SME 3012R
#1
Hi Froinde
Am 21.1. ist es soweit, ich erhalte dann meinen langerwarteten SME 3012R. 
Natürlich gebraucht und daher meine Frage: worauf muß ich bei der Übergabe achten? Was gehörte alles zum Originallieferumfang dazu? Gibt es bekannte Schwachstellen die ich überprüfen kann?
Der Verkäufer ist sehr vertrauenswürdig, aber ein paar Tips können ja nicht schaden.
Gruß Rüdiger 
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#2
Ich könnte nur allgemeine Tipps zur Funktionsprüfung geben, wenn die erwünscht sind. Nicht speziell auf den 3012R und sein Zubehör bezogen.
Beste Grüße
Ralf

Ich will immer glänzen, obwohl ich keinen Schimmer habe..... Sad .....(abgewandelt von Heinz Erhard)
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#3
Ich glaube dazu braucht es einen kurzen Abriss der ganzen SME 3009/3012 Geschichte:

fangen wir aber erstmal mit einem Fertigungsproblem, welche allen SME 3009/ 3012 gemein ist an. Wir haben es hier der typisch britischen Verarbeitungsqualität zu tun. Nach dem Jahrhundertwechsel und den Anfängen der Eisenbahn hat UK einfach verlernt, dass Maschinenbau auch Präzision bedeutet. So konnten da die glorreichen britischen Automaobile untergehen und SME ist keine Ausnahme. Das Joch wurde gegossen und anschließend außen über geschliffen. Das Widerlager für die Messerschneide hat man aber vergessen, so dass hier noch Gussgrate stehen blieben und die Messerschneide nicht über Ihre gesamte Breite sondern nur punktuell aufliegt. Das zieht sich durch alle Serien des SME 3009 und 3012 durch.

Ist das relevant? Ja, ist es, weil sich bei nur punktuell aufliegender Messerschneide die Lateralbalance nicht vernünftig einstellen kann und die Messerschneide als Lagerkonstrukt nicht sauber funktioniert. Das führt zu einer eingeschränkten Räumlichkeit, Plastizität und weniger Details in der Wiedergabe.

Den Effekt hat SME dann in den Siebzigern nochmals getoppt - allerdings im negativen Sinn. Das war die Einführung der Nylon-Messerschneide. Diese nutzt ab, drückt sich in die Gussgrate und verschlechtert damit über die Zeit die Wiedergabe nochmals.

Die leichten Änderungen in der Geometrie über die Zeit (erkennbar z.B. anhand der unterschiedlichen Nullpunkte) ergeben übrigens keinerlei wirklich reproduzierbare Änderung im Klang.
  • Die Urversion startete mit Stahlarmrohr und Messerschneidelager ebenfalls aus Stahl. Das ist die Version mit dem runden und nicht ovalen (nach oben spitz zulaufenden) Joch. 

    Dieser klingt gänzlich anders, als seine Nachfolger. Er spielt deutlich runder und saftiger, erinnert klanglich sogar ein bisschen an die Ortofon RMG.

  • Die Series II kam dann mit Aluminiumarmrohr und Stahl-Messerlager, zu Anfang zweiteiliges Gegengewicht und die Verbindung zw. Armrohr und Gegengewichtsstummel (später Acoustic Coupling Element genannt) war eine Spreizverbindung bei der von hinten eine Schraube durch den  Gegengewichtsstummel verläuft und am Verbindungspunkt einen kleinen Kegel in eine Hülse zwängt und damit die Hülse spreizt. Die Hülse hat dabei quasi einen Gummimantel, welche mit einem Stück Schrumpfschlauch heute recht einfach reparabel ist.

    Später hatte die Serie II dann dort ein zweiteiliges eingeklebtes Gummielement (den sog.  Acoustic Coupler), welchen es heute noch als Ersatzteil gibt. Hier verläuft quasi vom Armrohr nach hinten eine Stangs durch den  Gegengewichtsstummel, vorne werden mit dem Gummi Armrohr und  Gegengewichtsstummel verbunden und hinten am Ende der Stange kommt ein weiteres kleines Gummi drauf, welches als Stütze/ Auflager funktioniert.

    Noch später wurde das zweiteilige Gegengewicht durch ein Einteiliges ersetzt.

    Das Problem mit den hängenden Gegengewichtsstummeln tritt nur bei der Ausführung mit dem Acoustic Coupler auf und es äußert sich nicht nur durch ein hängendes Gegengewicht sondern der Ausleger zur Einstellung von Lateralbalance und Auflagekraft sorgen dafür, dass sich der Stummel mit dem Gegengewicht an der Gummiverbindung verdreht. Das ist der Grund, weshalb diese hängenden Gegengewichte immer so komisch aussehen.

