauge spielen.


Beim Weathers System kenne ich die Bezeichnung leider nicht. Die werden ab der Stereo Ära irgendwie alle als LDM bezeichnet was nur Low Dynamic Mass heißt. Da gibt's aber definitiv Unterschiede. Nämlich jenes mit Speiseteil und ein anderes/späteres/einfacheres für das es nur Zwischenstecker zur Anpassung an den MM-Eingang gibt. Da wird wohl ein normales Keramiksystem sein.
Ich googel mal mit der von dir erwähnten Bezeichnung. Smile

Viele Grüße

Roman
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#9
Grad gegoogelt. Stimmt, das Weathers PS-11 ist das erste Stereo System. Hatte ich ja auch schonmal rausgefunden.... die Vergesslichkeit.... Wink
Ob meins das selbe ist weiß ich allerdings nicht. Das Speiseteil ist auf jeden Fall anders. Und der Tonarm ist auch schon optisch moderner.

Viele Grüße

Roman
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#10
(08.10.25, 21:22)Kōnosuke schrieb: Genau. Hat er, und so einfach kommt man da nicht ran, weil in der Tonarmbasis.

Solltest Du Dich an die Tonarmbasis wagen wollen, hilft Dir vielleicht mein Thread zur Liftreparatur etwas weiter.

https://plattenspieler-forum.de/showthread.php?tid=1205

   
Viele Grüße Christian
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