Keramiksysteme
#31
Hallo zusammen,

jetzt hab ich endlich mal etwas Zeit und Muße um was zum Thema zu schreiben. Eins vorweg: Ich weiß nicht ob ich es hier nicht auch schonmal geschrieben habe, es geht mir nicht darum diese alten Systeme über den Klee hinaus zu loben. Mich selber erstaunt allerdings ein Vergleich zu durchschnittlichen MMs immer wieder. Und was mich tatsächlich etwas stört ist die Annahme der spanenden Rillenbearbeitung (absolut nicht persönlich gemeint, sondern eher bzgl der allgemein verbreiteten Meinung geschuldet) was ich wirklich nicht nachvollziehen kann.

Zum obigen Beispiel Elac KST110 versus STS333:

ich finde das Beispiel leider etwas unglücklich gewählt. Außer der besseren Kanaltrennung beim STS bleiben letztlich nicht wirklich Unterschiede. Beide haben eine 17µ Diamantnadel und spielen bei 2,5g Auflagegewicht. Der Übertragungsbereich ist auch grob vergleichbar.

Was die Abnutztung der Rille betrifft....

Liege ich völlig falsch wenn ich meine dass die ausschlaggebenden Faktoren die Auflagekraft, der Nadelschliff (Material) und die Rückstellkraft sind?

Da würde ich dem Elac KST110 mit seiner höheren Compliance definitiv eine geringere Rillenbelastung unterstellen. Der Diamant ist sicherlich identisch da vom selben Hersteller aus der selben Zeit mit der selben Verrundung.

Konsequenterweise würde ich sogar einem Denon DL103 eine höhere Rillenbelastung als vielen Keramiksystemen unterstellen.

Fakt ist was es in der Praxis ausmacht. Und das ist wahrscheinlich nix. Sonst würden viele MCs die Platten nachhaltig zerstören oder zumindest in höherem Maße abnutzen.

Was aber bei Keramiksystemen zu einem Problem bzgl. Abnutzung führen kann, ist die Verwendung von Safiren. Nicht nur, dass sie sicherlich oftmals viel zu spät gewechselt werden, sie nutzen sich auch sehr schnell ab und verlieren ihre ursprünglich angedachte Form. Ob das jetzt zu höherem Verschleiß der Platte führt kann ich nicht sagen. Evtl. macht es sogar garnix aus weil der Safir sich stärker abnutzt als die Rille. Sicherlich führt es aber zu einer Verschlechterung der Übertragung.

Thema Auflagekraft:

Alle Keramiksysteme die ich immer mal wieder höre laufen bei mir mit maximal 2,5g. Jetzt kann man natürlich behaupten dass mit das die Platten auf Dauer zerstört weil die Nadel in der Rille taumeln kann und an den Flanken anschlägt. Deswegen soll man sich ja auch im angegebenen Auflagekraftbereich bewegen.
Jetzt isses aber so dass bei den Keramiks die Auflagekraft in den weitaus meisten Fällen durch das Anforderungsprofil bedingt wird. Und das wäre das sichere Abtasten und ein ausreichend hoher Output für die nachfolgende Kette. Wenn man sich nun anschaut wo diese Systeme verbaut wurden bemerkt man schnell warum die Auflagekräfte so hoch sind. Es sind meist Einfachdreher mit Tonarmen die teilweise erst ab oder über 2 g Auflage überhaupt sicher abtasten können. Einen hohen Output benötigen diese ebenfalls weil man sich ja eine Vorverstärkung eingespart hat.

Schaue ich mir aber Nadelschliff und Compliance an und vergleiche mit ähnlichen Systemen, sehe ich warum die Dinger auch bei wesentlich geringeren Auflagekräften sauber laufen. Mit einem vernünftigen Tonarm habe ich da keine Probleme. Und bzgl. Output: Piepegal. Ist eigentlich eh zu viel. Ob da jetzt 50mV oder 350mV rauskommen spielt keine Rolle.

