(13.02.22, 11:15)Jan schrieb: [ -> ]Ein Vergleich eines der viel gelobten Plattentellerlaufwerke von Pioneer mit einem einfachen Kenwood brachte genau nichts. Ich konnte die beiden am Klang nicht unterscheiden.
Das ist sogar nachvollziehbar, weil bei solchen Hörvergleichen meist das falsche Musikmaterial genutzt wird. Egal ob man das nur als Spaß an der Freud oder in einem "steifen" Blindtest versucht, muss man sich doch zuerst Gedanken darüber machen, welche Unterscheide denn überhaupt erwartbar wären. Dementsprechend muss auch das Musikmaterial ausgewählt und das Hören trainiert werden.
Beim Musikmaterial geht es um die Aufnahmesituation, die Instrumente und Stimmen und das Mastering. Wurde bei der Aufnahme überhaupt keine Rauminformation eingefangen sondern das Raumgefühl erst im Mastering am Mischpult erzeugt, dann unterscheidet sich vorne, hinten sowie rechts und links nur durch Phasenlage und Pegel. Kein Wunder also, dass dann in der Wiedergabe eben nicht der Hall und das Raumgefühl eines Kirchenschiffs entstehen kann. Je höher die Abbildungsschärfe der Verstärker-/ analogen Ausgangsstufe, desto deutlicher wird dieser Fehler in Aufnahme und Mastering auch wiedergegeben und erkannt. Nutzt die Band z.B. keinen handgezupften Bass sondern erzeugt diesen über Midi-Files am Computer, dann wird das nicht nur trotz sondern eben wegen höherem Auflösungsvermögen und einer höheren Abbildungsschärfe, welche eine höherwertige Verstärkerstufe liefert, eben noch deutlicher nach Plastik klingen und eben noch deutlicher nicht ausschwingen sondern abgehackt, flach und falsch klingen.
Bewertet wird eine prinzipiell bessere Auflösung, eine höhere Abbildungsschärfe, eine höherwertige Wiedergabe ohne entsprechende Vorüberlegung und Hörtraining dann aber ggf. sogar als schlechter.
Besonders gut für solche Vergleiche und insbesondere Blindtest wären z.B. Klassikaufnahmen der DGG aus den 70ern geeignet, welche im Studio und nicht in einem Konzertsaal entstanden sind. Die DGG hat Ihre Studioauslastung schon ziemlich früh optimiert, so dass es sehr straffe Zeitpläne für die Einspielungen gegeben hat. Wurde ein Orchester nicht rechtzeitig fertig, dann waren diese am darauffolgenden Tag mit Sicherheit nicht mehr im gleichen sondern in einem anderen Studio und mit entsprechender Wiedergabegüte (Auflösung und Abbildungsschärfe) kann man diese wechselnden Studiobeschaffenheiten in den Aufnahmen dann sogar innerhalb eines Stückes deutlich heraushören und das wäre ein Qualitätsmerkmal für mehr Auflösung und Abbildungsschärfe.
Dire Straits, Pink Floyd und Co. sowie die meisten der gehypten audiophilen Scheiben z.B. mögen ja dem Zeitgeschmack entsprechen, eignen sich aber wegen deren Masterings weder für ordentliche Hörvergleiche noch für Blindtests. Auch wenn das eher nicht der Zeitgeschmack ist, aber originale Pressungen der DECCA SXL (Klassik), der DGG, frühe SABA und MPS Jazz-Einspielungen oder Masterings, welche von Bert Kaempfert gemacht wurden (z.B. Freddy Quinn und seine eigenen Sachen) und meist auf Polidor erschienen sind sind gute Kandidaten, um überhaupt ein mastering und ein medium in Händen zu halten, mit dem man Unterscheide hören können muss, wenn man seinem Ohr auch zuvor beigebracht hat nicht auf die müden Effekte herein zu fallen sondern wirklich auf die qualitätsentscheidenden Fakten zu hören.
Das ist allerdings immer noch keine Garantie dafür, dass man dann in einem Blindtest das Gerät richtig erkennen oder eine Veränderung durch Qualitätssprung korrekt zuordnen kann, weil sich diese Unterschiede eben in den meisten Fällen auch nur ziemlich subtil darstellen.