    Klanglich spielt die Version mit dem zweiteiligen Gegengewicht etwas frischer, mit mehr Details, was auch erklärlich ist, da durch den Split des Gegengewichtes das große Hauptgewicht immer näher an den Drehpunkt kommt als bei der Version mit dem einteiligen Gegengewicht und somit die Variation der Auflagekraft und somit die Abtastverzerrungen bei der Ausführung mit dem zweiteiligen Gegengewicht immer geringer ausfallen.

    Diese Series II hatte eine effektive Masse von 12,5g (3009) bzw. 14g (3012) 

  • Die Serie SME 3009 Improved = festes Headshell und SME 3009 S2 Improved = wechselbares Headshell kamen mit Aluminiumarmrohr und einer Messerschneide aus Nylon.
    Beide Ausführungen weisen leider nicht ganz die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit des späteren Series 3 auf. Aluminiumarmrohr und Nylon-Messerschneide klingen zudem recht langweilig, getragen, wenig offen und plastisch/ räumlich. Der Effekt eines jeden SME 3009, dass dieser deutlich breiter und gleichzeitig weniger tief und hoch abbildet verstärkt sich bei den Improved Modellen wie ich finde deutlich. Der Series 3 ist eindeutig das besser durchdachte Konzept und der besser 8im Vergleich zum Improved) klingende Tonarm.

    Diese Serie weist eine effektive Masse von 6,5g (3009 Imp) bzw. 9,5g (3009 S2 Imp) auf und sind damit für für Tonabnehmer mit hoher Nadelnachgiebigkeit geeignet.

  • Mit der Serie R kam eine zusätzliche Länge (10"), so dass es nun SME 3009 R, SME 3010 R und SME 3012 R gab. Sie kamen mit Edelstahlarmrohr (Dicke 0,25mm) und Kunststoff(Nylon)-Lager, immer zweiteiligem Gegengewicht und war ebenfalls immer ohne Werkzeug einstellbar. Deshalb finden sich dort überall diese Rändelmuttern.

    Optional war ab Werk ein Messerlager aus magnetischer Druckgusslegierung bestell und nachrüstbar.

    Weil das Nylon-Lager bescheiden war, ist und klingt hat man und haben wir früher bereits das Nylon-Lager gegen das Stahllager der Serie II getauscht. Grundsätzlich aber klang das Stahlarmrohr mit dem Nylon-Lager frischer und offener als die Improved Modelle. Diese Stahl-Messerschneiden der Series II gibt es nicht mehr direkt bei SME, findet man heute aber ab und an in eBay und es gibt bei Robert Graetke auch als Alternative die Bronze-Messerschneide.

    Diese Serie weist eine effektive Masse von 12,7g (3009-R), 12,8g (3010-R) bzw. 14g (3012-R) auf. Aber bitte VORSICHT: gleichzeitig wurden die sehr leichten Headshells eingeführt. Die effektive Masse mit den alten SME- oder Alternativ-Headshells wird dann höher ausfallen

Wo haben die SME 3009/ 3012 noch Ihre Problemchen?

Die Pins bzw. die Federn, welche die Pins im SME Bajonett nach draußen drücken und dann mit den Pins der Headshell für "Kraftschluss" sorgen leiern gerne aus. Zudem haben Bastler gerne beim Versuch die Innenverkabelung zu tunen hier auf die Pins beim Löten zu viel Hitze gegeben, so dass der Plastikkorpus in dem die Pins geführt werden überhitzt, beginnt zu schmelzen und die Bewegungsfreiheit der Pins zusätzlich einschränkt. Kontaktprobleme sind hier also dann vorprogrammiert. Es gibt aber noch wenn auch kostspieligen Ersatz des Bajonett-Einsatzes bei SME
Nicht nur wegen des Brexit ist die Ersatzteilversorgung mittlerweile schwierig. Deshalb sollte er wirklich komplett sein und keine Fehlteile haben. Dazu gehört dann auch das Zusatzgewicht für die Auflagekraft, welches z.B. für SPU oder besonders schwere Kombinationen aus Headshell und Tonabnehmer benötigt wird, beide Gegengewichte, der Schirmbecher und die Justageschablone

Ich würde mir den 3012R an Deiner Stelle bei der Übergabe anhören und mit mindestens einem anderen Tonarm vergleichen. Dabei kommt es nicht so sehr auf den Tonabnehmer an, denn die typischen Eigenheit in der Darstellung von Raum, Plastizität und Details machen die MSE 3009/3012 immer. Es ist also immer breiter, weniger hoch und weniger tief als Normal. Das muss man mögen.