Bei meinen Testereien (nicht Testreihen Wink Wink ) taste ich mich übrigens immer über schlechte Hitplatten hin zu meinen Lieblingsplatten oder denen mit denen ich gut vergleichen kann. Einige Systeme schaffen es nie bis zu diesem Punkt. Z.B. die ganz alten oder extrem starr aufgehängten. Da bleibt es meist beim simplen Funktionstest. Auch lasse ich nie und never gebrauchte Saphire auf bessere Platten los. Alle diese Systeme teste ich nur mit nagelneuen Nadeln. Einzig Diamanten dürfen gebraucht sein, müssen aber auch erst an Low-Level-Vinyl zeigen dass sie noch Potential haben.

Normalerweise schrteibe ich nicht solche "Aufsätze" aber ich hab`s mir ja mit der Vorstellung dieser Nischensysteme ja eigentlich auch selber eingebrockt. Wink 
Es würde mich freuen wenn jemand etwas Blut geleckt hat und auch Spaß an solchen Experimenten hat. Ich kann auch gerne mal die einfache Velocitone-Schaltung vorstellen mit der ich die Keramiks über den MM-Eingang laufen lasse.

Viele Grüße in die Runde. Smile 

Roman
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#32
(15.10.23, 11:33)Tornadone schrieb: Ich kann auch gerne mal die einfache Velocitone-Schaltung vorstellen mit der ich die Keramiks über den MM-Eingang laufen lasse.

Aber sehr gern. th_up 

Gruß Jörg
Ich bin eigentlich ein ganz Netter, wenn ich Freunde hätte könnten die das sicher bestätigen.
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#33
Guck mal Roman,
was ich in einer Grabbelkiste gefunden habe.
Da keine Ahnung von der Materie, kann ich nicht sagen, wie der Zustand ist.
Auf jeden Fall schick und eigentlich zu schade um rumzuliegen. Cool
   
   
Ein gutes Hobby will gepflegt sein!
Grüße von
Tom (früher Vinyl Tom)
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#34
(15.10.23, 15:06)höanix schrieb:
(15.10.23, 11:33)Tornadone schrieb: Ich kann auch gerne mal die einfache Velocitone-Schaltung vorstellen mit der ich die Keramiks über den MM-Eingang laufen lasse.

Aber sehr gern. th_up 

Gruß Jörg

Na dann. Smile  Ich habe keine Mühen gescheut und in den letzten Stunden extra den Schaltplan für euch von Hand gezeichnet. Dabei habe ich dann leider nur einen Kanal geschafft  Tongue:

Edit: Und vergessen Masse und Signal zu bezeichnen.... Signal ist der obere Zweig mit dem Kondensator.

   

Ich muss aber dazu sagen dass der 10K Widerstand auf Masse für die meisten Phono-Pres wohl zu groß ist obwohl die Schaltung eine offizielle Sonotone-Empfehlung ist. Ich habe damit kein Problem weil mein Pre am Pioneer bis 200mV pegelfast ist. Aber im Dual-Board hat das jemand nachgebaut und es hat mit Dual CDS 660 übersteuert. Ich würde deshalb den Widerstand auf 4K7 verkleinern oder gleich ein 10K-Poti (ich selber hab entsprechendes Stereo-Poti zwar liegen, aber noch nicht eingebaut....) verwenden.
Die Schaltung ist mit Kerkos und Festwiderständen sogar so klein, dass sie in ein SME-Headshell passt. Ich habe sie in einer Umschaltbox so dass ich auch einen Bypass schalten kann. Achtung! Die Schaltung muss komplett getrennt werden! Entweder die Masse mitschalten oder, wie ich, vor und hinter der Schaltung trennen. Sonst liegt der 10K weiter parallel am Eingangswiderstand des Pres.

