Berechnungen zu Armgeometrien
#2
(05.09.25, 7:52)Tornadone schrieb: Ich hab im Lenco Heaven gerade diesen Link gefunden:
https://korfaudio.com/blog104

Da sind einige erschreckende Fakten zu den Justageschemata enthalten. V.a. dass das alles rein theoretischer Natur ist. Schaut euch mal die realen Messungen an!

Viele Grüße 

Roman

Mein Weltbild bricht zusammen /s  rofl

Für alle, denen die englische Version zu anstrengend ist, hier eine Zusammenfassung auf deutsch:


Tonarm-Ausrichtungen basieren auf drei grundlegenden mathematischen Theorien:
  • Eric Löfgren (1938) – erste Veröffentlichung in Stockholm.
  • H. G. Baerwald (1941) – ähnliche Theorie, unabhängig entwickelt.
  •  J. K. Stevenson (1966) – andere Ausrichtung, aber auf Baerwalds Formel gestützt.

[*]Alle drei Theorien sind rein mathematisch hergeleitet („mentale Experimente“), ohne experimentelle Überprüfung mit realen Daten. Die Berechnungen gehen davon aus, dass der Winkel-Tracking-Fehler zu harmonischer Verzerrung führt (vor allem 2. Oberwelle). Ziel ist, diesen Fehler mit Überhang und Offset-Winkel zu minimieren.
[*]Ein zentrales Problem: Es gibt keine experimentellen Beweise für die Gültigkeit der Berechnungen. In 87 Jahren nach Löfgrens Veröffentlichung wurde nie überprüft, ob die Theorie in der Praxis stimmt.

Möglicher Grund: 
Experimente wurden durchgeführt, passten aber nicht zur Theorie – und die Ergebnisse wurden nicht veröffentlicht.

Heute könnte man dank moderner Technik und Internet den THD (Total Harmonic Distortion) über eine gesamte LP-Seite messen und so die Theorien endlich experimentell überprüfen.

Um THD (Total Harmonic Distortion) über die gesamte Bewegung des Tonarms zu messen, wurde eine Testschallplatte (Sperling TLP-1) mit einem 1 kHz Sinuston auf der ganzen Seite verwendet.

Problem: 
Testplatten haben oft schon eingebaute harmonische Verzerrungen in den Rillen, aber bei dieser Platte sind sie relativ gleichmäßig verteilt. 

Die Messungen wurden nach RIAA-Entzerrung durchgeführt. Da 1 kHz ein Neutralpunkt der RIAA-Kurve ist, sind die Ergebnisse gültig.

Ergebnisse:
• Mit einem elliptischen Schliff zeigt sich eine lineare Zunahme der THD: von niedrigen Werten in den äußeren Rillen bis zu ca. 2 % nahe dem Auslauf. Dies widerspricht völlig den theoretischen Berechnungen nach Baerwald, die Verzerrungen an zwei Nullpunkten und dazwischen Anstiege erwarten.
• Überraschend: Die gemessene Gesamtverzerrung ist teilweise sogar niedriger als die theoretisch berechnete 2. Harmonische.
• Mit einem konischen Schliff wurden die Verzerrungen deutlicher, aber auch hier keine Spur der theoretischen Vorhersagen – nur eine gleichmäßige Steigung proportional zur Rillengeschwindigkeit.

Schlussfolgerung:
• Die Theorien von Löfgren, Baerwald und Stevenson versagen komplett darin, die tatsächliche Verzerrung vorherzusagen (falscher Verlauf, falsche Größenordnung).
• Trotzdem haben sie das Tracking-Error-Modell korrekt berechnet – sie haben nur seine Auswirkungen falsch interpretiert.
• Fazit: Es macht weiterhin Sinn, den Nachführfehler zu minimieren, aber nicht wegen harmonischer Verzerrung, sondern aus anderen Gründen.
Viele Grüße Christian
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RE: Berechnungen zu Armgeometrien - von Darkstar - 05.09.25, 8:20
RE: Berechnungen zu Armgeometrien - von WBC - 05.09.25, 11:34

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