Alternativen? Ja, Schick 12" oder RMG-309, wobei der RMG-309 ohne das optionale Reitergewicht OL-1 nur mit einem klassischen SPU korrekt betrieben werden kann.
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#4
Anhören wird schwierig, da der Arm nicht auf einem Plattenspieler verbaut ist.
…und nein, eine Alternative kommt nicht infrage. Klanglich könnte ich problemlos bei meinem Scheu Classic bleiben. Es geht mir vorrangig um die Optik und den Legendenstatus.
Gruß Rüdiger 
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#5
Verstehe. Dann möchte ich Dir sowohl eine Überholung bei Robert Graetke (insbesondere wegen des Widerlagers der Messerschneide und darin ggf. befindlichen Gussgraten) als auch sein Bronzeschneidlager, je nachdem, welcher Cinch-Anschlussblock bereits montiert ist, seinen Umbausatz auf Abgang nach unten und die Bronzebasis ans Herz legen. Ich habe bei meinem ehemaligen 3012 Series II den Kombistecker durch den Cinch-Umbausatz ersetzt, das Messerschneidelager konnte bleiben, da aus Stahl, aber das Widerlager wurde nachbearbeitet und die Bronzebasis nachgerüstet. Das ergibt einen echten Klassenwechsel in der Wiedergabe und man kommt damit dann sogar klanglich in die Nähe der großen neuen SME wie dem IVer oder Ver. Das lohnt sich also wirklich.
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#6
Danke dir Rolf
Ich werde das alles mal bei der Übergabe überprüfen und hoffen, daß evtl schon Metall/Bronzelager montiert sind.
Wie gesagt, der Verkäufer ist absolut seriös und repräsentiert den aktuellen SME Deutschland Vertrieb. Ich kenne ihn noch vom Kauf meiner ATCs 2019 und habe bislang nur beste Erfahrungen mit ihm gemacht.
Falls übrigens jemand Interesse an gebrauchten ATCs hat kann ihm dort auch geholfen werden. Bei speziellen Modellwünschen muß man allerdings Zeit mit einkalkulieren.
Gruß Rüdiger 
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#7
So, nachdem ich den Arm vorletzten Samstag abgeholt habe, habe ich ihn schon wieder weiterverkauft.
Wie kommt’s? Jahrelang wollte ich diesen Arm haben, aber als er endlich in meinem Besitz war stellte sich keine Euphorie ein. Ich sah mehr Probleme mit der Einstellung und Montage als dass ich mich gefreut habe und so habe ich ihn kurzentschlossen weiterverkauft. Möge er jemand anderen glücklich machen.🙋
Gruß Rüdiger 
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#8
Banause.............. Tongue
Beste Grüße
Ralf

Ich will immer glänzen, obwohl ich keinen Schimmer habe..... Sad .....(abgewandelt von Heinz Erhard)
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#9
Montage und Einstellung sind eigentlich relativ einfach, Wartung und Instandsetzung sind schwieriger.

Die Feage ist aber wohl eher, in welche Richtung Du mit deinem Scheu gehen willst?
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#10
(30.01.24, 10:34)Don_Camillo schrieb: Montage und Einstellung sind eigentlich relativ einfach, Wartung und Instandsetzung sind schwieriger.

Die Feage ist aber wohl eher, in welche Richtung Du mit deinem Scheu gehen willst?

Hi Rolf
Das ist genau das Ding, ich möchte mich aktuell, von dem Punkt an dem ich mich befinde, gar nicht wegbewegen, da mir im Augenblick(zumindest mit bestimmten Alben)analog besser gefällt als digital. Das war lange Zeit nicht der Fall und im AAA gibt es noch von mir gestartete Threads wie „Was muß ich verändern damit analog genauso gut klingt wie digital?“
Im Grunde war es auch der Grund für den Weiterverkauf, ich wußte wenn ich den SME montiere, daß ich ein neues großes Fass aufmache(Tuning der Lager/Headshell Wahl/neuer Tonabnehmer/Basis für den 2. Tonarm/Zweitsystem/Zweitpre/etc..)auf das ich gar keinen Bock habe und das den aktuellen Zustand des Angekommenseins(nicht weil ich denke es geht nicht besser sondern einfach weil ich im Moment zufrieden bin)gefährdet.
Das heißt klanglich möchte ich mich gar nicht bewegen, nur eine Verbesserung der Optik und Haptik plus die Gewissheit einen echten Klassiker zu besitzen hätte mich gereizt.
Gruß Rüdiger 
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