Viele Grüße

Roman
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#35
(15.10.23, 16:58)DUAL Tom schrieb: Guck mal Roman,
was ich in einer Grabbelkiste gefunden habe.
Da keine Ahnung von der Materie, kann ich nicht sagen, wie der Zustand ist.
Auf jeden Fall schick und eigentlich zu schade um rumzuliegen. Cool

Das dürfte ein CDS420 sein, oder?
Gruß
Michael
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#36
(15.10.23, 16:58)DUAL Tom schrieb: Guck mal Roman,
was ich in einer Grabbelkiste gefunden habe.
Da keine Ahnung von der Materie, kann ich nicht sagen, wie der Zustand ist.
Auf jeden Fall schick und eigentlich zu schade um rumzuliegen. Cool

Ja das ist wahrlich schick. Ich mag so Klötze. Smile 
Ich habe eines an einem TKO für meinen Dual 1009. Das verwendete ich am Kristalleingang vom CV40 für Schellacks. Allerdings bemerke ich gerade dass ich es noch nicht am MM-Eingang probiert habe. Das liegt v.a. daran dass es 5-6g Auflagekraft möchte... Ein Datenblatt habe ich bis jetzt leider nicht gefunden. Liegt da bei deinem System eines dabei?
Du hast übrigens das Set CDS420 und LK33. Das System selber hat oben drauf Gewinde zur Halbzollmontage.
Aktuell gibt es das auch immernoch beim Nadelwilli zu kaufen.

Ob deines noch geht kannst du nur durch einen Test herausfinden. Aber ich glaube trotzdem es ein Kristall- und kein Keramiksystem ist ist das ziemlich unproblematisch.

Achtung! Die Nadeln folgen nicht der gewohnten Farbcodierung!!! Hier ist die Grüne für Mikrorillen und die Rote für Schellack/78er. Die Umschaltknöpfe von diversen Wendesystemen sind eigentlich fablich immer genau andersrum codiert.

Ich hab auch etliche verschiedene Nadeln dafür:

   

Safir in Mikrorille ( DN 4, PappBlister) und 78er (DN 45, Minischachtel) und die Diamantnadel (DN43, Pappschachtel)

Viele Grüße

Roman
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#37
(15.10.23, 17:57)Tornadone schrieb: Ich habe keine Mühen gescheut und in den letzten Stunden extra den Schaltplan für euch von Hand gezeichnet. Dabei habe ich dann leider nur einen Kanal geschafft  Tongue:

[Bild: https://plattenspieler-forum.de/attachme...nail=27433]

Das ist aber doch nur eine Anti-RIAA, welche scheinbar zudem nur auf eine Zeitkonstante wirkt.
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#38
(15.10.23, 22:18)Don_Camillo schrieb:
(15.10.23, 17:57)Tornadone schrieb: Ich habe keine Mühen gescheut und in den letzten Stunden extra den Schaltplan für euch von Hand gezeichnet. Dabei habe ich dann leider nur einen Kanal geschafft  Tongue:

[Bild: https://plattenspieler-forum.de/attachme...nail=27433]

Das ist aber doch nur eine Anti-RIAA, welche scheinbar zudem nur auf eine Zeitkonstante wirkt.
Öhm, ja genau. Enttäuscht? Du schreibst "nur". Hast du mehr erwartet?
Funktioniert auf jeden Fall. Und das passiv.

Viele Grüße

Roman
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#39
(15.10.23, 22:37)Tornadone schrieb: Öhm, ja genau. Enttäuscht? Du schreibst "nur". Hast du mehr erwartet?
Funktioniert auf jeden Fall. Und das passiv.

Na ja, ein bisschen schon, aber aus technischer Sicht. Keramik-Systeme sollen ja an normalen Hochpegeleingängen, wenn diese hochohmig abgeschlossen sind wunderbar funktionieren. Warum also soll man dann also eine "halbe" Anti-RIAA vor eine RIAA-Entzerrung setzen und sich das Thema Phasensalat der frequenzabhängig die Phase drehenden Kondensatoren gleich zweimal antun? Es wäre also qualitativ und technisch deutlich sinnvoller ausschließlich hochohmig abgeschlossene Hochpegeleingänge zu verwenden. Cool
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#40
@Tornadone.... Ein Datenblatt habe ich bis jetzt leider nicht gefunden. Liegt da bei deinem System eines dabei?

Meine ja.
Habe das System aber am Wochenende zu einem Kumpel gebracht.
Der testet es für mich. Der hat noch die "alten" 12...er DUALS, ich besitze nur die "neuen"  7...er
Ein gutes Hobby will gepflegt sein!
Grüße von
Tom (früher Vinyl Tom)
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